Ein Schockwellen-artiger Wochenbeginn erschüttert die Finanzmärkte in Asien: Die Aktienkurse purzeln im freien Fall, getrieben von der kompromisslosen Haltung Donald Trumps in Sachen Handelspolitik. Der US-Präsident bleibt hart – und bringt damit die ohnehin fragile weltwirtschaftliche Lage zum Beben.
Am Montag, den 7. April, verzeichneten die Börsen in der gesamten Asien-Pazifik-Region historische Verluste. In Hongkong sackte der Hang-Seng-Index um satte 10,7 Prozent ab. In Taipeh waren es 9,7 Prozent, Shenzhen verlor 8,7 Prozent, Tokio 6,4 Prozent, Shanghai 6,3 Prozent. Auch Seoul (minus 4,9 Prozent) und Bombay (minus 3 Prozent) kamen nicht ungeschoren davon. Ein globaler Börsenkollaps scheint sich anzubahnen – ausgelöst durch eine Eskalation, die viele befürchtet hatten, aber kaum jemand in diesem Tempo erwartet hätte.
Was war passiert?
Seit Samstag gelten neue US-Zölle – pauschal 10 Prozent auf alle Importe in die Vereinigten Staaten. Ein harter Schlag für die internationale Wirtschaft, die sich gerade erst vom letzten großen Handelskonflikt erholt hatte. Und das war nur der Anfang: Schon am Mittwoch sollen diese Zölle für einige der größten Handelspartner – darunter die Europäische Union und China – drastisch erhöht werden. Für europäische Exporte auf 20 Prozent, für chinesische sogar auf 34 Prozent.
Die chinesische Regierung zögerte nicht lange mit ihrer Antwort. Am Freitag kündigte sie ihrerseits Strafzölle auf US-Waren an. Doch da hatten viele asiatische Börsen bereits geschlossen – der Montagmorgen kam daher mit umso größerem Schockmoment. Die Märkte öffneten in Panik, Anleger warfen Aktien wie heiße Kartoffeln aus ihren Depots. Der Dominoeffekt ließ nicht lange auf sich warten.
„Das ist längst kein einfacher Handelsstreit mehr“, sagt Stephen Innes, Analyst bei SPI Asset Management. „Was wir hier erleben, ist eine systemische Umwälzung der globalen Wirtschaftsordnung – live und in Echtzeit.“ Eine neue Weltwirtschaft entsteht – und sie sieht rauer, unvorhersehbarer und deutlich nationalistischer aus.
Doch Donald Trump bleibt unbeirrt. Auf die Frage eines Reporters zu den dramatischen Kursverlusten erklärte er am Sonntagabend an Bord der Air Force One: „Manchmal muss man eine bittere Medizin schlucken, um gesund zu werden.“
Eine bittere Pille ist das allerdings nicht nur für die globalen Märkte – sondern auch für Millionen Arbeitnehmer und Unternehmen weltweit, die durch diesen Handelskrieg ins Wanken geraten. Die Unsicherheit trifft Konzerne wie Mittelständler gleichermaßen. Lieferketten werden unterbrochen, Investitionen auf Eis gelegt, neue Projekte gestoppt.
In der Nacht von Sonntag auf Montag zeigten Terminkontrakte – ein Indikator für die Markterwartung – bereits die Richtung: Wall Street dürfte den Abwärtstrend fortsetzen. Nach den deutlichen Verlusten am Donnerstag und Freitag stehen die Zeichen auf Sturm.
Und die Politik?
Während einige Staaten versuchen, mit Washington bilaterale Ausnahmeregelungen auszuhandeln, ringt die internationale Diplomatie mit einem strukturellen Dilemma. Wie geht man mit einem Partner um, der sich zunehmend von multilateralen Vereinbarungen verabschiedet und stattdessen auf Abschottung und Strafen setzt?
In Europa zeigt sich Ernüchterung – und ein wachsender Wille, wirtschaftspolitisch unabhängiger zu agieren. Stimmen nach einer eigenständigen Industrie- und Handelspolitik mehren sich. Und auch in Asien wird die Debatte lauter, ob man weiterhin auf US-Märkte angewiesen sein will – oder ob es nicht an der Zeit ist, neue Allianzen zu schmieden.
Was bedeutet das für uns?
Der Sturm auf den Finanzmärkten ist ein Symptom für eine tiefere Erschütterung. Vertrauen – das zentrale Kapital jeder Wirtschaft – ist ein rares Gut geworden. Wer investiert, wenn er morgen nicht weiß, ob ein neuer Zoll alles zunichtemacht?
Gleichzeitig zeigt sich aber auch: Die Märkte reagieren. Und sie senden ein deutliches Signal. Vielleicht wird genau diese Reaktion zur echten Prüfung für Trumps Strategie. Denn so viel Macht der Präsident der Vereinigten Staaten auch haben mag – der Markt hat seine eigene Sprache. Und die klingt gerade alles andere als begeistert.
Von M.A.B.
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