Frankreich schwitzt, und das nicht zu knapp. Während die Atlantikküste etwas aufatmet, brennt sich die Hitze nun tief in den Südosten und Nordosten des Landes. Am Mittwoch, 13. August, stehen fünf Départements unter der seltenen roten Hitzewarnung: das Aude und vier Regionen entlang der Rhône – Drôme, Isère, Rhône und Ardèche. Erst Donnerstagfrüh werden sie auf Orange zurückgestuft.
Doch auch außerhalb dieser Hotspots herrscht Alarmstimmung: 68 Départements stehen unter oranger Warnstufe wegen extremer Temperaturen. Lediglich ein Viertel des Nordwestens bleibt von diesem Hitzefeld weitgehend verschont. Für Millionen Menschen bedeutet das: Schwitzen, Vorsicht und ein wachsamer Blick auf den Himmel.
Gewitter als Stimmungskiller – oder doch als Erlösung?
Zwölf Départements im Landesinneren und Südosten müssen sich am selben Tag auf kräftige Gewitter einstellen – von Loiret über Allier bis zu den Hautes-Alpes. Das Perfide: Viele dieser Gebiete stehen gleichzeitig unter Hitzewarnung. Das heißt, ein Tag beginnt mit sengender Sonne und könnte am Nachmittag in Blitz und Donner münden.
Diese Wetterlage erfordert doppelte Aufmerksamkeit: Hitzeerschöpfung am Vormittag, Sturzregen und Sturmböen am Nachmittag. Wer glaubt, der Regen bringe sofortige Abkühlung, irrt oft – die Luft bleibt schwül und drückend heiss.
Rekorde fallen wie Dominosteine
Schon am Montag und Dienstag purzelten Temperaturrekorde. 42,9 °C in Saint-Laurent-du-Pape (Ardèche) und Saint-Côme-d’Olt (Aveyron) – Werte, die eher an den Hochsommer in der Sahara erinnern. Besonders bemerkenswert: Im Bergdorf Les Sauvages (Rhône), 831 Meter über dem Meeresspiegel, kletterte das Thermometer erstmals überhaupt auf 37,2 °C.
Solche Zahlen sind nicht nur meteorologische Kuriositäten, sie sind Alarmsignale. Der August 2025 schreibt sich mit dicken Hitzeschriftzügen in die Klimageschichte ein.
Eine Welle, die fast ganz Frankreich erfasst
Mit fast 70 Départements in orange und fünf in rot liegt Frankreich in einer Hitzeglocke, die nur den äußersten Nordwesten verschont. Viele Regionen erleben seit Tagen kaum Abkühlung in der Nacht, was besonders für ältere Menschen, chronisch Kranke und Arbeitende im Freien zur Belastung wird.
Neun Départements im Südwesten, die seit Wochenbeginn rot markiert waren, wurden am Mittwochmorgen auf orange zurückgestuft – ein kleiner Hoffnungsschimmer, aber noch weit entfernt von echter Entspannung.
Der lange Schatten des Klimawandels
Laut der Météo-France-Klimatologin Lauriane Batté sind diese Extremtemperaturen nicht nur Folge einer außergewöhnlich heißen Luftmasse, sondern auch Ausdruck einer tieferen Entwicklung: des menschengemachten Klimawandels. Die Luft ist heute im Schnitt deutlich wärmer als vor einigen Jahrzehnten – ein Trend, der Hitzewellen häufiger und intensiver macht.
Das bedeutet: Was heute als Ausnahme gilt, könnte in baldiger Zukunft zum „normalen“ Sommer gehören. Eine Aussicht, die alles andere als beruhigend ist.
Tipps, die Leben retten können
Frankreichs Gesundheitsbehörden erinnern daran, dass extreme Hitze gefährlich ist – selbst für Menschen, die sich fit fühlen. Der kostenlose „Canicule Info Service“ ist unter der Nummer 0 800 06 66 66 täglich zwischen 9 und 19 Uhr erreichbar. Auf der Website des Gesundheitsministeriums finden sich zudem praxisnahe Ratschläge:
- Viel trinken, auch ohne Durstgefühl.
- Direkte Sonne meiden, besonders zur Mittagszeit.
- Körperliche Anstrengung reduzieren.
- Auf gefährdete Personen im Umfeld achten – Nachbarn, Familie, Kolleg:innen.
All das klingt banal, doch jedes Jahr sterben Menschen in Frankreich an den Folgen von Hitzewellen, weil diese Regeln ignoriert werden.
Blick nach vorn
Der Mittwoch wird ein Wechselbad aus Glut und Gewitter, aus flirrender Hitze und plötzlichem Temperatursturz. Die große Frage: Bringt der Regen tatsächlich Abkühlung – oder nur eine kurze, drückende Atempause, bevor das Thermometer erneut durch die Decke geht?
Die kommenden Tage werden zeigen, ob diese zweite große Hitzewelle des Sommers langsam ausläuft – oder ob der August noch einen weiteren Hitzerekord im Ärmel hat.
Autor: C.H.
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