Tag & Nacht




Rick Davies ist tot. Der britische Musiker, Mitgründer und Stimme der legendären Rockband Supertramp, starb im Alter von 81 Jahren. Mehr als ein Jahrzehnt hatte er gegen ein multiples Myelom, eine seltene Form von Knochenmarkkrebs, gekämpft – am vergangenen Samstag hat er den Kampf verloren. Die Band bestätigte die Nachricht in einem offiziellen Statement und würdigte Davies als „Herzschlag“ und „unverwechselbare Stimme“ der Gruppe.

Ein Mann, ein Piano, eine Ära.
So lässt sich das musikalische Wirken von Rick Davies in einem Bild zusammenfassen. Sein warmer, soulgetränkter Gesang und das markante Spiel auf dem Wurlitzer-Piano prägten die DNA von Supertramp. Songs wie Goodbye Stranger oder Bloody Well Right tragen unverkennbar seine Handschrift – kraftvoll, geerdet und zugleich voller melancholischer Leichtigkeit.

Während Roger Hodgson mit seiner hohen, fast zerbrechlich klingenden Stimme die träumerische Seite der Band verkörperte, stand Davies für das Bodenständige, das Rockige. Zusammen bildeten sie ein Gespann, das die Musikgeschichte der 70er- und 80er-Jahre entscheidend mitgestaltete.

Supertramp – das war nicht nur Musik, das war ein Lebensgefühl.
Wer in den 70ern das Album Crime of the Century hörte, wurde unweigerlich in eine andere Welt gezogen – sphärische Klänge, raffinierte Harmonien, Texte voller Sehnsucht und Gesellschaftskritik. Rick Davies war dabei mehr als nur Musiker. Er war Architekt dieses Sounds, Baumeister eines musikalischen Raums, in dem Millionen Fans weltweit ein Zuhause fanden.

Und doch war er kein Lautsprecher, keiner, der sich ins Rampenlicht drängte. Während andere Rockstars Skandale lieferten, zog sich Davies lieber ins Studio zurück, ließ die Musik sprechen. Vielleicht genau deswegen hat seine Stimme so viele berührt – sie klang authentisch, echt, frei von Pose.

Der Rückzug von den großen Bühnen kam nicht freiwillig.
Bereits vor Jahren machten ihm die Folgen seiner Krankheit zu schaffen, Tourneen waren irgendwann nicht mehr möglich. Doch die Liebe zur Musik ließ ihn nie los. Mit Freunden aus seiner Heimatstadt trat er weiterhin auf, ganz bodenständig, unter dem Namen „Ricky and the Rockets“. Ein Superstar, der wieder zum Nachbarsjungen wurde, der einfach nur spielen wollte – diese Vorstellung ist so sympathisch wie rührend.

Das Vermächtnis von Rick Davies bleibt unantastbar.
Denn Lieder wie Dreamer, School oder Take the Long Way Home sind längst Teil des kollektiven Gedächtnisses. Sie laufen noch immer im Radio, werden auf Partys gesungen, von Jugendlichen entdeckt, die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung noch nicht einmal geboren waren. „Große Songs sterben nie, sie leben weiter“ – dieser Satz aus dem Band-Statement wirkt wie ein stilles Versprechen.

Wer heute Supertramp hört, hört nicht nur Musik.
Man hört ein Stück Biografie. Man hört von verpassten Chancen, von jugendlicher Rebellion, von langen Autofahrten mit heruntergekurbeltem Fenster. Man hört von Zeiten, in denen Plattencover noch Kunstwerke waren und ein ganzes Wochenende um eine neue LP kreiste. Rick Davies war Teil all dessen – und wird es bleiben.

Der Pianist, der nie Rockstar sein wollte, ist nun gegangen.
Doch in jeder Note, die er je gespielt hat, schwingt er weiter. Und vielleicht ist genau das der größte Trost: dass wir ihn nicht verlieren können, solange seine Musik klingt.

Autor: Andreas M. Brucker

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