Tag & Nacht

Laut einer von Insee veröffentlichten Studie hat sich die Armut in Frankreich durch die Krise nicht weiter verschlimmert. Im vergangenen Jahr lebten 14,6% der französischen Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze.

In Frankreich leben 9,3 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgrenze. Das ist viel, aber nicht mehr als in den Vorjahren, schätzt das Statistik-Institut INSEE. Unter der Armutsgrenze zu leben bedeutet, mit weniger als 1.100 Euro pro Monat (für eine alleinstehende Person) auszukommen.

Diese Stabilität erklärt sich durch die von der Regierung ergriffenen Unterstützungsmaßnahmen. So erhielten beispielsweise in der Covid-19-Krise die ärmsten Haushalte, die Solidaritätsbeihilfe beziehen, im Juni und November 2020 eine Beihilfe von 150 Euro.

Die von der Regierung massiv geförderte Teilzeitarbeit im vergangenen Jahr verhinderte zu große Einkommensverluste für die Arbeitnehmer. Selbstständige und Handwerker erhielten finanzielle Unterstützung aus dem Solidaritätsfonds. Ohne diese außergewöhnliche Hilfe hätte es nach Schätzungen des INSEE im Jahr 2020 mindestens 400.000 arme Menschen mehr gegeben.

Nicolas Carnot, Studiendirektor des INSEE, weist darauf hin, dass die staatlichen Beihilfen zwar viele Franzosen vor dem Abrutschen in die Armut bewahrt haben, aber die Sozialverbände stellen einen Anstieg der Inanspruchnahme von Nahrungsmittelhilfe um 10% fest.

Einkommensunterschiede bleiben auf demselben Niveau
Die INSEE-Erhebung deckt jedoch nur das französische Mutterland ab. Nicht berücksichtigt sind inoffizielle Einkünfte, wie z. B. nicht angemeldete Erwerbstätigkeit, die während der Lockdowns zurückgegangen sein könnten und daher einige Haushalte verarmen lassen.

Auf die Frage, ob die Reichen reicher geworden sind, lautet die Antwort laut INSEE: Nein. Die Einkommensunterschiede haben durch die Krise nicht zugenommen. Der Lebensstandard der reichsten 20% Franzosen ist mehr als viermal so hoch als der der untersten 20%. Allerdings ist der Lebensstandard nicht gleichbedeutend mit dem Wohlstand. In normalen Zeiten sparen die Reichen bereits mehr als die Armen. Und da sie in der Krise weniger konsumiert haben, konnten sie mehr zur Seite legen und so ihr Vermögen vermehren.


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