Tag & Nacht




Frankreich hat gewählt. Frankreich hat gewartet. Und Frankreich wartet immer noch.
Doch wie lange noch, Herr Lecornu?

Die Menschen dieses Landes stehen nicht endlos in der Warteschlange für politische Spielchen. Sie brauchen Antworten – jetzt. Die Straßen sind voll mit Unzufriedenheit, die Gespräche in den Cafés drehen sich längst nicht mehr nur um Fußball oder steigende Preise, sondern um ein Gefühl der Lähmung: Wer führt dieses Land eigentlich? Wer übernimmt Verantwortung?

Ein „geschäftsführendes“ Kabinett, das lediglich die Tagesordnung verwaltet, ist keine Regierung. Es ist eine Verwaltungseinheit ohne Richtung, ohne Kraft, ohne Mut. Frankreich kann sich so etwas nicht leisten. Nicht in einer Zeit, in der Inflation, internationale Krisen und eine zerrissene Gesellschaft nach klarer Führung schreien.

Die Verfassung mag großzügig schweigen, wenn es um Fristen geht. Aber das Volk schweigt nicht. Die Menschen warten nicht geduldig, wie in einem Wartezimmer, bis die große Politik sich zu einer Entscheidung herablässt. Vertrauen, Herr Lecornu, ist wie Sauerstoff – wenn er fehlt, beginnt die Gesellschaft zu ersticken.

Stellen Sie sich vor: Ein Unternehmen ohne Geschäftsführung, ein Krankenhaus ohne Chefarzt, eine Feuerwehr ohne Einsatzleitung. Und doch mutet man einem ganzen Land genau das zu.

Die Geduld hat Grenzen.
Die Verfassung mag keine Uhr ticken lassen – aber die Menschen tun es. Und sie zählen jede Woche, jeden Tag, jede Stunde, die verstreicht, ohne dass eine handlungsfähige Regierung ernannt wird.

Herr Lecornu, beeilen Sie sich. Nicht aus Respekt vor Emmanuel Macron, nicht aus Rücksicht auf politische Taktik – sondern aus Respekt vor den Millionen, die längst das Vertrauen in die Politik zu verlieren drohen.

Wollen Sie wirklich riskieren, dass aus Skepsis endgültige Resignation wird? Dass die Wahlurnen beim nächsten Mal leer bleiben oder – schlimmer noch – von jenen gefüllt werden, die vom Scheitern der Demokratie profitieren?

Frankreich braucht kein Theater mehr, keine taktischen Winkelzüge, keine endlosen Koalitionsverhandlungen. Frankreich braucht eine Regierung, die ihren Namen verdient. Und zwar sofort.

Sonst kippt das Vertrauen. Und mit ihm vielleicht die ganze politische Architektur, die uns bis hierher getragen hat.

Autor: Andreas M. B.

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