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Der Countdown zur COP30 läuft – und Frankreich steht auf der Bremse. Während sich die Weltgemeinschaft auf den nächsten großen Klimagipfel vorbereitet, schlägt das Réseau Action Climat Alarm: Die Emissionen sinken – aber viel zu langsam.

Gerade einmal 0,8 Prozent weniger CO₂-Emissionen soll Frankreich im laufenden Jahr verzeichnen. Eine Zahl, die ernüchtert.

Denn um seine Klimaziele für 2030 zu erreichen, müsste das Land jährlich rund fünf Prozent einsparen.

Stattdessen: ein massiver Dämpfer.

Klimaambitionen im Stillstand

„Wir erleben aktuell einen kompletten Stillstand bei der Reduktion der Treibhausgase“, erklärt Anne Bringault, Programmdirektorin beim Réseau Action Climat, im französischen Radiosender France Inter.

Ihr Befund fußt auf den neuesten Berechnungen des Citepa – einem technischen Institut, das im staatlichen Auftrag Frankreichs nationale Treibhausgasbilanz erstellt. Der Bericht, der exakt einen Monat vor Beginn der COP30 veröffentlicht wurde, liefert keine ermutigenden Perspektiven:

Nach deutlich spürbaren Rückgängen in den Jahren 2022 (-3,9 %) und 2023 (-6,8 %) sowie einer bereits gedämpften Prognose für 2024 (-1,8 %) flacht der Abwärtstrend weiter ab.

Und das in einer Phase, in der eigentlich das Gegenteil nötig wäre.

Kein Bereich auf Kurs – Frankreichs Klimapolitik in der Krise

„Kein einziger Sektor liegt auf Kurs“, kritisiert Bringault. Besonders gravierend sei die Lage im Verkehrssektor – dem größten Emittenten von Treibhausgasen im Land.

Laut Citepa wird hier 2025 lediglich ein Rückgang um magere 1 % erwartet. Ein Tropfen auf den heißen Asphalt.

Bringaults Fazit: Frankreich verbrennt weiterhin viel zu viel Diesel und Benzin. Alternativen wie der öffentliche Nahverkehr, der Zug oder E-Mobilität entwickeln sich schlicht nicht schnell genug. Der Grund? Fehlende und vor allem unstetige staatliche Unterstützung.

Ein weiteres Sorgenkind: der Gebäudesektor.

Statt einer Reduktion der Emissionen prognostizieren die Experten sogar einen leichten Anstieg. Der Grund: Kürzungen bei den Förderprogrammen für energetische Sanierungen.

Ein kalter Wintermonat reicht dann schon, um die Heizungen hochzufahren – und mit ihnen die CO₂-Emissionen.

Politischer Fokus auf Nebenschauplätzen

Während die Klimakrise drängt, verlieren sich viele politische Debatten in parteiinternen Grabenkämpfen.

„Diese Frage sollte die Politik weit mehr beschäftigen als all die inneren Querelen, die derzeit die öffentliche Debatte dominieren“, sagt Bringault. Ihre Botschaft ist deutlich: Klimapolitik braucht Kontinuität, Mut – und klare Prioritäten.

Dass es auch anders geht, zeigte Frankreich zumindest kurzfristig im Energiesektor: Zwischen 2022 und 2024 sanken die Emissionen aus der Energieproduktion deutlich – um 7 % und nochmals 4 %.

Doch auch hier kündigt Citepa für 2025 eine deutliche Verlangsamung an.

Der Schwung – er verpufft.

Ein Gipfel mit Symbolkraft

Die Veröffentlichung der Daten kommt nicht zufällig zu diesem Zeitpunkt. Vom 10. bis 25. November findet im brasilianischen Belém die COP30 statt – ein zentrales Treffen der internationalen Klimadiplomatie.

Frankreichs Zwischenbilanz fällt dabei alles andere als rosig aus.

Zwar war das Land in den vergangenen Jahren vielfach Vorreiter auf dem diplomatischen Parkett – man denke an das Pariser Klimaabkommen. Doch innenpolitisch scheint die Luft raus zu sein.

Die Klimapolitik des Landes krankt an politischer Inkonsistenz, wirtschaftlichen Zwängen und einem gesellschaftlichen Spagat zwischen Anspruch und Alltag.

Rhetorik kontra Realität

Frankreichs Regierung hat ambitionierte Ziele formuliert – bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen drastisch gesenkt werden.

Doch zwischen Strategiepapieren und Realität klafft eine wachsende Lücke.

Es fehlen verbindliche Maßnahmen, konsequente Anreize – und ein langer Atem.

Wie will Frankreich seine Pariser Verpflichtungen einhalten, wenn schon das Tagesgeschäft zur Herausforderung wird?

Der große Hebel: Politischer Wille

Die gute Nachricht: Die technische Machbarkeit ist längst gegeben. Die nötigen Technologien existieren, die Wege sind bekannt, die Instrumente erprobt.

Was fehlt, ist der Wille – und eine klare Priorisierung.

Der Klimaschutz konkurriert mit wirtschaftlichen Interessen, sozialen Spannungen und politischen Kalkülen.

Doch das Klima verhandelt nicht.

Und die Zeit läuft.

Autor: C.H.

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