Zum 80. Jahrestag der alliierten Landung in der Normandie, bietet eine Ausstellung im Mémorial de Caen faszinierende Einblicke in die Kultur der amerikanischen Soldaten. Die Schau, betitelt „Die Morgenröte des amerikanischen Jahrhunderts, 1919-1946“, lässt Besucher in die Jugendjahre der GI’s eintauchen – eine Zeit, die durch Hollywoodfilme, den Börsencrash von 1929 und rassische Spannungen geprägt war.
Amerika zwischen Weltkriegen und kulturellem Aufbruch
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1919 kehrten die amerikanischen Soldaten als Helden zurück. Es war der Auftakt zu einer Ära, in der das 20. Jahrhundert zum „amerikanischen Jahrhundert“ werden sollte. Die Ausstellung eröffnet mit einem Blick auf die aufstrebende Macht des Kinos in den USA, die sich als einflussreiches Medium etablierte.
Besonders hervorgehoben wird Charlie Chaplins Film „Der Große Diktator“ von 1940, der nicht nur am Box-Office reüssierte, sondern auch maßgeblich dazu beitrug, die öffentliche Meinung in Amerika für den Kampf gegen den Nationalsozialismus zu mobilisieren. „Chaplin war entschlossen, diesen Film zu machen, in dem er Hitler parodierte. Mit seinem Erfolg spielte er eine wichtige Rolle, um die Kriegsanstrengungen zu unterstützen“, erläutert Louise Hilton, Archivarin bei der Academy of Oscars.
Die Schattenseiten des amerikanischen Traums
Vor dem Börsencrash genoss Amerika eine Phase des Überflusses und der Feierlichkeiten. Die Ausstellung nimmt die Besucher mit auf eine Reise nach New York, wo Wolkenkratzer und Jazzclubs entstanden, während man in Los Angeles auf den Wellen des Pazifik surfte und in Detroit Autos produzierte. Doch diese Zeit des sorglosen Wohlstands war von Rassismus und der schwierigen Situation der Indianer überschattet – ein dunkles Kapitel, das im Mémorial de Caen beleuchtet wird.
Als im Oktober 1929 die Börse in New York zusammenbrach, begann weltweit die Große Depression. In den USA explodierten Armut und Arbeitslosigkeit. 1933 reagierte Franklin Roosevelt mit dem New Deal, um die unteren sozialen Schichten zu unterstützen.
Vom Isolationismus zum Interventionismus
Die 1930er Jahre waren eine Zeit des Umbruchs. Die von der Wirtschaftskrise geprägten Amerikaner neigten zunehmend zum Isolationismus. Als Roosevelt die USA in den Zweiten Weltkrieg führen wollte, stieß er auf erheblichen Widerstand im Kongress. Erst der Angriff auf Pearl Harbor durch die japanische Luftwaffe im Jahr 1941 änderte die Lage grundlegend. „Es war keineswegs sicher, dass die USA so handeln würden. Das gehört auch zu dem, was wir hier erzählen. Die Geschichte hätte ganz anders enden können als am 6. Juni 1944 auf den Stränden der Normandie“, erklärt Clément Fabre, Kurator der Ausstellung.
Die Ausstellung endet mit der Abreise der GI’s und Roosevelts Radioansprache, in der er das amerikanische Volk über die Landung in der Normandie informierte. Ein bewegender Abschluss einer Ausstellung, die nicht nur die militärische, sondern auch die soziale und kulturelle Geschichte Amerikas während dieser entscheidenden Jahre beleuchtet.
Ausstellung „L’aube du siècle américain, 1919-1946“, Mémorial de Caen, esplanade général Eisenhower – Bis zum 5. Januar 2025.
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