Tag & Nacht




Wenn es nach Donald Trump ginge, dürften die Amerikaner künftig ihren Toast auf das neue Jahr mit kalifornischem Schaumwein aus dem Discounter aussprechen. Frankreichs edelste Tropfen – ob Champagner aus der Montagne de Reims oder ein Saint-Émilion aus dem Bordelais – sollen künftig mit 15 % Strafzoll belegt werden. Die Botschaft ist klar: Amerika zuerst, Frankreich soll zahlen. Doch die Antwort aus dem Herzen der französischen Weinberge lässt nicht lange auf sich warten: Kein Champagner mehr für Trump – dann eben ohne uns!

Denn was hier passiert, ist nicht einfach ein wirtschaftlicher Vorgang. Es ist ein Frontalangriff auf ein Kulturgut, auf jahrhundertealtes Handwerk, auf ein Symbol französischer Identität. Unsere Winzerinnen und Winzer stehen morgens nicht auf, um politische Spiele mit Washington zu spielen. Sie stehen auf, um zu keltern, zu pflegen, zu leben – für einen Beruf, der mehr ist als nur ein Job. Und was bekommen sie? Strafzölle. Misstrauen. Und eine Demütigung durch eine US-Regierung, die sich auf Kosten kleiner Betriebe ihr populistisches Profil schärft.

Diese neue Zollpolitik ist nicht nur ökonomischer Irrsinn – sie ist auch ein moralischer Tiefpunkt. Denn während amerikanische Konzerne weiterhin in Europa Milliarden verdienen, sollen französische Winzerinnen und Winzer mit der Abrissbirne protektionistischer Willkür konfrontiert werden. Warum? Weil unser Wein zu gut, zu beliebt, zu erfolgreich ist?

Die Zeit der Höflichkeiten ist vorbei. Wenn die USA meinen, sie könnten Frankreichs Winzer unter Druck setzen, um geopolitische Punkte zu sammeln, dann haben sie sich verrechnet. Der französische Wein braucht Amerika nicht – Amerika braucht französischen Wein. Wer das bezweifelt, soll sich in den Hamptons umhören, wenn zur Hochzeit statt Dom Pérignon nur noch Sprite mit Schaum serviert wird.

Wir verkaufen unseren Wein eben woanders. Nach Kanada. Nach Japan. Nach Südkorea, Brasilien, Australien, überall dorthin, wo Qualität geschätzt und Respekt noch großgeschrieben wird. Die Welt ist groß genug. Frankreichs Wein hat Jahrhunderte überdauert, Kriege, Revolutionen, Krisen – da wird er auch eine protektionistische Laune aus Washington überstehen.

Doch das Bitterste ist nicht der wirtschaftliche Schaden. Es ist die Enttäuschung. Enttäuschung über eine westliche Partnerschaft, die einmal von gegenseitigem Vertrauen und kultureller Wertschätzung getragen wurde. Heute aber zählt in Trumps Amerika nur noch der schnelle Effekt, das laute Narrativ, der kurzfristige Vorteil.

Gut. Dann machen wir es eben laut.

Champagner für Demokratien. Crémant für Klimaschutz. Rotwein für offene Märkte. Aber kein einziger Tropfen mehr für einen Präsidenten, der glaubt, Kultur ließe sich mit dem Strafzollhammer regeln.

Frankreich ist bereit für den nächsten Schritt. Mit erhobenem Glas – aber nicht nach Washington.

Von Andreas Brucker

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