Ein international agierendes Prostitutionsnetzwerk mit Wurzeln in China ist im französischen Limousin aufgeflogen. Es geht um mehr als 100 Frauen – und um skrupellose Ausbeutung unter dem Deckmantel vermeintlicher Normalität.
Insgesamt 14 Verdächtige wurden festgenommen. Darunter ein Paar, das laut Ermittlern im Zentrum der Organisation stand. Ihr Geschäft? Menschenhandel, Zwangsprostitution und luxuriöse Mietwohnungen, gebucht über Airbnb. In Städten wie Limoges und Brive-la-Gaillarde richteten sie die improvisierten Bordelle ein, fast wie mobile Arbeitsstätten, zwischen denen die Frauen regelmäßig ausgetauscht wurden.
Die Opfer waren größtenteils chinesischer Herkunft – und häufig hoch verschuldet. Viele von ihnen hatten gehofft, in Europa ein besseres Leben zu finden. Was sie tatsächlich erwartete, war ein Netz aus Kontrolle, Angst und finanzieller Abhängigkeit.
800.000 Euro – Monat für Monat
Der wirtschaftliche Aspekt dieses dunklen Geschäfts ist schockierend: Etwa 800.000 Euro pro Monat sollen die Hintermänner durch diese Machenschaften verdient haben. Das ist nicht nur eine beeindruckende, sondern eine erschreckende Summe. Und sie zeigt, wie professionell und strukturiert dieses Netzwerk gearbeitet hat.
Eine entscheidende Rolle spielte dabei das anonyme System von Kurzzeitvermietungen. Airbnb-Wohnungen ermöglichten es dem Netzwerk, unauffällig und flexibel zu operieren. Für die Frauen bedeutete das aber auch: ständige Ortswechsel, Isolation und kaum eine Chance auf Flucht oder Hilfe.
Ein ausgeklügeltes System
Was zunächst wie eine schnelle Buchung auf einer bekannten Plattform aussieht, entpuppte sich als perfides Kontrollinstrument. Die Täter organisierten die Logistik minutiös – von der Anreise der Frauen über die Zimmervergabe bis hin zur täglichen „Arbeitszeit“. Selbst die Einnahmen wurden zentral verwaltet. Die Frauen bekamen nur einen Bruchteil der Erlöse, meist reichte es gerade für Nahrung und Unterkunft.
Die Behörden sprechen von „besonders schwerer Zuhälterei“ und „Menschenhandel in organisierter Bande“. Eine umfangreiche Untersuchung wurde eingeleitet, die Justiz ermittelt in alle Richtungen. Es wird erwartet, dass weitere Festnahmen folgen – das Netzwerk war offenbar europaweit aktiv.
Wo bleibt der Schutz?
Die Enthüllungen werfen auch ein Schlaglicht auf die systemischen Schwächen in der Kontrolle kurzfristiger Vermietungen. Wie kann es sein, dass Wohnungen über Monate hinweg als Bordelle genutzt werden – ohne dass Vermieter oder Nachbarn einschreiten? Oder haben sie etwa weggeschaut?
Zugleich drängt sich eine unbequeme Frage auf: Wie viele solcher Netzwerke operieren derzeit unbehelligt in Frankreich – oder in ganz Europa?
Die Ermittler arbeiten jetzt mit internationalen Behörden zusammen, um mögliche Verbindungen nach Asien und zu weiteren europäischen Städten aufzudecken. Ziel ist es, das gesamte Netzwerk lahmzulegen und weitere Opfer zu identifizieren.
Zwischen Hoffnung und Horror
Für die betroffenen Frauen bleibt der Weg zurück in ein normales Leben schwer. Viele haben kein soziales Netz, sprechen kaum Französisch und sind psychisch stark belastet. Einige Organisationen bieten nun Unterstützung an – doch die Kapazitäten sind begrenzt.
Ein leiser Aufruf hallt durch diesen Fall: Wer wegschaut, macht sich mitschuldig. Und: Plattformen wie Airbnb stehen zunehmend in der Pflicht, bei der Bekämpfung von Verbrechen nicht nur zu reagieren, sondern aktiv mitzuwirken.
Von C. Hatty,
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