Als Carla Bruni-Sarkozy an diesem 20. Dezember ein schlichtes Foto auf Instagram veröffentlichte, ahnten viele sofort, dass es mehr ist als nur ein Alltagsmoment. Ihr Lächeln, hell und unangestrengt, und die kleine Schachtel Tabletten in ihrer Hand – sie markierten das Ende eines Kapitels, das sie über Jahre begleitet hatte. Nach fünf Jahren Hormontherapie, nach Operation, Radiotherapie, Rückschlägen und mühsamem Wiederaufstehen erklärt die frühere Première Dame Frankreichs: Der medizinische Teil ihres Kampfes gegen den Brustkrebs ist abgeschlossen. Und plötzlich wirkt dieses Lächeln wie ein Befreiungsschlag, fast wie ein Fenster, das nach langem Winter wieder aufstößt.
Bruni hatte ihren Krebs spät öffentlich gemacht, erst im Oktober 2023, im Rahmen von Octobre rose, dem Monat der Brustkrebsprävention. Dass sie damals über ihre Erkrankung sprach, war für viele überraschend, weil sie die Diagnose von Ende 2019 bewusst im Privaten gehalten hatte. Inzwischen hat sie daraus so etwas wie eine persönliche Mission entwickelt. Ihre Worte – oft sanft, manchmal kämpferisch – richteten sich an jene Frauen, die zögern, verdrängen, hoffen, dass sich schon alles von selbst löst. Und doch weiß jede, die einmal im Wartezimmer einer radiologischen Praxis saß, dass Hoffnung nie ein Ersatz für Vorsorge ist.
Die nun abgeschlossene Hormontherapie beschreibt Bruni als anstrengend, gelegentlich brutal. Sie spricht von aggressiven Nebenwirkungen, von einer Müdigkeit, die sich wie Nebel auf den Alltag legt, und von Momenten, in denen sie sich fragte, ob das alles je ein Ende haben wird. Aber sie erzählt auch von ihrer Dankbarkeit – und dieser Begriff klingt bei ihr nicht routiniert, sondern fast zärtlich. Dankbar für die Wissenschaft, sagt sie, die Therapien entwickelt und damit das Risiko eines Rückfalls mindert. Ein Satz, der in seiner Schlichtheit viel trägt, denn wer fünf Jahre lang täglich daran erinnert wird, wie fragil der eigene Körper sein kann, weiß genau, was es heißt, geschützt zu sein.
Es ist ein bemerkenswerter Zug an Bruni, dass sie im Augenblick ihres persönlichen Aufatmens sofort wieder den Blick auf andere richtet. Ihr Appell, sich jedes Jahr untersuchen zu lassen, ist kein mahnender Zeigefinger, sondern ein dringender Rat, der aus Erfahrung spricht. Die Früherkennung, sagt sie sinngemäß, entscheidet über Perspektiven, über Heilungschancen, manchmal über Leben. Und es wirkt, als wolle sie den Frauen, die in ihren Worten Trost suchen, gleichzeitig eine kleine Schubkraft geben – nach vorn, zur eigenen Gesundheit hin.
Auf den sozialen Netzwerken reagierten Hunderttausende. Es sind Worte der Erleichterung, der Solidarität, des Mutes. Menschen, die selbst betroffen sind, schreiben von Therapietagen, die sich wie Kaugummi gezogen haben, von Nächten voller Unruhe, von dem bittersüßen Moment, in dem die Ärzte sagen: „Wir sind fertig.“ Andere loben Bruni dafür, dass sie etwas ausgesprochen hat, was viele Frauen aus Scham oder Angst zurückhalten. Und manches dieser Kommentare wirkt wie ein leises Gespräch, das sich zwischen Fremden entspinnt, aber in einer gemeinsamen Erfahrung wurzelt.
Der gesellschaftliche Wert solcher öffentlichen Zeugnisse ist schwer zu überschätzen. Wenn eine bekannte Sängerin und einstige Première Dame so offen über einen der privatesten Kämpfe ihres Lebens berichtet, verschiebt sich etwas im öffentlichen Bewusstsein. Was früher hinter geschlossenen Türen blieb, tritt nun ins Licht, ohne Pathos, ohne Dramatik, ohne die altbekannte „Tapferkeits“-Rhetorik. Es wird normaler, über Krebs zu sprechen, über Operationen, über Ängste. Und Normalität ist etwas, das Betroffenen selten geschenkt wird.
Gleichzeitig wirft Brunis Offenheit die Frage auf, wie viel Sichtbarkeit ein Mensch ertragen oder gewähren will. Wo endet Privatsphäre, wo beginnt Verantwortung? Bruni scheint ihren eigenen Weg gefunden zu haben – einen, der weder exhibitionistisch noch distanziert wirkt. Sie hat ihre Erkrankung weder instrumentalisiert noch verschwiegen. Sie hat sie erzählt. Und dieses Erzählen macht den Kern ihres Engagements aus, das weit über den persönlichen Anlass hinausgeht.
Was bleibt, ist die Geschichte einer Frau, die ihren Einfluss nutzt, um jenen eine Stimme zu geben, die sich oft überhört fühlen. Die sagt: Geht zur Vorsorge. Sprecht mit euren Ärztinnen. Und die gleichzeitig das stille, tiefe Aufatmen teilt, das am Ende eines langen medizinischen Prozesses steht. Dieses Aufatmen erzeugt einen Sog – einen nach vorn gerichteten, hoffnungsvollen.
Am Ende ihres Beitrags steht nicht Triumph, sondern Erleichterung. Kein Feuerwerk, kein Donnerhall. Nur die schlichte Botschaft: Ich bin durch. Und wenn man zwischen den Zeilen liest, spürt man die unausgesprochene Hoffnung, dass viele andere Frauen dieselbe Botschaft eines Tages werden aussprechen können.
Autor: C.H.
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