Die Nacht von Dienstag auf Mittwoch war in der dicht besiedelten Enklave Gaza erneut verheerend. Mindestens 51 Menschen, darunter viele Zivilisten, wurden getötet – das teilte die Hamas mit. Israels Militär setzte seine Angriffe im Norden und Zentrum von Gaza fort, eine Eskalation, die tiefe Narben hinterlässt.
Ein Krieg ohne Grenzen
Während im Süden Libanons die Kämpfe mit der Hisbollah weiter lodern und am Dienstag der Iran seine Angriffe verstärkte, bleibt die Lage in Gaza unerbittlich. Die Bilder auf den sozialen Medien wirken beinahe wie eine Wiederholung von dem, was wir seit Monaten sehen: Krankenwagen rasen durch die Nacht, über staubige, verletzte Kinder und einst stolze Gebäude, die nun als Trümmerhaufen zurückbleiben.
Gezielte Angriffe und weitreichende Zerstörung
Am Dienstagabend konzentrierte sich die israelische Armee auf drei Hauptsektoren. Eine besonders schwer betroffene Region war Khan Younès im Süden von Gaza. Stundenlang rollten Panzer durch die Straßen, es kam zu heftigen Bombardierungen. Ganze Gebäude wurden zerstört und eine einflussreiche Familie der Stadt wurde ausgelöscht. Im Norden, in Gaza-Stadt, kamen mindestens 22 Menschen bei zwei gezielten Angriffen ums Leben. Dabei wurden unter anderem ein Flüchtlingszentrum sowie Wohnhäuser getroffen. Ein weiteres schockierendes Ereignis war die Bombardierung eines Waisenhauses.
Die Luftangriffe machten auch nicht vor jenen halt, die verzweifelt versuchten, dem Inferno zu entkommen. Menschen, die den streng bewachten Korridor in Richtung Süden überqueren wollten, gerieten unter Beschuss – mindestens vier weitere Tote.
Internationale Reaktionen und verheerende Bilanz
Die Reaktionen auf die anhaltenden Angriffe bleiben nicht aus. Das französische Außenministerium äußerte scharfe Kritik und verurteilte die Bombardierungen, die neben Wohngebäuden auch eine Schule und ein Waisenhaus trafen. Solche Angriffe auf zivile Einrichtungen lassen die ohnehin schon fragile humanitäre Lage in Gaza weiter eskalieren.
Die Intensität der israelischen Angriffe war zuletzt etwas gesunken, doch mit diesen erneuten Attacken scheint die Gewaltspirale wieder Fahrt aufzunehmen. Anfang Oktober sprach Israels Premierminister Benjamin Netanjahu bei den Vereinten Nationen noch davon, dass die Hamas fast vollständig zerschlagen sei und nur noch eine „Restkraft“ darstelle. Eine ganze Division der israelischen Armee hatte Gaza sogar verlassen, um sich an der Grenze zum Libanon zu positionieren – doch diese Nacht zeigt: Gaza bleibt im Fokus.
Eine zerstörte Gesellschaft ohne Perspektive
Auf dem Boden in Gaza ist das Ausmaß der Zerstörung kaum in Worte zu fassen. Es gibt keine funktionierenden Krankenhäuser, Schulen oder Wasserversorgung mehr. Die Landwirtschaft, ein zentraler Bestandteil der Selbstversorgung, ist weitestgehend vernichtet. Die Gesellschaft liegt in Trümmern, und es gibt keinen Plan, wie es nach diesem verheerenden Konflikt weitergehen soll.
Israels Premierminister erwähnte kürzlich die Idee einer zivilen Verwaltung in Gaza, nach der Niederlage der Hamas. Doch weder die internationale Gemeinschaft noch die Palästinensische Autonomiebehörde scheinen in diese Überlegungen einbezogen zu sein. Was kommt danach? Wie kann eine Bevölkerung, die alles verloren hat, wieder auf die Beine kommen?
Ein Konflikt, der keine einfache Lösung kennt
In Gaza kämpfen die Menschen ums nackte Überleben – und das nicht nur gegen die Bomben. Die humanitäre Katastrophe ist allgegenwärtig. Millionen Menschen sind ohne Zugang zu grundlegender Versorgung und ohne Hoffnung auf eine baldige Besserung. Der Krieg hat die Region in ein Pulverfass verwandelt, das jeden Moment weiter explodieren könnte.
Man fragt sich: Wann endet dieser unaufhörliche Teufelskreis aus Gewalt und Zerstörung?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!