Tag & Nacht




Der 19. August ist so etwas wie ein Kaleidoskop der Weltgeschichte. Jedes Mal, wenn man hineinschaut, zeigt er neue Facetten – von kaiserlichen Abschieden in der Antike über Revolutionen der Technik bis hin zu Momenten, die die moderne Welt erschüttert haben.

Weltweite Ereignisse

Am 19. August des Jahres 14 starb Augustus, der erste Kaiser Roms. Er hatte fast vier Jahrzehnte lang das Römische Reich geprägt und eine politische Ordnung geschaffen, die Jahrhunderte nachwirkte. Mit seinem Tod begann der Weg in die Ära seines Nachfolgers Tiberius – ein Wechsel, der deutlich machte, wie sehr Stabilität an eine einzelne Person gebunden sein konnte.

Frühneuzeitlich springend: Am 19. August 1807 legte Robert Fulton mit seinem Dampfschiff in Albany an. Damit war der Siegeszug der Dampfschifffahrt eingeläutet – die Welt rückte zusammen, Flüsse und Küsten wurden zu wirtschaftlichen Schlagadern.

Nur ein paar Jahrzehnte später, 1848, machte die Nachricht vom Gold in Kalifornien die Runde. Der Goldrausch begann und veränderte Nordamerika tiefgreifend. Migration, Städteboom und natürlich auch die Gier nach schnellem Reichtum wurden zum Motor für die Westexpansion.

Militärisch erinnert man sich an die Seeschlacht von 1812, als die USS Constitution die britische HMS Guerriere besiegte – ein Symbol amerikanischen Selbstbewusstseins.

Und das 20. Jahrhundert? Da häufen sich die Schlaglichter: 1934 nahm Adolf Hitler die gesamte Machtfülle in Deutschland in seine Hände – ein düsterer Wendepunkt. 1942 fand das Desaster von Dieppe statt, ein missglückter alliierter Landungsversuch mit enormen Verlusten. 1960 verurteilte ein sowjetisches Gericht den US-Piloten Francis Gary Powers nach dem Abschuss seiner U-2-Maschine – Symbol des Kalten Kriegs. 1991 wiederum wagten konservative Kräfte in Moskau den Putschversuch gegen Gorbatschow, der grandios scheiterte und das Ende der Sowjetunion beschleunigte.

Auch in jüngerer Zeit war der 19. August ein markanter Tag. 2010 zog die letzte US-Kampfbrigade aus dem Irak ab – ein Moment, der für viele Amerikaner und Iraker gleichermaßen das Ende einer Epoche bedeutete.

Und wer ins All blickt: 1960 startete Sputnik 5 mit zwei Hunden an Bord. Sie kehrten lebend zurück und machten den Weg frei für den Menschenflug. Ein Jahr später sollte Gagarin folgen.

Frankreichs 19. August

Frankreich hat an diesem Tag seine eigenen Kapitel geschrieben.

Im Jahr 1391 wurden in Paris zwei Frauen als Hexen verbrannt – Jeanne de Brigue und Macette l’envoûteuse. Grausam, ein Spiegel mittelalterlicher Angst und Verfolgung.

1662 starb Blaise Pascal, der Universalgelehrte: Mathematiker, Physiker, Philosoph – ein Kopf, der seiner Zeit weit voraus war. Seine Gedanken über Mensch, Natur und Glauben wirken bis heute.

Ein echter Lichtmoment kam 1839: Frankreich schenkte der Welt die Fotografie. Die Erfindung des Daguerreotyps wurde offiziell vorgestellt und revolutionierte die Art, wie wir Erinnerungen festhalten – ganz ehrlich, ohne Fotos wäre unser Alltag heute doch fast undenkbar.

Am 19. August 1883 wurde Gabrielle „Coco“ Chanel geboren. Ihre Mode veränderte den Kleidungsstil der Frauen radikal. Weg mit Korsetts, her mit Freiheit, Eleganz und schlichter Raffinesse. Man sieht: an diesem Tag wurde nicht nur eine Designerin geboren, sondern auch ein kultureller Wandel.

Ein bisschen skurril: 1889 schlug der Blitz in die Eiffelturmspitze ein – eine erste echte Bewährungsprobe für die damals noch junge Pariser Ikone.

Der Zweite Weltkrieg hinterließ ebenfalls deutliche Spuren. Am 19. August 1942 erlebte Dieppe seine blutigste Episode. Zwei Jahre später, 1944, wurde Toulouse durch Widerstandskämpfer befreit – unter ihnen viele Exilanten aus Spanien, Italien oder Polen. Schon am selben Tag begannen in Paris Aufstände, die zur endgültigen Befreiung der Hauptstadt führten.

Doch es gab auch Katastrophen anderer Art: 1949 forderte ein verheerendes Feuer im Waldgebiet der Landes über 80 Todesopfer.

Vom Kaiser bis Coco – ein wilder Ritt

Wenn man all das zusammennimmt, zeigt sich: Der 19. August ist ein Tag der Extreme. Er bringt technische Durchbrüche, Mode-Revolutionen, grausame Fehlschläge und große Siege. Er spiegelt, wie unterschiedlich Geschichte sein kann – mal in einem heroischen, mal in einem tragischen Ton.

Und mal ehrlich: Wären Fotografie, Coco Chanel und Sputnik nicht denkbar, wie sähe unsere Gegenwart heute aus? Wahrscheinlich viel grauer, unfreier, stiller.

Vielleicht ist das die größte Botschaft dieses Datums: Jeder Tag trägt ein Potenzial in sich, die Welt zu verändern – manchmal leise wie ein Blitz am Eiffelturm, manchmal laut wie ein Putsch in Moskau oder ein Kampf um Paris.

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