Tag & Nacht




Mitten in der Nacht auf den 14. April 2025 brach ein Feuer auf dem Gelände der École nationale de l’administration pénitentiaire (ENAP) in Agen aus – und zerstörte nicht nur sieben Fahrzeuge, sondern auch das Sicherheitsgefühl einer ganzen Institution. Der Brand war kein Zufall, kein technischer Defekt. Es war ein gezielter, geplanter Angriff – ein symbolischer Schlag gegen das Herz der französischen Gefängnisverwaltung.


Flammen der Einschüchterung

Kurz nach Mitternacht drangen Unbekannte mit einem Fahrzeug auf das Gelände ein, riefen bedrohliche Parolen und setzten sieben Autos in Brand. Einem raschen Eingreifen der Feuerwehr ist es zu verdanken, dass nicht noch zehn weitere Fahrzeuge in Feuer aufgingen. Über 1.000 angehende Justizvollzugsbeamte mussten evakuiert werden. Zwei junge Frauen erlitten leichte Kreislaufprobleme – ein kleineres Übel angesichts des potenziellen Ausmaßes.

Doch die psychologischen Schäden dürften weit größer sein.


Gezielte Eskalation?

Für den Justizgewerkschaftsbund FO Justice ist der Fall klar: Dieser Brandanschlag steht exemplarisch für eine besorgniserregende Eskalation der Gewalt gegenüber Mitarbeitern im Justizvollzug. Die Forderung nach einer „starken Antwort“ der Behörden klingt wie ein Echo auf das wachsende Gefühl der Bedrohung, das unter den Beamten herrscht.

Zufall war das sicher nicht – vielmehr Teil einer Serie beunruhigender Vorfälle.


Agen unter Druck

Bereits am 9. März wurden mehrere Fahrzeuge vor dem Collège Chaumié in Agen angezündet. Auch hier blieb es nicht nur bei Sachschäden – es entstand ein Gefühl der Unsicherheit, das sich tief in die Stadt einfrisst. Der Bürgermeister Jean Dionis du Séjour kündigte bereits damals eine Aufstockung der nächtlichen Polizeipräsenz an. Doch offenbar reicht das nicht – denn die Täter schlagen weiter zu, mit Präzision und Kalkül.


Ein Symbol gerät ins Visier

Die ENAP ist kein gewöhnlicher Ort. Sie ist die einzige Einrichtung dieser Art in ganz Frankreich, in der zukünftige Justizvollzugsbeamte ausgebildet werden. Wer sie angreift, trifft nicht nur ein Ausbildungszentrum, sondern einen Grundpfeiler des staatlichen Sicherheitsapparats. Die Botschaft ist eindeutig: „Wir haben keine Angst vor euren Institutionen.“

Was sagt es über den Zustand einer Gesellschaft aus, wenn genau diese Institutionen zum Ziel werden?


Jetzt sind die Behörden am Zug

Eine polizeiliche Untersuchung läuft – forensische Spezialisten sind bereits im Einsatz, die Täter zu identifizieren. Gleichzeitig mehren sich die Stimmen aus Politik und Gesellschaft, die eine klare und wirksame Antwort einfordern. Es geht dabei nicht nur um Aufklärung, sondern um die Wiederherstellung des Vertrauens – in den Staat, seine Schutzmechanismen und seine Entschlossenheit, Gewalt nicht durchgehen zu lassen.


Mehr als nur Asche

Was in Agen geschehen ist, lässt sich nicht einfach als „Einzelfall“ abtun. Es ist ein Warnsignal. Eines, das deutlich macht: Die Bedrohung von innen nimmt zu – und sie trifft die Institutionen ins Mark. Eine Rückkehr zur Normalität ist nur möglich, wenn dieser Angriff nicht unaufgeklärt bleibt.

Die jungen Menschen, die in der ENAP für den Dienst im Justiz-Apparat ausgebildet werden, verdienen nicht nur Schutz – sie verdienen ein klares Zeichen: Der Staat steht hinter ihnen.

Andreas M. Brucker

Neues E-Book bei Nachrichten.fr







Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!