Tag & Nacht


Manchmal braucht es nur einen Funken. Ein Gesetz, ein Bann, eine dreiste Lüge – und plötzlich brennt die Straße. 2025 ist dieser Funke die Jugend, die Gen Z, und sie fackelt nicht mehr lange.

Ob in Nepal, Marokko oder Madagaskar – überall dort, wo alte Männer an den Schalthebeln der Macht sitzen und meinen, die Gesellschaft wie ein Familienunternehmen führen zu können, steht nun eine Generation auf, die sagt: Schluss damit.

Sie sind laut, sie sind digital, sie sind unberechenbar.


In Nepal begann alles mit einem Verbot von Social Media – einem Angriff auf das digitale Wohnzimmer dieser Generation. Wer glaubt, man könne 26 Plattformen einfach abschalten und die Leute würden schweigend in ihre Schulbücher zurückkriechen, hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden. VPNs, Chatrooms, dezentrale Netzwerke – das Arsenal der Jugend ist unsichtbar, aber hocheffektiv. Die Reaktion der Regierung? Tränengas, Gummigeschosse, scharfes Feuer. Das Ergebnis? Ein Premierminister, der stürzt.


In Marokko wütet der Protest wie ein Sandsturm. Junge Menschen, organisiert unter dem Label „GenZ 212“, klagen über kaputte Schulen, leere Krankenkassen und gigantische Stadionprojekte. Während die Elite die Fußball-WM feiert, vegetiert ein Teil der Bevölkerung am Rand der Gesellschaft. Wieder einmal gilt: Brot und Spiele für die Wenigen, Polizeiknüppel für die Vielen.


Und in Madagaskar? Da schreien die Jugendlichen nach Wasser, nach Strom, nach Würde – nach einem Leben, das nicht im Schatten korrupter Eliten erstickt. 22 Tote, über 100 Verletzte, ein Präsident, der seine eigene Regierung auflösen muss. Man fragt sich: Wie lange wollen diese alten Strukturen noch so tun, als seien sie unantastbar?


Natürlich – nicht jede Bewegung dieser jungen Welle wird sofort Erfolg haben. Viele laufen Gefahr, im Chaos zu versanden, weil sie bewusst auf Führungsfiguren verzichten. Aber vielleicht ist genau das ihr Trick: Sie sind wie Wasser. Man kann es einkesseln, niederdrücken, aber irgendwann sucht es sich seinen Weg.

Die Jugend hat die Schnauze voll von „später“ und „irgendwann“. Sie hat verstanden, dass Politik zu oft bedeutet: ein kleines Netzwerk aus Begünstigten füttert sich durch, während unten das Volk zahlen darf. Korruption ist kein Betriebsunfall – sie ist System. Und wer das System nicht anrührt, der bleibt mitschuldig.


Was diese Generation so gefährlich macht? Sie ist vernetzt wie nie. Wenn in Kathmandu ein Minister fällt, dann liest ein Student in Rabat davon auf TikTok. Wenn in Antananarivo das Parlament brennt, dann postet jemand in Nairobi ein Solidaritätsvideo. Grenzen werden durchlässig, Erfahrungen wandern von Smartphone zu Smartphone.

Die Frage ist nur: Wann springt der Funke nach Europa? Nach Nordamerika? Hier, wo junge Menschen zwar auf Fridays-for-Future-Demos gehen, aber noch längst nicht mit derselben Härte wie ihre Altersgenossen im globalen Süden.

Vielleicht ahnen die Mächtigen genau das – und haben deswegen Angst.


Denn eines ist klar: Die Generation Z hat keine Lust mehr, in einem System alt zu werden, das ihnen schon in jungen Jahren die Zukunft klaut. Und wer sich an die Macht klammert, wer glaubt, mit Schlagstöcken und Internetverboten eine globale Jugendbewegung zu bremsen – der sollte lieber schon mal zittern.

Denn diese Proteste sind mehr als Lärm auf der Straße. Sie sind der Soundtrack eines Erwachens. Und der Refrain lautet: Wir sind viele, wir sind vernetzt, und wir gehen nicht mehr weg.

Ein Kommentar unserer Leserin Mariam H., 20 Jahre, Frankfurt/Main

Dieser Kommentar spiegelt die persönliche Meinung einer Leserin aus Frankfurt am Main wider. Er erhebt keinen Anspruch auf Neutralität, sondern versteht sich als subjektiver Beitrag zur aktuellen Debatte.

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