Der Sommer ist zurück – zumindest für ein paar Tage. Während in Nord- und Mitteleuropa Regen und kühle Temperaturen das Bild bestimmen, zeigt sich die französische Atlantikküste Anfang Oktober von ihrer schönsten Seite. 26 Grad, strahlend blauer Himmel, eine leichte Brise vom Meer: Das Bassin d’Arcachon verwandelt sich in eine Postkarte, die Touristen wie Einheimische gleichermaßen begeistert.
Schon am Mittag füllen sich die Terrassen am Front de Mer in Arcachon. Es ist die Zeit des entspannten Essens im Freien, begleitet vom Salzgeruch der Luft und dem Schimmer des Wassers. „On profite de la vue. C’est la meilleure pause travail que j’ai jamais faite“, schwärmt eine Frau – „Wir genießen die Aussicht. Das ist die beste Arbeitspause, die ich je hatte.“ Ein Satz, der den Geist dieser Spätsaison perfekt einfängt: weniger Hektik, mehr Lebensqualität.
Sonne, Strand und ein Hauch von Exklusivität
Auf den breiten Sandstränden geht es plötzlich geräumiger zu. Wer seine Decke ausbreitet, muss nicht damit rechnen, dass der Nachbar fast mit im Picknickkorb sitzt. Manche lassen sich die Sonne einfach ins Gesicht scheinen, andere wagen tatsächlich ein Bad im Atlantik – zumindest bis zu den Knien. Das Wasser ist frisch, aber die Versuchung zu groß.
Besonders für ausländische Gäste ist der Aufenthalt jetzt ein Geschenk. Ein niederländischer Tourist lacht: „In Holland haben wir gerade zehn Grad und Regen.“ Im Kontrast dazu bietet das Bassin d’Arcachon eine sanfte, fast mediterrane Stimmung – ein kleines Paradies nur ein paar Flugstunden entfernt.
Weniger Stress, mehr Nähe
Auch die Geschäftsleute vor Ort spüren den Unterschied. Nach den turbulenten Sommermonaten atmen Restaurants und Boutiquen durch. Statt der Massen aus Paris oder Lyon, die im Juli und August die Küste fluten, kommen jetzt die Einheimischen und einige neugierige Reisende aus dem Ausland.
„Wir konzentrieren uns mehr auf die Stammkunden, die Locals. Das ist viel persönlicher und weniger Wiederholung“, sagt Jaime Castro, ein junger Kellner, der sichtlich entspannter wirkt als noch im Hochsommer. Und Méryl Bulle, die eine kleine Boutique betreibt, ergänzt: „Man muss umorganisieren, die Räume freihalten, aber dafür hat man endlich Zeit für echte Gespräche mit den Leuten.“
Diese Mischung aus Gelassenheit und Nähe macht den Charme der Nachsaison aus. Kein Gedränge, keine Warteschlangen, kein Gefühl, permanent im Strom der Massen zu treiben. Stattdessen ein fast familiäres Miteinander zwischen Gästen und Gastgebern.
Das Meer ruft
Und was wäre ein Aufenthalt am Bassin d’Arcachon ohne einen Ausflug aufs Wasser? Kleine Gruppen chartern Boote, decken sich mit Austernplatten, Gläsern und prall gefüllten Kühlboxen ein – und machen aus einem simplen Tag auf See ein kleines Fest. Die Sonne glitzert auf den Wellen, die Austern schmecken salzig und frisch, das Lachen trägt weit über die Bucht.
Ein Tourist bringt es auf den Punkt: „Wir gehen aufs Boot, haben Austern, Getränke und einfach Zeit. Genau darum geht es.“ Zeit – dieses Luxusgut, das im Alltag so knapp ist, entfaltet hier seine volle Kraft.
Ein kurzes Fenster voller Leichtigkeit
Doch wie lange hält das Hoch? Der Wetterbericht verspricht noch ein paar sonnige Tage, bis mindestens Freitag, den 3. Oktober. Danach zieht der Herbst endgültig über die Atlantikküste. Für alle, die spontan noch einmal Sonne tanken möchten, ist jetzt die Gelegenheit.
Denn der Oktober am Bassin d’Arcachon ist wie ein stilles Versprechen: Er zeigt, dass Urlaub nicht immer Trubel und Programm sein muss. Manchmal reicht ein leerer Strand, ein Teller frischer Austern und die Gewissheit, dass irgendwo anders Regen fällt.
Autor: C.H.
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