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Angesichts des Verdachts auf Korrosion bei mehreren Reaktoren des französischen Reaktorparks weist ein Bericht auf technische Probleme bei der jüngsten Reaktorgeneration hin.

Die Behörde für nukleare Sicherheit will sich aber auf jeden Fall über den Zustand des französischen Atomparks beruhigend geben. In ihrem am Dienstag, dem 17. Mai 2022, vorgelegten Jahresbericht geht sie auf das technische Problem ein, das seit Ende letzten Jahres bei mehreren Reaktoren festgestellt wurde.

Die Atomaufsichtsbehörde stellt die Korrosionsprobleme bei einem Teil der Reaktoren und und die Konstruktion der neuesten Reaktoren in einen Zusammenhang. Der Präsident der ASN, Bernard Doroszczuk, sprach von einem ernsthaften Problem: „In diesem Stadium hat EDF im Rahmen der Spannungsrisskorrosion die Abschaltung oder die Verlängerung der planmäßigen Abschaltungen von 12 Reaktoren zur eingehenden Begutachtung und gegebenenfalls Reparatur veranlasst“.

Derzeit sind also 12 von 56 Reaktoren wegen eines Korrosionsproblems an den Rohrleitungen des Primärkreislaufs, der den Kern kühlt, abgeschaltet. Die Probleme wurden an den Schweißnähten der Bögen der Sicherheitsinjektionsleitungen, die den Reaktor im Falle eines Unfalls kühlen, festgestellt.

Ein Problem der Konstruktion?
Dieses Problem betrifft jedoch nicht oder nur in geringem Maße die Kraftwerke der ältesten Generation. Die in den 1980er Jahren in Betrieb genommenen Kernreaktoren blieben bislang von dem im Dezember letzten Jahres festgestellten Korrosionsproblem verschont. Mit 900 MW sind sie zwar weniger leistungsstark als die der nachfolgenden Generationen, machen aber heute den Großteil der in Betrieb befindlichen Kraftwerke aus: 32 von 56. Ihre Konstruktion entspricht eher dem ursprünglichen Modell der amerikanischen Firma Westinghouse, während die Rohrleitungen der Nachfolgemodelle stärker verändert wurden. Die Untersuchungen konzentrieren sich derzeit auf ein Konstruktionsproblem bei den neueren Modellen.

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Ein schwerwiegendes Problem, das groß angelegte Reperaturen über mehrere Jahre hinweg erfordern und einen Teil des französischen Atomparks über Jahre hinweg stillegen wird, befürchten Experten. Und das zu einer Zeit, in der die Atomindustrie sich für den Bau der neuen Kraftwerksgeneration EPR 2 rüsten muss.

Von seinen 56 Reaktoren umfassenden Bestand hat der französische Stromanbieter EDF derzeit 29 Reaktoren wegen Überprüfungen abgeschaltet.


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