Manchmal sind es scheinbar gewöhnliche Tage, an denen Geschichte geschrieben wird. Der 24. März ist so ein Tag – vollgepackt mit Ereignissen, die in die Annalen eingegangen sind. Von dramatischen politischen Wendungen über technische Pionierleistungen bis hin zu bitteren Tragödien: Ein Blick auf diesen Tag führt uns quer durch die Jahrhunderte, über Kontinente hinweg – und auch mitten hinein ins Herz Frankreichs.
1944: Das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen
Rom, 24. März 1944: Als Reaktion auf einen Anschlag der italienischen Widerstandsbewegung, bei dem 33 deutsche Soldaten ums Leben kamen, befahl die deutsche Besatzungsmacht die brutale Ermordung von 335 Zivilisten. In den Ardeatinischen Höhlen südlich der italienischen Hauptstadt wurden die Opfer – darunter viele Juden und politische Gefangene – erschossen und ihre Leichen in den Stollen verscharrt.
Dieses Kriegsverbrechen brannte sich tief ins kollektive Gedächtnis Italiens ein und ist bis heute ein Mahnmal gegen Vergeltungsterror. Der verantwortliche SS-Obersturmbannführer Herbert Kappler wurde nach dem Krieg verurteilt, allerdings später aus gesundheitlichen Gründen entlassen – ein Umstand, der in Italien für Empörung sorgte.
1999: Beginn der NATO-Luftangriffe auf Jugoslawien
Ein weiterer 24. März, ein weiteres Kapitel europäischer Geschichte – dieses Mal jedoch aus der jüngeren Vergangenheit. Im Jahr 1999 begann die NATO ohne UN-Mandat mit Luftangriffen gegen die Bundesrepublik Jugoslawien. Ziel war es, die serbischen Angriffe auf die albanische Bevölkerung im Kosovo zu stoppen.
Die Militäroperation markierte einen Wendepunkt: Zum ersten Mal griff das westliche Bündnis ein souveränes Land in Europa ohne UNO-Beschluss an – eine bis heute umstrittene Entscheidung. Die Bombardierungen dauerten 78 Tage und endeten mit dem Rückzug serbischer Truppen sowie der Stationierung internationaler Friedenstruppen im Kosovo.
Was bleibt? Eine Region, die bis heute mit offenen politischen Wunden kämpft – und eine Debatte über Völkerrecht, Moral und politische Verantwortung, die alles andere als abgeschlossen ist.
1882: Die Entdeckung des Tuberkulose-Erregers
Am 24. März 1882 verkündete Robert Koch in Berlin eine wissenschaftliche Sensation: die Identifikation des Tuberkulose-Erregers Mycobacterium tuberculosis. In einer Zeit, in der Tuberkulose als „weiße Pest“ wütete und Millionen das Leben kostete, kam dieser Durchbruch einem medizinischen Meilenstein gleich.
Kochs Erkenntnis legte den Grundstein für spätere Impfungen, Diagnoseverfahren und Therapien – auch wenn die vollständige Kontrolle über die Krankheit bis heute nicht gelungen ist. Sein Vortrag vor der Berliner Physiologischen Gesellschaft dauert nur eine halbe Stunde, doch er veränderte die Welt. Und das ganz konkret: Seit 1982 ist der 24. März der offizielle „Welt-Tuberkulose-Tag“.
1989: Der Untergang des Öltankers Exxon Valdez
Früh am Morgen des 24. März 1989 läuft die Exxon Valdez im Prinz-William-Sund vor der Küste Alaskas auf ein Riff. Es dauert nicht lange, bis Tausende Tonnen Rohöl ins Meer strömen – eine der schlimmsten Umweltkatastrophen in der Geschichte der USA.
Die Folgen sind verheerend: Hunderttausende Seevögel, Robben, Wale und Fische verenden. Die Küstenregion wird auf Jahre hinaus vergiftet. Die Katastrophe hat weitreichende Konsequenzen – nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Wahrnehmung der Ölindustrie. In der Folge verschärfen viele Länder ihre Sicherheitsvorkehrungen für Tankertransporte.
2015: Germanwings-Flug 9525 – Die Tragödie in den französischen Alpen
Ein Tag, der sich in das kollektive Gedächtnis Frankreichs und Deutschlands eingebrannt hat: Am 24. März 2015 zerschellte ein Airbus A320 der Germanwings auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den südfranzösischen Alpen. 150 Menschen sterben.
Was zunächst wie ein tragischer Unfall aussieht, entpuppt sich als bewusst herbeigeführtes Unglück. Der Co-Pilot Andreas Lubitz, psychisch schwer belastet, hatte das Flugzeug absichtlich in die Berge gesteuert. Der Fall wirft unbequeme Fragen auf: über medizinische Betreuung, über Sicherheitsvorgaben im Cockpit – und über das Schweigen, das psychische Erkrankungen oft umgibt.
Ein tragisches Mahnmal bleibt: Am Absturzort bei Le Vernet erinnert heute ein stilles Denkmal an die Opfer – und an das Unbegreifliche dieses Tages.
Frankreich und der 24. März – Mehr als nur Germanwings
Frankreichs Geschichte am 24. März ist jedoch nicht nur von Katastrophen geprägt.
Am 24. März 1808 erließ Napoleon Bonaparte das Décret de Bayonne. Dieses Gesetz sollte ursprünglich spanische Truppen kontrollieren, entwickelte sich aber bald zu einem zentralen Werkzeug der französischen Kontrolle über Spanien während der Napoleonischen Kriege. Es ist ein Beispiel dafür, wie rechtliche Maßnahmen als politisches Instrument dienen – und wie Frankreich versuchte, Macht über das europäische Festland zu sichern.
Ein anderes, fast vergessenes Datum: Am 24. März 1853 wird in Paris das Opernhaus Théâtre Lyrique eröffnet – ein Kulturereignis, das Paris als Zentrum musikalischer Innovationen weiter stärkte. Unter seiner Leitung sollten Werke wie Faust von Gounod und Carmen von Bizet erstmals das Licht der Bühne erblicken.
Kurios: Der 24. März und das Eis am Stiel
Ein kleiner Fun Fact am Rande: Am 24. März 1923 wurde in den USA das Patent für das erste industriell hergestellte Eis am Stiel erteilt – damals noch unter dem Namen „Epsicle“. Ein kleiner Moment mit großem Nachhall. Denn wer denkt bei einem heißen Sommertag nicht an diesen süßen Klassiker?
Ein Tag, der Geschichten schreibt
Der 24. März zeigt, wie breit das Spektrum der Geschichte sein kann: von grausamen Kriegsverbrechen bis zu medizinischen Durchbrüchen, von politischen Entscheidungen bis zu kulturellen Meilensteinen.
Was lehrt uns dieser Blick zurück? Vielleicht, dass jeder Tag das Potenzial trägt, Geschichte zu schreiben – auch wenn er zunächst ganz gewöhnlich erscheint. Und manchmal entscheidet nur ein einziger Moment über Erinnerung oder Vergessen.
Wer weiß, welches Ereignis wohl am kommenden 24. März für Schlagzeilen sorgen wird?
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