Tag & Nacht

Die Kraftstoffpreise steigen und steigen. Bis zu welchem Betrag wird das weitergehen? Können die Kraftstoffpreise irgendwann wieder sinken? Experten sind pessimistisch.

Zehn Tage vor der grossen Abreise in die Sommerferien bleiben die Kraftstoffpreise in Frankreich auf einem hohen Niveau: 2,094 € pro Liter für Bleifrei 95 und 1,897 € für Diesel, so der Durchschnitt der derzeitigen täglichen Preise in Frankreich, die von der Website carbu.com am Montag, den 20. Juni, veröffentlicht wurden. Seit einem Jahr ist Bleifrei um mehr als 55 Cent gestiegen, Diesel um 72 Cent. Eine Tankfüllung für 100 € wird langsam zur Normalität.

Müssen wir also damit rechnen, bald mehr als 2,50 € oder sogar 3 € für einen Liter Kraftstoff bezahlen zu müssen? „3 € pro Liter ist viel, aber dass wir einen weiter steigenden Ölpreis haben, das scheint mir ziemlich sicher zu sein. 2,50 € sind durchaus möglich, ja“, wird Thierry Bros, Energie- und Klimaexperte und Dozent an der Universität Science-Po von der Zeitung La Dêpeche du Midi zitiert. Zumal die aktuellen Tarife immer noch von dem 18-Cent-Kraftstoffrabatt der Regierung profitieren, was ein grosser Teil der Autofahrer inzwischen vergessen hat. Die tatsächlichen Tarife sind daher in Wirklichkeit 18 Cent höher.

Diesel auf dem Höhepunkt
Der Preis für Dieselkraftstoff stieg innerhalb einer Woche um mehr als 6 Cent. Er nähert sich damit seinem Rekord vom März 2022, als er zum ersten Mal die Preise für Bleifrei übertraf. Damals war der Treibstoffrabatt der Regierung jedoch noch nicht in Kraft. Es ist das vierte Mal seit Jahresbeginn, dass Dieselkraftstoff die Marke von 2 Euro pro Liter überschreiten wird. An mehreren Tankstellen wird Diesel sogar schon wieder teurer als Benzin verkauft.

Der Diesel kommt aus Russland. Russland ist der grösste Exporteur von Diesel nach Europa. Und trotz des Krieges in der Ukraine importiert Frankreich weiterhin russischen Diesel.

Mehrere Faktoren beeinflussen die internationalen Ölpreise: der steigende Benzinverbrauch in den USA und Europa für die Sommersaison, die internationale Lage oder auch die Euro/Dollar-Parität. In dem Versuch, den Preisanstieg zu bremsen, hat Frankreich bereits mehrfach auf seine strategischen Ölvorräte zurückgegriffen. Das sind Ölreserven, die dem Verbrauch des Landes von drei Monaten entsprechen.

Ist eine dauerhafte Senkung der Kraftstoffpreise in den nächsten Wochen vorstellbar? Um die Preise zu senken, müsste die Nachfrage sinken. Werden die Autofahrer bei 2,50 € pro Liter immer noch so viel fahren? Vielleicht nicht. Das könnte eine Wirkung haben. Der Staat kann ausserdem die Geschwindigkeit auf Autobahnen noch weiter begrenzen. Das empfiehlt jedenfalls die Internationale Energieagentur, aber die Politik tut sich schwer damit, diese Empfehlung umzusetzen. Oder aber: Wenn es wieder einen Covid-Aufschwung und damit verbunden einen Wirtschaftsabschwung gibt. Dann wird weniger Öl benötigt.

Natürlich wünscht sich niemand eine Rezession, einen neuen Covid-Lockdown oder eine Senkung der Geschwindigkeit auf den Autobahnen. Also werden die Autofahrer wohl zähneknirschend weiterhin mit den hohen Preisen leben.


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