Tag & Nacht

Der Sommer 2024 hat gezeigt, dass der Klimawandel nicht nur eine Zukunftsbedrohung ist, sondern uns bereits jetzt fest im Griff hat. Während viele Menschen das Gefühl hatten, dass dieser Sommer eher kühl und regnerisch war, sagen die Zahlen etwas anderes: Die Durchschnittstemperatur lag deutlich über den historischen Werten, und extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen und Starkregen prägten das Geschehen. Was bedeutet das für uns und die Umwelt?

Temperaturrekorde trotz trüben Wetters

Auf den ersten Blick könnte man meinen, der Sommer 2024 sei eher unauffällig verlaufen – doch das täuscht. Obwohl es weniger Sonnenschein gab und einige Regionen mehr Regen abbekamen, war die durchschnittliche Temperatur von Juni bis August mit 21,09°C um 1,75°C höher als der Durchschnittswert der Jahre 1971 bis 2000. Besonders der August ragte heraus, er war deutlich wärmer als üblich. In 73 von 92 Tagen war es heißer als der Durchschnitt, und zwei Hitzewellen suchten Frankreich heim. Diese Entwicklung ist ein deutliches Zeichen dafür, wie stark der menschengemachte Klimawandel bereits unsere Sommer beeinflusst.

Unregelmäßige Niederschläge und extreme Wetterereignisse

Der Sommer 2024 brachte nicht nur hohe Temperaturen, sondern auch ungewöhnliche Niederschlagsmuster. Der Juni war mit 20 % mehr Regen als im Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020 besonders feucht, während der August mit einem Defizit von 25 % deutlich trockener war. Besonders heftig trafen Starkregen und Gewitter einige Regionen im Juli, wo stellenweise mehr als das Doppelte der üblichen Regenmenge fiel. Diese Wetterextreme führten zu Überschwemmungen und Erdrutschen, wie im kleinen Ort La Bérarde in Isère oder im Vésubie-Tal in den Alpes-Maritimes.

Warum häufen sich diese extremen Regenfälle? Die Antwort liegt im Zusammenspiel von hohen Temperaturen und der Fähigkeit warmer Luft, mehr Feuchtigkeit zu speichern. Je wärmer die Luft, desto mehr Wasser kann sie aufnehmen – und wenn es dann regnet, geschieht dies oft in Form heftiger, konzentrierter Niederschläge. Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber die zunehmende Häufigkeit und Intensität solcher Ereignisse zeigt deutlich, dass der Klimawandel diese Dynamik verschärft.

Regionen im Süden: Trockenheit und Hitze

Während einige Teile Frankreichs regelrecht im Regen versanken, blieb der Südosten weitgehend trocken. In der Region Provence-Alpes-Côte-d’Azur wurde ein Niederschlagsdefizit von 21 % gemessen – trotz der Frühlingsregen, die die Grundwasserspeicher auffüllten und so eine akute Dürre abwendeten. Doch auch hier war es heiß: Die Durchschnittstemperatur in Städten wie Nizza lag 2,5°C über dem historischen Durchschnitt, und tropische Nächte – Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20°C sinkt – wurden in diesem Sommer zur Regel.

Hitzewellen: Ein neues Normal?

Zwei Hitzewellen prägten den Sommer 2024 in Frankreich, wenn auch kürzer als in den Vorjahren. Vom 30. Juli bis zum 2. August und vom 6. bis zum 13. August stiegen die Temperaturen auf über 40°C – ein Wert, der vor dem Jahr 2000 nur selten erreicht wurde. In Städten wie Moulès-et-Baucels, Biscarosse und Hossegor kletterten die Temperaturen auf über 40°C, was die Realität des Klimawandels eindrucksvoll unterstreicht. Vor 1989 gab es in Frankreich im Durchschnitt alle fünf Jahre eine Hitzewelle – heute ist ein Sommer ohne mindestens eine Hitzewelle eine Seltenheit.

Das Mittelmeer: Ein weiteres Opfer der Erderwärmung

Nicht nur das Festland, auch das Mittelmeer litt unter den hohen Temperaturen. Zum zweiten Mal in Folge wurde die Oberflächentemperatur des Meeres auf Rekordwerte getrieben, mit einer Höchsttemperatur von 28,47°C am 15. August. Solche Temperaturen sind nicht nur ein Indikator für den Klimawandel, sie haben auch schwerwiegende Auswirkungen auf die Meeresökosysteme. Korallenbleiche, Störungen der Nahrungskette und eine verringerte Fortpflanzung sind nur einige der Probleme, die durch die Erwärmung der Meere verstärkt werden.

Ein düsterer Ausblick, aber auch Hoffnung

Seit dem 19. Jahrhundert ist die globale Durchschnittstemperatur um 1,1°C gestiegen, und es besteht kein Zweifel daran, dass dieser Anstieg auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen ist. Dieser Temperaturanstieg bringt unsere Gesellschaft und die biologische Vielfalt in Gefahr – und doch gibt es Hoffnung. Erneuerbare Energien, Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs und eine reduzierte Fleischproduktion könnten den schlimmsten Szenarien entgegenwirken.

Die Zeit zu handeln ist jetzt, bevor es zu spät ist.


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