Die amerikanische Demokratie erlebt eine Phase tiefgreifender Spannungen. Während Donald Trump nach seiner umstrittenen Rückkehr ins Weiße Haus den republikanischen Kurs dominiert, formieren sich zunehmend Gegenstimmen – nicht nur aus dem demokratischen Lager, sondern auch aus den eigenen Reihen. Die Auseinandersetzungen, teils offen feindselig, zeigen: Der Kampf um die politische Zukunft der USA hat längst begonnen.
Trump selbst räumte kürzlich gegenüber dem Wall Street Journal ein, dass seine Partei die Kongresswahlen verlieren könnte – ein ungewöhnlich selbstkritischer Ton. Doch gleichzeitig radikalisiert er weiter seinen Führungsanspruch. Kritiker bezeichnet er öffentlich als „Verräter“, droht mit Strafverfolgung und diffamiert selbst langjährige Weggefährten. Dies bleibt nicht ohne Folgen: Immer mehr profilierte Persönlichkeiten stemmen sich gegen Trumps Hegemoniestreben – teils aus persönlicher Überzeugung, teils mit Blick auf künftige Machtoptionen.
Ein Senator, der nicht schweigt
Mark Kelly, 61 Jahre alt, Demokrat aus Arizona, ist einer der prominentesten Köpfe der inneramerikanischen Opposition. Der frühere Navy-Pilot und NASA-Astronaut spricht nicht nur als Politiker, sondern auch als Patriot, wenn er sich gegen die autoritäre Rhetorik des Präsidenten stellt. In einer Videoansprache an Mitglieder der US-Streitkräfte erinnerte er daran, dass Soldaten unrechtmäßige Befehle verweigern dürfen – ein direkter Angriff auf Trumps Einsatz der Nationalgarde in mehreren Städten.
Trumps Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Er warf Kelly „verräterisches Verhalten“ vor, das „mit dem Tod bestraft werden“ könne – ein drastischer Vorwurf, der an autoritäre Regime erinnert. Kelly wiederum hält dagegen: „Der Präsident versucht, mich mundtot zu machen. Er droht mir mit dem Tod – aber das wird nicht funktionieren.“ Die Eskalation zeigt: Der politische Diskurs in den USA ist an einem Punkt angelangt, an dem selbst physische Gewaltandrohungen Teil der öffentlichen Auseinandersetzung geworden sind.
Gavin Newsom: Der Herausforderer aus Kalifornien
Auch Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom hat sich als lautstarke Gegenfigur zu Trump etabliert. Der 58-jährige Demokrat, bekannt für seine geschickte Medienstrategie, nutzt Trumps eigene Kommunikationsmittel – insbesondere virale Videos – um dessen Politik zu entlarven. Inhaltlich geht es ihm um den Schutz demokratischer Institutionen, um Umweltstandards, Minderheitenrechte und den Föderalismus.
Newsom positioniert sich zunehmend als potenzieller Präsidentschaftskandidat für 2028. Seine Warnung ist deutlich: „Die Demokratie wird vor unseren Augen angegriffen. Trump beginnt mit dem Abriss.“ Dass Trump ihm inzwischen offen mit Verhaftung droht – „Er liebt die Öffentlichkeit. Das wäre großartig.“ – zeigt, dass Newsoms Angriffe Wirkung zeigen. Die Konfrontation zwischen beiden Männern ist nicht nur Ausdruck persönlicher Rivalität, sondern ein Symbol für den ideologischen Bruch zwischen progressivem Multikulturalismus und rechtspopulistischem Nationalkonservatismus.
Widerstand aus dem Trump-Lager
Bemerkenswert ist jedoch auch, dass sich Widerstand aus dem Herzen des Trumpismus regt. Marjorie Taylor Greene, ultrakonservative Abgeordnete aus Georgia und einst glühende Unterstützerin des Präsidenten, hat sich in den vergangenen Monaten zur internen Kritikerin gewandelt. Auslöser war Trumps Umgang mit dem Fall Jeffrey Epstein. Greene wirft ihm vor, die Opfer des verurteilten Sexualstraftäters nicht geschützt zu haben – ein Tabubruch in einem Milieu, das Trump bislang nahezu bedingungslos folgte.
„Ich habe für ihn gekämpft. Ich glaubte an ‚America First‘. Aber jetzt nennt er mich eine Verräterin, weil ich mich für die Opfer einsetze“, erklärt Greene. Sie berichtet von Morddrohungen, während Trump sie öffentlich verhöhnt: „Marjorie, die Verräterin. Ich glaube nicht, dass jemand an ihr interessiert ist.“ Auch hier wird deutlich: Kritik an Trump bedeutet im Jahr 2025 nicht nur politischen Widerspruch, sondern ein persönliches Risiko – selbst für Parteikollegen.
Die Dynamik der US-Politik gleicht einem Vulkan unter Druck. Während Trump seine Macht mit einer Mischung aus populistischer Mobilisierung, institutioneller Aushöhlung und rhetorischer Eskalation festigen will, entsteht auf mehreren Ebenen ein Gegenlager. Dabei handelt es sich weniger um eine koordinierte Bewegung als um ein Mosaik individueller Initiativen – vom progressiven Gouverneur bis zur desillusionierten Parteisoldatin.
Was diese neuen Stimmen eint, ist das Bewusstsein, dass der demokratische Diskurs selbst auf dem Spiel steht. Die politische Auseinandersetzung wird dabei nicht mehr primär über Parlamente oder Parteitage geführt, sondern über Videos, soziale Medien und den direkten Appell an die Öffentlichkeit. Es ist ein Zeichen dafür, wie sich demokratische Mechanismen im digitalen Zeitalter verändern – und wie sehr sie zugleich unter Druck stehen.
Ob die nun sichtbaren Gegenkräfte ausreichen werden, um Trumps autoritären Kurs aufzuhalten, bleibt offen. Doch klar ist: Der Widerstand formiert sich – vielfältig, laut und mit wachsendem Selbstbewusstsein.
Autor: P. Tiko
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!








