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Im Département Bouches-du-Rhône stellt das Unternehmen Eranova Bioplastik aus Grünalgen her, die an den Ufern des Étang de Berre angespült werden. Durch dieses innovative Verfahren kann die fossile Kunststoffproduktion reduziert werden.

Seit Jahren schon vergiften grüne Algenteppiche den Alltag von Anwohnern der französischen Küste. Zehntausende Tonnen Algen werden jedes Jahr an den Stränden der Bretagne und des Mittelmeers gesammelt. Diese ekelerregenden und giftigen Abfälle müssen mit Hilfe von Baggern vergraben werden. Dieser Prozess ist aufwendig und kostet die Gemeinden viel Geld. Das junge Unternehmen Eranova aus dem Departement Bouches-du-Rhône hat für dieses Problem jetzt eine Lösung gefunden. Nach mehrjähriger Forschung haben die Ingenieure eine Technik entwickelt, mit der die Algen in biologisch abbaubaren und recycelbaren Kunststoff umgewandelt werden können. Ein weltweit einzigartiges Verfahren, das gleichzeitig die Attraktivität der Strände verbessert. „Wir arbeiten mit gestrandeten Algen, die man in der Bretagne, aber auch im Mittelmeer findet. Aus diesen Abfällen haben wir Granulat hergestellt“, erklärt Philippe Lavoisier gegenüber France Télévisions. Er ist Chemieingenieur und war Berater bei mehreren großen Kunststoffherstellern, bevor er die Leitung von Eranova gemeinsam mit seinem Partner Philippe Michon übernahm.

Echte Alternative zu herkömmlichem Plastik

Die Algen aus dem Étang de Berre werden kostenlos von den Gemeinden gesammelt. Sie werden anschliessend in einem speziellen Becken gereinigt, bevor sie „ausgehungert“ werden. Dabei werden ihnen Nährstoffe entzogen, um ihre Eigenproduktion von Stärke, dem Rohstoff für das Bioplastikgranulat, zu steigern. Die Algen werden anschliessend zerkleinert, getrocknet und weiterverarbeitet. „Das Problem bei Algen ist der Geruch und die Farbe. Wenn man eine Verpackung braucht, will man diese grüne Farbe nicht mehr. Also bleichen wir sie. Wir haben ein natürliches Bleichverfahren entwickelt, das ganz ohne Chemikalien auskommt“, erklärt Philippe Lavoisier. Verpackungen, Flaschen, Plastikfolien – aus der Stärke der Grünalgen lassen sich mehrere Arten von Kunststoffen herstellen, die recycelbar, kompostierbar und natürlich biologisch abbaubar sind.

Das Unternehmen sammelt jedes Jahr 500 Tonnen Grünalgen, um 300 Tonnen Kunststoff und Verbundstoffe herzustellen. Zu den Kunden von Eranova gehören Le Slip Français, Handelsketten wie Carrefour sowie mehrere große Bauunternehmen. Doch das Start-up will es nicht dabei belassen und strebt nun den internationalen Markt an. Eranova hat eine erste Lizenz für den Bau einer Fabrik in Indonesien vergeben. Das junge Unternehmen plant natürlich auch, in Frankreich zu expandieren. „Wir arbeiten gerade an einem Standort mit einer Fläche von 100 Hektar, der uns die 100-fache Produktion ermöglichen wird. Wir werden 30.000 Tonnen Algen verarbeiten können. 120 bis 130 Personen mit unterschiedlichen Qualifikationen werden an diesem Standort beschäftigt sein“, kündigt Philippe Michon, Elektronikingenieur und Mitgeschäftsführer von Eranova, an.


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