Manchmal ist es ein Datum, das viele unterschiedliche Ereignisse verbindet, die auf den ersten Blick wenig gemeinsam haben. Der 17. September ist eines dieser Tage. In verschiedenen Epochen der Geschichte markierte er Wendepunkte – in Frankreich ebenso wie weltweit.
1. Die Schlacht von Saratoga beginnt (1777)
An einem 17. September begann in den USA eines der bedeutendsten Kapitel des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges. Die erste Schlacht von Saratoga läutete den Anfang vom Ende der britischen Vorherrschaft über die nordamerikanischen Kolonien ein. Die Briten unter General Burgoyne sahen sich mit den Truppen der Aufständischen unter General Gates konfrontiert.
In den darauffolgenden Wochen eskalierten die Kämpfe, und es war letztlich die Schlacht von Saratoga, die Frankreich überzeugte, offen auf Seiten der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung einzugreifen. Ohne diesen französischen Beistand wäre die Revolution wohl gescheitert – Frankreich spielte hier also indirekt eine bedeutende Rolle. Die Folgen dieser Entscheidung sollten sich nicht nur in der Neuen Welt, sondern auch in Europa bemerkbar machen.
2. Die Verfassung der Vereinigten Staaten wird verabschiedet (1787)
Genau zehn Jahre nach dem Beginn der Schlacht von Saratoga trat die neu geschaffene Verfassung der USA am 17. September 1787 in Kraft. In Philadelphia hatten sich Delegierte aus den dreizehn Bundesstaaten zusammengefunden, um die Grundpfeiler einer neuen Regierung zu legen. Diese Verfassung gilt bis heute als eines der grundlegendsten Dokumente der Demokratie und inspirierte viele andere Länder – darunter auch die erste Verfassung Frankreichs nach der Revolution 1789.
Interessant ist, dass die französischen Aufklärer wie Montesquieu und Rousseau stark auf die Verfassungsdiskussionen in den USA einwirkten. Frankreich befand sich zur gleichen Zeit in einer tiefen politischen Krise, die schließlich zur Revolution führen sollte. Der 17. September 1787 markierte also auch den Beginn eines neuen Modells von Regierung, das die Welt nachhaltig veränderte.
3. Die Schlacht von Voronezh (1943)
Nicht nur in der fernen Vergangenheit, sondern auch in moderneren Kriegen spielte der 17. September eine Rolle. Während des Zweiten Weltkriegs rückte die Rote Armee 1943 in Voronezh (Russland) gegen die deutschen Besatzer vor. Die Schlacht von Voronezh war Teil der größeren russischen Offensive nach der Niederlage der Deutschen bei Stalingrad. Sie symbolisierte den stetigen Rückzug der Wehrmacht und das Ende der deutschen Offensive in Russland.
Warum ist das auch für Frankreich von Bedeutung? Ganz einfach: Frankreich war zu dieser Zeit von der Wehrmacht besetzt, und der Fortschritt der Roten Armee an der Ostfront schwächte die deutschen Streitkräfte erheblich. Dies ermöglichte den Alliierten, ihre eigenen Befreiungspläne für Westeuropa, einschließlich Frankreich, effektiver umzusetzen.
4. Der Tod von Anastasie de Rabaudy (1827)
Der Name Anastasie de Rabaudy mag heute kaum bekannt sein, aber sie spielte in der Restaurationszeit in Frankreich eine bemerkenswerte Rolle. Am 17. September 1827 starb die adlige Schriftstellerin und Verlegerin, die sich in einer von Männern dominierten Welt durch ihre politischen Essays und gesellschaftskritischen Schriften einen Namen gemacht hatte. Sie war eine der ersten Frauen, die es wagten, sich öffentlich zu politischen Fragen zu äußern, und trat besonders für die Rückkehr der Monarchie ein. Auch wenn ihr Einfluss nicht mit dem von Männern wie Chateaubriand oder de Staël zu vergleichen ist, gilt sie als Vorläuferin der feministischen Bewegungen des 19. Jahrhunderts in Frankreich.
5. Operation Market Garden beginnt (1944)
Ein weiterer Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs: Am 17. September 1944 starteten die Alliierten die Operation Market Garden, eine der größten Luftlandeoperationen der Geschichte. Ziel war es, die Brücken über die großen Flüsse in den Niederlanden zu erobern und so den Weg für die Befreiung Westeuropas – darunter auch Frankreich – zu ebnen. Doch die Operation scheiterte weitgehend an der deutschen Verteidigung, was den Krieg um mehrere Monate verlängerte.
Frankreich profitierte indirekt von dieser Operation, denn während Market Garden das Hauptaugenmerk auf die Niederlande richtete, konnte die Résistance im besetzten Frankreich weiter an Stärke gewinnen. Schließlich trug dies zur erfolgreichen Landung der Alliierten in der Normandie bei, die wenige Monate zuvor, im Juni 1944, begann.
6. Das Massaker von Sabra und Schatila (1982)
Eines der dunkelsten Kapitel des Nahostkonflikts ereignete sich am 17. September 1982 im Libanon. In den Flüchtlingslagern Sabra und Schatila kam es zu einem Massaker an Palästinensern, das von libanesischen Milizen verübt wurde, während die israelische Armee das Gebiet kontrollierte. Frankreich, das historisch und diplomatisch enge Verbindungen zum Libanon hatte, verurteilte das Massaker scharf.
Die französische Außenpolitik war zu dieser Zeit stark auf den Nahen Osten fokussiert. Präsident François Mitterrand bemühte sich, die Friedensverhandlungen im Nahen Osten voranzutreiben und die Region zu stabilisieren – doch das Massaker von Sabra und Schatila verdeutlichte, wie fragil die Situation im Nahen Osten war.
7. Die Entdeckung von Neptun (1846)
Am 17. September 1846 schloss der französische Astronom Urbain Le Verrier seine Berechnungen zur Existenz eines bisher unbekannten Planeten ab – Neptun. Obwohl der Planet erst am 23. September offiziell entdeckt wurde, war es die bahnbrechende Arbeit Le Verriers, die zur Bestätigung der Existenz des achten Planeten unseres Sonnensystems führte. Es war eine große wissenschaftliche Errungenschaft, die Frankreichs Bedeutung in der Astronomie unterstrich.
Der 17. September als Spiegel der Geschichte
Ob Kriege, politische Umbrüche oder wissenschaftliche Durchbrüche – der 17. September hat sich in der Geschichte als Tag von großer Bedeutung erwiesen. Viele dieser Ereignisse mögen auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben, doch sie alle markieren entscheidende Wendepunkte.
In Frankreich zeigt dieser Tag nicht nur die enge Verflechtung mit den USA während der Unabhängigkeitskämpfe, sondern auch die Rolle des Landes in Kriegen, Wissenschaft und Politik. Egal ob 1777 oder 1982 – der 17. September bleibt ein Tag, an dem die Welt nicht stillstand.
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