Eine Ära geht zu Ende: Anne Hidalgo, die seit 2014 Bürgermeisterin von Paris ist, hat angekündigt, bei den Kommunalwahlen 2026 nicht für eine dritte Amtszeit zu kandidieren. In einem Interview mit der Zeitung Le Monde, das am 26. November veröffentlicht wurde, erklärte die sozialistische Politikerin: „Ich habe diese Entscheidung schon vor langer Zeit getroffen.“
Zwei Amtszeiten sind genug
Hidalgo betonte, dass zwei Amtszeiten ausreichen, um tiefgreifende Veränderungen umzusetzen. „Ich habe mich immer in dem Gedanken bewegt, dass zwei Mandate genügen, um nachhaltige Veränderungen einzuleiten“, sagte sie. Seit ihrem Amtsantritt hat sie die Pariser Politik stark geprägt, unter anderem durch Umweltinitiativen, städtebauliche Reformen und eine verstärkte Fußgängerfreundlichkeit in der Stadt.
Doch ihre Amtszeit war auch von Kontroversen begleitet, etwa in Bezug auf Verkehrsmaßnahmen und die Organisation der Olympischen Spiele 2024 in Paris. Ihre Entscheidung, nicht erneut anzutreten, markiert den Beginn einer neuen Phase für die französische Hauptstadt.
Die mögliche Nachfolge
Hidalgo sprach in dem Interview auch über ihre Wunsch-Nachfolge. Sie unterstützt den Senator Rémi Féraud, der den Vorsitz der Fraktion „Paris en commun“ im Stadtrat innehat. „Ich hoffe und wünsche, dass sich die Grünen und die Kommunisten bereits im ersten Wahlgang hinter seine Kandidatur stellen“, erklärte sie.
Féraud ist eine zentrale Figur in Hidalgos politischem Lager und hat sich in der Vergangenheit durch seine enge Zusammenarbeit mit der amtierenden Bürgermeisterin profiliert. Sollte er ihre Unterstützung sichern, könnte er als aussichtsreicher Kandidat ins Rennen gehen.
Ein heißes Rennen um das Rathaus
Die politische Landschaft für die Pariser Bürgermeisterwahl 2026 beginnt sich bereits zu formieren, und mehrere bekannte Persönlichkeiten haben ihre Kandidatur angekündigt:
- Rachida Dati, die derzeitige Kulturministerin und frühere Justizministerin unter Nicolas Sarkozy, wird als potenziell starke Kandidatin der Rechten gehandelt.
- Emmanuel Grégoire, Hidalgos ehemaliger erster Stellvertreter, hat ebenfalls seinen Hut in den Ring geworfen. Allerdings ist das Verhältnis zwischen ihm und Hidalgo abgekühlt, was ihre Aussage widerspiegelt: „Man kann nicht für alles kandidieren.“ Grégoire, der inzwischen als Abgeordneter im Parlament sitzt, gilt als ambitioniert, jedoch ohne die uneingeschränkte Unterstützung des sozialistischen Lagers.
Ein Ende mit Strategie
Hidalgos Ankündigung, sich zurückzuziehen, dürfte strategisch motiviert sein. Indem sie frühzeitig den Weg für einen klaren Nachfolger ebnet, kann sie Einfluss auf die Richtung der kommenden Wahl nehmen und verhindern, dass ihr Lager zersplittert. Gleichzeitig vermeidet sie die Herausforderung einer möglicherweise schwierigen Wiederwahl, nachdem ihre Popularität in den letzten Jahren gelitten hat.
Herausforderungen für Paris
Die zukünftige Führung der Stadt wird sich einer Reihe von Herausforderungen stellen müssen:
- Verkehr und Umwelt: Hidalgos Maßnahmen zur Reduzierung des Autoverkehrs und zur Förderung von Fahrrädern und öffentlichem Nahverkehr sind zwar ambitioniert, aber umstritten. Ihr Nachfolger muss entscheiden, ob er diese Politik fortsetzt oder modifiziert.
- Olympische Spiele 2024: Die Spiele haben ein großes Vermächtnis für die Stadt hinterlassen und es wird entscheidend sein, wie diese Phase nach der Amtszeit Hidalgos verwaltet wird.
- Soziale Ungleichheiten: Trotz vieler Investitionen bleibt Paris eine Stadt mit stark ausgeprägten sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten, die angegangen werden müssen.
Ein Blick in die Zukunft
Anne Hidalgo hat Paris in den letzten zehn Jahren geprägt, sowohl durch Visionen als auch durch umstrittene Entscheidungen. Ihr Rückzug bietet der Stadt eine Gelegenheit zur Erneuerung. Wer auch immer ihre Nachfolge antritt, wird in große Fußstapfen treten – und eine Stadt regieren müssen, die weiterhin Symbol und Herausforderung zugleich ist.
Die Bürgermeisterwahl 2026 verspricht, ein spannendes politisches Rennen zu werden. Kann ein neuer Kandidat die Pariserinnen und Pariser mit einer frischen Vision begeistern? Das Rathaus von Paris bleibt einer der begehrtesten Posten in der französischen Politik – und die Debatten um seine Zukunft haben gerade erst begonnen.
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