Der 10. September – klingt wie ein ganz normaler Tag, oder? Aber wenn man genauer hinsieht, steckt er voller Geschichten, Tragödien, Neuanfänge und kultureller Aha-Momente. Ein Tag, an dem die Weltpolitik, Wissenschaft, Kultur und persönliche Schicksale einander begegnen.
Weltweite Ereignisse
Im Jahr 1608 übernimmt John Smith die Führung der englischen Kolonie Jamestown in Virginia. Damals ahnte wohl niemand, dass aus diesem unsicheren Siedlungsversuch der Grundstein für eine ganze Nation entstehen würde – den Keim der Vereinigten Staaten.
Nur wenige Jahre später, 1622, kam es in Nagasaki zu einem blutigen Massaker. Missionare und japanische Konvertierte, die dem Christentum anhingen, wurden hingerichtet. Ein düsteres Kapitel, das zeigt, wie stark Religion Menschen verbinden – und zugleich spalten – konnte.
Noch weiter zurück, 1509, bebte in Konstantinopel die Erde. Zeitzeugen sprachen vom „kleinen Jüngsten Tag“, so groß war die Zerstörung. Tausende Menschen starben, Gebäude brachen zusammen, das Osmanische Reich war erschüttert.
Springen wir ins 19. Jahrhundert: Die „Donner Party“, eine Gruppe von Siedlern, verirrt sich 1846 in den verschneiten Bergen der Sierra Nevada. Hunger, Kälte und Verzweiflung führten dazu, dass zwei Männer losgeschickt wurden, um Hilfe zu holen. Eine Geschichte voller Dramatik, die bis heute als Mahnung für menschliche Hybris und die Härte der Natur gilt.
1977 warf Frankreich einen letzten, grausamen Schatten der Vergangenheit ab: Die Guillotine kam zum Einsatz – zum allerletzten Mal. Danach verschwand sie endgültig in die Geschichtsbücher, Sinnbild für eine Zeitenwende im Umgang mit Strafe und Menschenrechten.
Nicht minder beeindruckend: Am 10. September 2008 startete der weltgrößte Teilchenbeschleuniger, der Large Hadron Collider. Plötzlich diskutierte die Welt über Quarks, Bosonen und Schwarze Löcher – ein Werk menschlicher Neugier, das die Grenzen unseres Wissens sprengte.
Und auch in jüngster Vergangenheit bleibt das Datum markant: 2022 trat Charles III. offiziell die Nachfolge seiner Mutter Elizabeth II. als König des Vereinigten Königreichs an. Ein moderner Monarch auf altem Thron – eine Mischung aus Tradition und Zukunft.
Nicht vergessen: Der 10. September ist auch der internationale Tag der Suizidprävention. Ein stiller, aber bedeutender Appell, über psychische Gesundheit zu sprechen und Solidarität zu leben.
Frankreich am 10. September
Frankreich hat an diesem Tag so einiges erlebt.
Bereits im Mittelalter, 1419, wurde Johann Ohnefurcht, Herzog von Burgund, auf einer Brücke in Montereau ermordet. Ein Attentat, das die politische Landschaft erschütterte und die Spannungen des Hundertjährigen Krieges anheizte.
Fast 500 Jahre später, 1915, erschien die erste Ausgabe der satirischen Zeitung „Le Canard enchaîné“. Gegründet während des Ersten Weltkriegs, ist sie bis heute ein fester Bestandteil der französischen Medienlandschaft – bissig, humorvoll, unbequem.
Doch der 10. September brachte auch Leichtigkeit: 1985 veröffentlichte Akira Toriyama die ersten Seiten von „Dragon Ball“ in Frankreich. Was damals wie eine neue Manga-Reihe aussah, wurde schnell zu einem globalen Kultphänomen, das noch heute in Popkultur und Jugendzimmern nachhallt.
Ebenfalls unvergessen: 1898 wird Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn – besser bekannt als Sisi – in Genf von einem Anarchisten ermordet. Frankreich stand dabei als Beobachter mitten in einem Europa, das in seiner politischen Ordnung zu brodeln begann.
Und dann gibt es noch Émilie du Châtelet, die am 10. September 1749 starb. Mathematikerin, Physikerin, Aufklärerin. Ohne sie wäre Isaac Newton in Frankreich wohl kaum so schnell verstanden und diskutiert worden. Sie war mehr als Voltaires Geliebte – sie war eine intellektuelle Pionierin.
Brücken zur Gegenwart
Was bleibt also vom 10. September?
Die Hinrichtung 1977 mahnt: Auch moderne Staaten mussten lernen, dass Strafe und Gewalt keine Lösung sind.
Die Entdeckungslust des Large Hadron Collider zeigt, wie sehr die Menschheit noch immer Antworten auf die großen Fragen sucht.
Émilie du Châtelet inspiriert bis heute – Frauen in Naturwissenschaften treten inzwischen sichtbarer auf, weil einst eine Frau mutig genug war, Zahlen und Formeln zu erobern.
Und „Dragon Ball“? Es klingt banal, aber Popkultur hat die Kraft, Kulturen zu verbinden. Wer hätte gedacht, dass ein Manga aus Japan zum gemeinsamen Nenner ganzer Generationen in Frankreich und weltweit wird?
Schließlich der Suizidpräventionstag: Während einst Kriege, Attentate und Katastrophen Schlagzeilen machten, ist es heute ein Zeichen von Fortschritt, dass wir auch das Unsichtbare – die seelische Gesundheit – auf die Agenda setzen.
Kleine rhetorische Frage
Ist es nicht faszinierend, wie derselbe Tag – der 10. September – sowohl Mord und Gewalt als auch Wissenschaft, Satire und Popkultur in sich vereint?
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