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In einer dramatischen Fernsehansprache hat US-Präsident Donald Trump am 21. Juni 2025 Luftangriffe der USA auf drei zentrale iranische Atomanlagen bekannt gegeben – Fordow, Natanz und Isfahan. Die gezielten Schläge markieren nicht nur eine Wende in der amerikanischen Außenpolitik, sondern auch einen strategischen Kipppunkt im jahrzehntelangen Konflikt zwischen Teheran, Washington und Tel Aviv.

Die Entscheidung zur militärischen Intervention erfolgte ohne Rücksprache mit dem US-Kongress, was innenpolitisch für erhebliche Spannungen sorgt. Gleichzeitig zeigt sie, dass die Vereinigten Staaten bereit sind, ihre militärische Überlegenheit auch ohne breiten internationalen Rückhalt einzusetzen, um nukleare Ambitionen gegnerischer Staaten zu unterbinden.

Präzision und Symbolik: Die Zerstörung der Nuklearzentren

Die Details der Operation unterstreichen ihren strategischen wie symbolischen Charakter. In Fordow, der unterirdischen Urananreicherungsanlage westlich von Qom, kamen B-2-Tarnkappenbomber mit insgesamt zwölf Bunkerbrecher-Bomben des Typs GBU-57 zum Einsatz – Waffen, die gezielt für stark befestigte Ziele entwickelt wurden. In Natanz und Isfahan wurden die Ziele mit jeweils fünfzehn Tomahawk-Marschflugkörpern von US-U-Booten im Persischen Golf angegriffen.

Präsident Trump stellte die Operation als vollen Erfolg dar. Die iranische Fähigkeit zur Urananreicherung sei, so seine Worte, „vollständig ausgelöscht“. Ob dies tatsächlich zutrifft, bleibt abzuwarten – die iranische Atomenergiebehörde erklärte, dass radioaktive Materialien zuvor entfernt worden seien. Doch unabhängig vom tatsächlichen Ausmaß der Zerstörung ist das Signal klar: Die USA sind bereit, Atomprogramme potenzieller Gegner gewaltsam zu beenden.

Ein Schulterschluss mit Israel – und eine Kampfansage an Teheran

Der Angriff reiht sich ein in eine Serie israelischer Luftschläge der vergangenen Wochen, bei denen ebenfalls iranische Einrichtungen in Syrien, im Irak und auf iranischem Boden attackiert wurden. Die USA sind nun erstmals seit Jahren wieder direkt militärisch gegen den Iran aktiv – ein Bruch mit der Zurückhaltung früherer Regierungen, die auf diplomatische Kanäle und wirtschaftlichen Druck gesetzt hatten.

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu sprach von einem „historischen Wendepunkt“ und lobte die enge Abstimmung mit Washington. In Teheran hingegen wird der Angriff als „barbarischer Akt“ gewertet. Die Regierung kündigte an, ihr Atomprogramm trotz der Zerstörungen fortzuführen. Damit ist klar: Eine Deeskalation ist nicht in Sicht.

Verfassungsfragen und innenpolitische Risse in den USA

In Washington wird der Angriff nicht nur außenpolitisch diskutiert, sondern auch als institutioneller Präzedenzfall. Trump informierte den Kongress erst nach Durchführung der Operation – ein Vorgehen, das von Demokraten wie auch einzelnen Republikanern als verfassungswidrig kritisiert wird. Senatoren wie Bernie Sanders sprechen von einem gefährlichen Alleingang, der die Gewaltenteilung untergräbt und die USA in einen großflächigen Nahostkrieg hineinziehen könnte.

Auch innerhalb der Regierung waren nicht alle einverstanden. Vizepräsident JD Vance sowie Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard hatten sich im Vorfeld gegen eine direkte militärische Beteiligung ausgesprochen. Dass Trump sich dennoch durchsetzte, zeigt nicht nur seine Dominanz im sicherheitspolitischen Bereich, sondern auch die fragile Einheit in der Administration.

Der geopolitische Preis der Eskalation

Der Angriff erfolgt in einem geopolitischen Umfeld erhöhter Instabilität. Die diplomatischen Bemühungen der UN und der EU zur Deeskalation zwischen Israel und Iran liefen zuletzt ins Leere. Internationale Reaktionen auf die US-Aktion fallen gespalten aus: Während Verbündete wie Großbritannien und Polen Verständnis signalisieren, kritisieren Staaten wie Deutschland, Frankreich und Australien die Maßnahme als völkerrechtswidrig.

Zudem droht die wirtschaftliche Dimension: Die Märkte reagierten nervös, der Ölpreis schnellte um mehrere Prozentpunkte in die Höhe. Ein regionaler Flächenbrand würde nicht nur militärische, sondern auch wirtschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen – insbesondere für Europa und Asien, die stark auf stabile Energiezuflüsse aus dem Nahen Osten angewiesen sind.

Die Eskalation wirft grundlegende Fragen zur Zukunft der internationalen Ordnung auf. Welche Rolle spielt das Völkerrecht, wenn Großmächte zu präventiven Schlägen greifen? Welche Legitimation braucht ein Angriff, der gravierende Auswirkungen für den Weltfrieden haben könnte? Und: Welche Alternativen bleiben gegenüber Staaten wie Iran, wenn diplomatische Kanäle systematisch blockiert oder ignoriert werden?

Der Angriff auf Fordow, Natanz und Isfahan ist keine bloße taktische Operation. Er steht für ein neues Kapitel amerikanischer Machtprojektion – mit ungewissem Ausgang. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob es den internationalen Akteuren gelingt, eine weitere Eskalationsspirale zu durchbrechen. Viel hängt davon ab, ob es erneut gelingt, Diplomatie als glaubwürdige Option aufrechtzuerhalten. Andernfalls droht dem Nahen Osten ein neuer Krieg – mit globaler Dimension.

Autor: P. Tiko

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