Tag & Nacht




Manchmal wirken Kalendertage wie gewöhnliche Zahlenfolgen, doch blättert man ein wenig tiefer, stößt man auf Geschichten, die unseren Alltag bis heute prägen. Der 24. September gehört zu jenen Tagen, an denen sich weltweit politische, kulturelle und wissenschaftliche Meilensteine bündeln.


Weltweite Ereignisse

Schon im frühen Mittelalter war der 24. September kein stiller Tag. 787 wurde das Zweite Konzil von Nicäa eröffnet, das dem Bilderstreit ein Ende setzen sollte. Die Frage, ob Gläubige Ikonen verehren dürfen oder nicht, spaltete jahrzehntelang das Christentum. Mit der Entscheidung für die Bilderverehrung legte man den Grundstein für die reiche Ikonenkultur der orthodoxen Welt, die noch heute Kirchen und Klöster prägt.

Im Jahr 911 wählten die ostfränkischen Großen Konrad von Franken zum König. Damit begann die Abkehr von den Karolingern – ein Schritt, den Historiker gern als Geburtsmoment des „deutschen“ Königtums deuten. Währenddessen tobten in der Neuen Welt Machtkämpfe: 1568 kam es bei Veracruz zur Schlacht von San Juan de Ulúa, bei der Spanier eine englische Flotte vernichtend schlugen. Ein Vorbote der kommenden Rivalität beider Reiche.

Springen wir ins 18. Jahrhundert: Am 24. September 1789 verabschiedete der US-Kongress das Judiciary Act. Damit schuf man das föderale Gerichtssystem der Vereinigten Staaten – Strukturen, die bis heute das Rückgrat amerikanischer Justiz bilden.

Die technische Moderne brachte ebenfalls einen Höhepunkt: 1852 führte Henri Giffard in Frankreich den ersten Flug mit einem motorisierten Luftschiff vor. Wer hätte damals gedacht, dass dies der Beginn einer Luftfahrtära sein würde, die eines Tages in die Raumfahrt münden sollte?

Doch nicht alle Geschichten sind Triumphe. Am 24. September 1877 endete die Satsuma-Rebellion in Japan. Die Schlacht von Shiroyama, bei der eine kleine Gruppe Samurai gegen die überlegene kaiserliche Armee kämpfte, wurde zum Symbol für das Ende einer jahrhundertealten Kriegerkultur.

Auch der 20. Jahrhundert brachte markante Wendepunkte: 1957 marschierten in Little Rock, Arkansas, US-Bundesstreitkräfte ein, um afroamerikanische Schüler beim Betreten einer weißen Schule zu schützen. Bürgerrechte standen hier auf dem Spiel – ein Moment, der bis heute in Erinnerung bleibt.

1973 erklärte Guinea-Bissau seine Unabhängigkeit von Portugal. Ein Schritt, der Teil der großen Welle der Dekolonisierung Afrikas war. Und am 24. September 1996 unterzeichneten in New York zahlreiche Staaten den Vertrag über das umfassende Verbot von Nuklearwaffentests – ein Hoffnungsschimmer inmitten des Kalten Krieges, auch wenn er nie vollständig in Kraft trat.

Noch ganz frisch in unserer Erinnerung: Am 24. September 2023 landete die NASA-Sonde OSIRIS-REx mit Proben des Asteroiden Bennu auf der Erde. Forschungsteams weltweit versprechen sich davon neue Erkenntnisse über die Entstehung unseres Sonnensystems.


Frankreich am 24. September

Auch in Frankreich war dieser Tag mehr als nur ein Datum im Kalender.

Bereits 1718 brach Regent Philippe d’Orléans mit dem komplizierten Regierungssystem der „Polysynodie“ und kehrte zu klassischeren Ministerämtern zurück. Ein bürokratischer Schritt – doch er zeigte, wie sehr das Land nach Effizienz verlangte.

1724 wurde die Pariser Börse offiziell gegründet. Was zunächst ein königliches Dekret war, entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Finanzzentren Europas. Wer heute an der Place de la Bourse steht, kann sich vorstellen, wie viele wirtschaftliche Strömungen hier über Jahrhunderte hinweg gelenkt wurden.

1640 wiederum markierte den französischen Erfolg in Turin: Die Einnahme der Stadt war ein wichtiger Sieg im Kampf gegen die spanische Hegemonie in Europa.

Im 19. Jahrhundert erweiterte Frankreich seine kolonialen Ambitionen: Am 24. September 1853 nahm Admiral Despointes Neukaledonien offiziell für Frankreich in Besitz. Noch heute bleibt dieses Territorium ein spannungsgeladener Teil der französischen Überseegebiete – Symbol für die lange Geschichte des Kolonialismus und die Debatten um Selbstbestimmung.

Ein weiteres Kapitel: 24. September 1941. In London gründete Charles de Gaulle das Comité National Français. Es war die Keimzelle der Exilregierung und stellte sicher, dass Frankreich auch unter der Besatzung eine Stimme behielt. Ein Akt von großer Symbolkraft, der den französischen Widerstand legitimierte.

Und im Jahr 2000 sprach sich die französische Bevölkerung bei einem Referendum dafür aus, die Amtszeit des Präsidenten von sieben auf fünf Jahre zu verkürzen. Dieses sogenannte Quinquennat prägt bis heute den politischen Rhythmus Frankreichs.

Der 24. September brachte auch kulturelle Abschiede: 2004 starb Françoise Sagan, die mit „Bonjour Tristesse“ weltbekannt wurde. Im selben Jahr erklärte Radrennfahrer Richard Virenque, eine der schillerndsten Figuren des Radsports, sein Karriereende.


Linien zur Gegenwart

Warum sind diese Geschichten relevant?

Weil sie zeigen, dass Geschichte kein abgeschlossenes Buch ist. Die Justizreformen in den USA wirken noch heute im Supreme Court nach. Die Luftschiff-Experimente Giffards sind entfernte, aber echte Vorläufer der Raumfahrt. Der Streit um Kolonien, sichtbar in Neukaledonien, spiegelt sich weiterhin in aktuellen Debatten um Autonomie und Identität.

Auch in Frankreich bleibt das Quinquennat ein zentrales Element politischer Stabilität. Und der Mut des Comité National Français während des Krieges wird bis heute in Gedenkfeiern geehrt.

Man fragt sich unweigerlich: Wenn der 24. September so voller Umbrüche steckt – was bringt wohl der nächste?

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