Der diesjährige Salon de l’Agriculture in Paris begann unter weit ruhigeren Bedingungen als noch 2024. Die damaligen heftigen Proteste, die von den anhaltenden Krisen in der Landwirtschaft und der Wut über politische Entscheidungen geprägt waren, sind in diesem Jahr einer sachlicheren, wenn auch nicht sorgenfreien Debatte gewichen. Präsident Emmanuel Macron nutzte seinen Besuch für einen intensiven Austausch mit Landwirten, die ihm ihre tiefen Bedenken über die Zukunft der Branche schilderten.
Ein fragiler Burgfrieden
Dass die Atmosphäre in diesem Jahr weniger aufgeladen war, liegt nicht zuletzt an der jüngst verabschiedeten Agrarreform, die unter anderem Steuererleichterungen in Höhe von 500 Millionen Euro vorsieht. Diese Maßnahmen haben zumindest kurzfristig Druck aus dem Sektor genommen. Dennoch bleiben die grundsätzlichen Herausforderungen bestehen. Die Branche kämpft mit strukturellen Problemen wie dem Mangel an Nachwuchs und qualifizierten Arbeitskräften sowie den wachsenden Belastungen durch europäische Regulierungen.
Hinzu kommt die anhaltende Sorge um faire Wettbewerbsbedingungen. Während die Regierung die Bedeutung einer leistungsfähigen Landwirtschaft für Frankreichs Wirtschaft und Gesellschaft betont, stehen viele Landwirte vor der Frage, ob ihre Betriebe langfristig überlebensfähig sind. Besonders die Einkommenssicherheit bleibt ein zentrales Thema, das auch in den Gesprächen mit dem Präsidenten immer wieder aufkam.
Die Kontroverse um Mercosur
Ein weiterer Zankapfel ist das geplante Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den Mercosur-Staaten, darunter Brasilien und Argentinien. Französische Landwirte fürchten, dass dieses Abkommen eine Flut billiger Agrarprodukte auf den europäischen Markt spülen wird, die nicht denselben strengen Standards unterliegen wie in der EU. Präsident Macron bemühte sich, diesen Sorgen entgegenzutreten und versicherte, dass Frankreich das Abkommen in seiner aktuellen Form nicht unterstützen werde. Doch viele Bauern bleiben skeptisch und befürchten, dass die Politik ihre Interessen im internationalen Machtspiel opfert.
Eine globale Herausforderung
Die Probleme der französischen Landwirtschaft stehen exemplarisch für die Herausforderungen, mit denen sich Agrarsektoren weltweit konfrontiert sehen. Die Globalisierung hat zwar neue Absatzmärkte eröffnet, zugleich aber auch den Druck auf lokale Produzenten massiv erhöht. In vielen europäischen Ländern regt sich Widerstand gegen Handelsabkommen, die als Bedrohung für die heimische Produktion wahrgenommen werden. Gleichzeitig verlangen Verbraucher zunehmend nachhaltige und regionale Produkte, was mit der Logik des globalen Handels oft schwer vereinbar ist.
Die Landwirtschaft steht somit an einem Wendepunkt. Frankreich, traditionell ein Land, das auf seine agrarische Identität stolz ist, muss einen Balanceakt zwischen wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit, ökologischer Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung vollziehen. Die Frage ist, ob die politischen Maßnahmen, die derzeit diskutiert werden, ausreichen, um diesen Spagat zu bewältigen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob der Dialog, der auf dem Salon de l’Agriculture 2025 geführt wurde, zu echten Veränderungen führen kann – oder ob die Proteste von 2024 bald eine Wiederholung finden.
P.T.
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