Die kleine Gemeinde Breil-sur-Roya in den französischen Alpen steht vor einer neuen Krise: Ab 2025 wird sie ohne Versicherung dastehen, da ihr langjähriger Partner den Vertrag beendet. Die Folgen der verheerenden Sturmschäden durch die Tempête Alex im Jahr 2020 lasten weiterhin schwer auf dem Ort – und schrecken potenzielle Versicherer ab.
Die Hintergründe: Tempête Alex und ihre Langzeitfolgen
Im Oktober 2020 wurde die Region Alpes-Maritimes von der Tempête Alex heimgesucht, einem der schwersten Unwetter in der Geschichte der Region. Breil-sur-Roya, eine malerische Gemeinde mit 2.400 Einwohnern, wurde massiv beschädigt. Straßen, Brücken und Häuser wurden zerstört, und die Kosten für den Wiederaufbau übersteigen bis heute das Budget der Gemeinde.
Der aktuelle Versicherer, der die Kommune seit über zwei Jahrzehnten betreut hat, sieht in der hohen Schadensanfälligkeit der Region ein untragbares Risiko. Die Konsequenz: Breil-sur-Roya wird ab dem 31. Dezember 2024 keinen Versicherungsschutz mehr haben.
Ein schwieriger Markt: Absagen auf der ganzen Linie
Der Bürgermeister, Sébastien Olharan, hat bereits alle Register gezogen, um eine Lösung zu finden. Ein öffentlicher Aufruf sowie die Zusammenarbeit mit einem Versicherungsmakler haben bisher keine Ergebnisse gebracht. Alle potenziellen Versicherer lehnten ab. „Es liegt an unserer Schadensgeschichte“, erklärt Olharan. Die Tempête Alex hat die Gemeinde in den Augen der Versicherer zu einem Hochrisikogebiet gemacht.
Die Aussicht, ohne Versicherungsschutz dazustehen, sorgt bei den Bürgern für Unmut. „Es ist nicht fair, dass wir die Konsequenzen solcher Katastrophen tragen müssen und gleichzeitig höhere Prämien zahlen sollen“, beklagt sich eine Einwohnerin.
Warum Versicherer abspringen
Versicherungsunternehmen wägen Risiken und potenzielle Kosten sorgfältig ab. In Regionen wie Breil-sur-Roya, die wiederholt von Naturkatastrophen betroffen sind, steigt das Risiko, dass hohe Schadenszahlungen fällig werden. Dies macht die Region aus Sicht der Versicherer wirtschaftlich unattraktiv.
Doch für Gemeinden wie Breil-sur-Roya wird damit ein Teufelskreis geschaffen: Ohne Versicherungsschutz gibt es keine Sicherheit für öffentliche Einrichtungen, Bauprojekte oder Notfalleinsätze – ein unhaltbarer Zustand für eine funktionierende Gemeinschaft.
Was kann getan werden?
Die Situation in Breil-sur-Roya ist kein Einzelfall. Ähnliche Probleme treten in vielen Gemeinden auf, die von klimatischen Extremereignissen betroffen sind. Langfristig könnte die französische Regierung in Zusammenarbeit mit Versicherern spezielle Fonds oder Garantien schaffen, um Gemeinden in Risikogebieten abzusichern.
Für Breil-sur-Roya bleibt jedoch die Zeit knapp. Bürgermeister Olharan will nicht aufgeben. „Wir können unsere Gemeinde nicht unversichert lassen“, betont er. Ob eine Lösung gefunden wird, bleibt abzuwarten – doch die Uhr tickt.
Eine größere Frage: Wie sicher sind wir wirklich?
Breil-sur-Roya steht symbolisch für eine größere Herausforderung: den Umgang mit den Folgen des Klimawandels. Wenn selbst grundlegende Absicherungen wie Versicherungen zur Frage werden, zeigt dies, wie verletzlich selbst gut organisierte Gesellschaften gegenüber Naturkatastrophen sind. Wie werden wir als Gesellschaft mit dieser wachsenden Unsicherheit umgehen?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!