„Bleiben Sie weg von der Region. Ihr Leben hängt davon ab.“
Mit diesen eindringlichen Worten hat Christian Pouget, Präfekt des Départements Aude, am Dienstagmorgen die Bevölkerung und Touristen gewarnt. Ein Waldbrand von unvorstellbarer Wucht frisst sich seit Montag, dem 7. Juli 2025, durch das trockene Umland von Narbonne.
Über 2.000 Hektar Vegetation stehen in Flammen.
Und noch ist kein Ende in Sicht.
Eine brennende Landschaft
Etwa 1.100 Feuerwehrleute kämpfen ununterbrochen gegen das Feuer. Unterstützt von 270 Einsatzfahrzeugen, sechs Canadair-, drei Dash-Löschflugzeugen und mehreren Hubschraubern.
Doch gegen die Tramontane, diesen gnadenlosen Wind, sind sie bisher machtlos. Böen mit bis zu 70 km/h peitschen über die Landstriche und treiben die Feuerfront unberechenbar voran – Richtung Bages und Peyriac-de-Mer.
Wer jetzt noch in diese Gegend fährt, riskiert sein Leben – und behindert gleichzeitig die Arbeit der Retter.
Das Feuer hat bereits sechs Häuser, eine kleine Kapelle und eine Scheune zerstört oder schwer beschädigt. In einer niedergebrannten Reithalle starben drei Pferde.
Auch Menschen blieben nicht verschont.
Fünf Feuerwehrleute und fünf Zivilisten, darunter ein Kind, wurden leicht verletzt. Für die Einsatzkräfte ist jeder Funke eine weitere Bedrohung – und jeder Neugierige am Rand der Einsatzorte ein unnötiges Risiko.
Eingesperrt im eigenen Zuhause
Die Präfektur hat mehrere Viertel von Narbonne abgeriegelt: Roches-Grises, Montplaisir, Réveillon und Domaine de la Jonquières. Ebenso den Weiler Prat-de-Cest bei Bages und die Gemeinde Peyriac-de-Mer.
Rund 350 Bewohner mussten ihre Häuser verlassen und wurden in Notunterkünften untergebracht. Andere dürfen ihre Wohnungen derzeit nicht mehr verlassen.
Auch der Verkehr ist kollabiert.
Die Autobahn A9, Hauptverbindung zwischen Spanien und Frankreich, wurde Montagabend komplett gesperrt und erst Dienstagmorgen um 10 Uhr wieder geöffnet. Doch von Normalität kann keine Rede sein – die Nebenstraßen D6009 und D613 sind weiter massiv überlastet.
Das Nahverkehrsnetz Citibus hat Linien gekappt, Haltestellen entfallen. Pendler und Reisende müssen improvisieren.
Das Wetter als Brandbeschleuniger
Extreme Hitze und anhaltende Trockenheit haben die Region in ein regelrechtes Pulverfass verwandelt. Der Tramontane-Wind facht die Glut immer weiter an. Laut Météo-France könnte sich die Lage ab Mittwoch leicht entspannen, wenn die Winde nachlassen.
Doch Entwarnung klingt anders.
„Gehen Sie nicht hin!“
Präfekt Pouget wiederholt seinen Appell bei jeder Gelegenheit. In Interviews, Pressekonferenzen, Social Media – immer die gleiche, fast flehende Botschaft:
„Gehen Sie nicht hin. Sie gefährden sich selbst und andere.“
Eine öffentliche Informationshotline wurde eingerichtet: 09 70 80 90 40. Hier erfahren Anwohner und Reisende aktuelle Sicherheitsanweisungen.
Es ist bereits der dritte große Waldbrand innerhalb einer Woche im Département Aude. Fachleute schlagen Alarm: Trockenheit, Hitze und Wind werden künftig noch häufiger solche Infernos entfachen.
Können wir uns an eine Zukunft gewöhnen, in der jeder Funke zur Katastrophe wird?
Die Wahrheit ist: Jeder Einzelne trägt Verantwortung. Grillfeuer, Zigarettenstummel, parkende Autos auf dürrem Gras – kleine Unachtsamkeiten können Tod und Verwüstung bedeuten.
Die Region Aude steht in Flammen.
Die Feuerwehr kämpft, die Bevölkerung hat Angst, die Behörden warnen. Es ist ein Sommer, der zeigt, wie gnadenlos Naturgewalten wüten können, wenn sie mit menschlicher Unachtsamkeit und dem Klimawandel zusammentreffen.
Und es ist ein Sommer, der eines deutlich macht: Manchmal rettet es Leben, einfach wegzubleiben.
Von C. Hatty
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