Tag & Nacht




Es ist eine neue Stufe der Eskalation, die den Nahen Osten erschüttert: Bei schweren israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen sind am Mittwoch mindestens 80 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Toten befinden sich auch zahlreiche Kinder. Die Angriffe konzentrierten sich vor allem auf den Norden des Gebiets, insbesondere das Flüchtlingslager Jabaliya – ein Ort, der schon oft Leid gesehen hat, doch diesmal ist es besonders verheerend.

Dort, zwischen zerbombten Häusern und rauchenden Trümmern, gruben Überlebende mit bloßen Händen nach Vermissten. 59 Menschen starben allein in dieser Region. Weitere vier kamen bei einem Angriff nahe Khan Younis im Süden ums Leben. Und während die Bomben fielen, standen die Menschen vor der Entscheidung: bleiben oder fliehen – obwohl es kaum sichere Orte gibt.

Die humanitäre Lage: ein Desaster mit Ansage

Die Zustände in Gaza sind katastrophal. Krankenhäuser arbeiten am Limit oder sind ganz außer Betrieb. Strom gibt es nur sporadisch, Trinkwasser ist ein Luxus geworden. Familien campieren unter freiem Himmel, in der Hoffnung, dass die nächste Nacht ruhig bleibt – obwohl sie wissen, dass das fast ausgeschlossen ist.

Die israelische Armee hatte zuvor dazu aufgerufen, bestimmte Gebiete im Norden zu evakuieren. Viele Bewohner folgten dem Aufruf, andere blieben – aus Angst, aus Überzeugung oder schlicht, weil sie keine Möglichkeit zur Flucht hatten. Wer kann es ihnen verübeln?

Netanjahu gegen Macron – Ein diplomatischer Schlagabtausch

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte die israelische Vorgehensweise öffentlich kritisiert – insbesondere die Blockade humanitärer Hilfe. Das ließ Israels Premierminister Benjamin Netanjahu nicht unbeantwortet. In ungewöhnlich scharfen Worten warf er Macron vor, die Propaganda einer Terrororganisation zu übernehmen. Solche verbalen Entgleisungen zeigen: Die diplomatischen Nerven liegen blank.

Dabei geht es längst nicht mehr nur um militärische Operationen. Es geht um die Deutungshoheit, um Narrative, um internationale Unterstützung – und letztlich auch um den Druck, dem sich beide Seiten ausgesetzt fühlen.

Yemen, Raketen und die nächste Front

Nicht nur Gaza steht in Flammen. Auch im Jemen bahnt sich eine gefährliche Zuspitzung an. Die israelische Armee forderte kürzlich die Evakuierung dreier Seehäfen, die von den Huthi-Rebellen kontrolliert werden. Hintergrund war ein abgefangener Raketenangriff auf Israel – mutmaßlich abgefeuert von diesen Gruppen. Die Region wird zum Pulverfass, das jederzeit in weiteren Staaten explodieren könnte.

Was bedeutet das für den weiteren Verlauf des Konflikts? Wird sich Israel auf einen Mehrfrontenkrieg einlassen müssen? Oder geht es hier vielmehr um symbolische Drohgebärden?

Und dann ist da noch Trump

Mitten in all diesem Chaos reiste der frühere US-Präsident Donald Trump durch den Nahen Osten – eine Tour, die viele überrascht. In Saudi-Arabien traf er den neuen syrischen Interimspräsidenten Ahmad al-Sharaa. Dort kündigte er an, die Sanktionen gegen Syrien aufheben zu wollen – unter der Bedingung, dass Syrien Israel anerkennt und sich von ausländischen Milizen distanziert.

Ein Deal, der auf dem Papier gut klingt – in der Realität jedoch kaum sofort umsetzbar ist. Die Fronten sind verhärtet, das Misstrauen tief. Und dennoch: Der Versuch, Bewegung in den diplomatischen Stillstand zu bringen, ist zumindest ein Zeichen von Initiative.

Ein Konflikt ohne Pause – Hoffnung in weiter Ferne

Die Bomben hören nicht auf, das Leid nimmt kein Ende. Der Alltag in Gaza ist geprägt von Tod, Angst und Zerstörung. Menschen verlieren alles, was sie hatten – Familien, Häuser, Zukunft. Gleichzeitig bleibt der politische Wille für eine nachhaltige Lösung aus. Es gibt keinen klaren Weg aus dieser Krise, keine sichtbare Brücke zwischen den Fronten.

Wie lange kann das so weitergehen? Wann endet dieser Albtraum für die Zivilbevölkerung? Und was muss eigentlich noch passieren, damit die Welt mehr tut als zuzuschauen?

Die Fragen bleiben offen – wie so vieles in diesem zermürbenden Konflikt.

Von Andreas M. Brucker

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