Ein massiver Stromausfall hat am Samstag, dem 24. Mai 2025, weite Teile der französischen Riviera lahmgelegt – darunter auch Cannes, das sich mitten in der glamourösen Abschlussphase seines weltberühmten Filmfestivals befand. Nun haben sich zwei anonyme Gruppen, die sich selbst als „anarchistische Banden“ bezeichnen, zu dem Sabotageakt bekannt. Ihr Ziel: nicht nur das Festival zu stören, sondern auch ganz allgemein ein Zeichen gegen das „industrielle System“ zu setzen.
„Coupez!“ – Der Ruf nach Dunkelheit
In einem anonymen Schreiben erklären die Verfasser, dass sie den Hauptstromverteiler für die Stadt Cannes sabotiert und eine 225-kV-Leitung aus Nizza durchtrennt haben. Ihr erklärtes Ziel: „nicht nur das Festival [von Cannes] zu stören, sondern auch alle industriellen Einrichtungen vom Strom zu trennen“. Sie kritisieren das Festival als Symbol eines „tödlichen Systems“ und schließen mit dem provokanten Satz: „Wir sind nicht auf einem Filmset, aber ‚Cut!‘ fasst unseren Wunsch gut zusammen: dieses System abzuschalten.“
160.000 Haushalte ohne Strom
Die Auswirkungen waren erheblich. Die Küstenstädte zwischen Antibes und dem Var sowie einige weiter im Landesinneren gelegene Gemeinden waren von der Stromversorgung abgeschnitten. Der Betreiber RTE musste die betroffene Hochspannungsleitung außer Betrieb nehmen, wodurch rund 160.000 Haushalte ohne Strom waren. Auch drei der vier Träger eines Hochspannungsmastes wurden durchtrennt, was den Verdacht auf einen gezielten Sabotageakt erhärtet.
Weitere Sabotage in Nizza
In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde ein weiterer Sabotageakt verübt: Ein Transformator in Nizza wurde in Brand gesetzt, wodurch 45.000 Haushalte betroffen waren. Die Behörden haben eine strafrechtliche Untersuchung eingeleitet. Der Bürgermeister von Nizza verurteilte die Tat scharf und ordnete an, alle sensiblen elektrischen Infrastrukturen der Stadt unter Polizeischutz zu stellen.
Festival de Cannes: Ein Angriff auf die Kultur?
Obwohl die Behörden betonen, dass keine direkte Bedrohung für das Festival bestand, war der Zeitpunkt des Angriffs auffällig. Die Stromausfälle unterbrachen mehrere Filmvorführungen, doch die Abschlusszeremonie konnte dank Notstromaggregaten wie geplant stattfinden. Der iranische Regisseur Jafar Panahi wurde für seinen regierungskritischen Film „Es war nur ein Unfall“ mit der Goldenen Palme ausgezeichnet – das sorgte für diplomatische Unruhe.
Ermittlungen laufen auf Hochtouren
Die Staatsanwaltschaften prüfen derzeit die Echtheit des Bekennerschreibens. Ein französischer Europaabgeordneter sprach von „Terrorakten“ und forderte eine kompromisslose Verfolgung der Täter. Es wird auch untersucht, ob es Verbindungen zu anderen Sabotageakten in Europa gibt. Der Verdacht liegt nahe, dass hinter den Aktionen eine gut organisierte Gruppe steht.
Sicherheit der Infrastruktur
Die jüngsten Ereignisse werfen ein Schlaglicht auf die Verwundbarkeit kritischer Infrastrukturen. Die Behörden stehen nun vor der Herausforderung, die Sicherheit zu gewährleisten und weitere Anschläge dieser Art zu verhindern.
Von Andreas M. Brucker
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