Vom 22. bis 24. Oktober 2024 findet in Kasan, Russland, der 16. Brics-Gipfel statt. Auf der Tagesordnung stehen Themen wie Alternativen zum US-Dollar und eine mögliche Erweiterung des Bündnisses. Dieses Treffen markiert das erste nach der Erweiterung 2023, als Ägypten, der Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate und Äthiopien dem Club beitraten.
Die wachsende Anziehungskraft des Brics
Was einst als Treffen der aufstrebenden Volkswirtschaften Brasilien, Russland, Indien und China begann, hat sich zu einem attraktiven Forum für immer mehr Länder des globalen Südens entwickelt. Seit dem Beitritt Südafrikas 2011 ist der Club als Brics bekannt – und mit der jüngsten Erweiterung spricht man nun von „Brics+“.
Ursprünglich war die Idee, einen Zusammenschluss aufstrebender Volkswirtschaften zu bilden, aber mittlerweile verfolgt der Club auch das Ziel, die globale wirtschaftliche Situation zu reformieren. Der argentinische Präsidentschaftskandidat Javier Milei, der sein Land dollarisieren will, lehnte daher eine Einladung ab, da er eine Annäherung an den Westen bevorzugt. Auch das Zögern Saudi-Arabiens, einem engen Verbündeten der USA, zeigt, dass der Beitritt zu Brics nicht für alle eine klare und unumstrittene Entscheidung ist.
Ein alternatives Bündnis zur westlichen Dominanz
Während Brasilien und Indien eher moderat auftreten, zeigen sich Russland und China zunehmend offensiv gegenüber dem Westen. Doch der Club ist weit davon entfernt, einen einheitlichen Block zu bilden – die Mitglieder schwanken zwischen Zusammenarbeit und Wettbewerb. Vor allem Brasilien hat Bedenken, seine eigene Bedeutung innerhalb des wachsenden Bündnisses zu verlieren, während Russland die Erweiterung als Möglichkeit sieht, sein internationales Isolation zu durchbrechen. China, die dominierende Macht im Club, verfolgt mit Brics klare geopolitische Ambitionen.
Obwohl die Brics+ es bisher nicht geschafft haben, als globales Gegengewicht aufzutreten, hat das Bündnis mit der Gründung einer Entwicklungsbank und der Vertiefung der Beziehungen unter den Mitgliedern symbolische Fortschritte gemacht. Für viele Länder des globalen Südens, die wegen der westlichen Dominanz im globalen System unzufrieden sind, bietet Brics eine willkommene Alternative. Das Bündnis repräsentiert fast die Hälfte der Weltbevölkerung, ein Drittel des globalen BIP und 50 % der weltweiten Erdölreserven.
Mehr Länder wollen beitreten
Auf dem Gipfel in Kasan wird zwar keine gemeinsame Währung beschlossen, aber es werden Alternativen zum Dollar und dem internationalen Zahlungssystem SWIFT diskutiert. Zudem stehen Themen wie die Lage im Nahen Osten auf der Agenda – die Ukraine-Krise bleibt außen vor.
Ein weiteres zentrales Thema ist die mögliche Erweiterung des Bündnisses. Rund 30 Länder, darunter Malaysia, Aserbaidschan, Thailand und besonders die Türkei, haben Interesse an einem Beitritt angemeldet. Der Zugang zu günstigeren Finanzmitteln als bei Institutionen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) oder der Weltbank macht Brics+ für viele Staaten besonders attraktiv.
Allerdings sind nicht alle Mitglieder begeistert von dieser Ausweitung – insbesondere Brasilien äußert Vorbehalte. Jeder Mitgliedstaat hat seine eigenen Favoriten für neue Mitglieder, was zu Spannungen führen könnte. Um diese zu vermeiden, wird die Schaffung eines „Partnerstatus“ sowie neuer Aufnahmekriterien diskutiert. Interessanterweise spielen demokratische Standards dabei keine Rolle – so haben auch Länder wie Belarus, Venezuela und sogar die afghanischen Taliban ihr Interesse bekundet.
Wegen all dieser Herausforderungen bleibt die Expansion des Brics-Bündnisses ein spannender Prozess. Es bleibt abzuwarten, ob das Forum wirklich das Potenzial hat, ein ernsthaftes Gegengewicht zu den westlich dominierten Strukturen zu bilden. Klar ist: Die Anziehungskraft des Clubs nimmt stetig zu.
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