Es ist, als würde die Erde Fieber haben – und das Eis an den Polen reagiert entsprechend. Im Februar 2025 wurde ein neuer Tiefpunkt erreicht: Die kombinierte Eisausdehnung in Arktis und Antarktis war so gering wie nie zuvor. Das hat der europäische Klimabeobachtungsdienst Copernicus bestätigt.
Schmelzendes Eis – ein sich verstärkender Trend
Jedes Jahr folgt das Meereis einem natürlichen Zyklus: In der Arktis wächst es im Winter und schmilzt im Sommer, in der Antarktis ist es genau umgekehrt. Doch die Schwankungen fallen mittlerweile immer kleiner aus. Das Eis kehrt nicht mehr in seiner ursprünglichen Größe zurück – die Verluste sind dauerhaft.
Am 7. Februar 2025 erreichte die globale Meereisfläche einen historischen Tiefstand. Besonders dramatisch ist die Situation in der Antarktis: Dort lag die Eisbedeckung im Hochsommer 26 % unter dem langjährigen Durchschnitt. Sollte sich bestätigen, dass das jährliche Minimum bereits Ende Februar erreicht wurde, wäre es das zweitniedrigste seit Beginn der Satellitenmessungen.
Einmal tief durchatmen – aber was bedeutet das jetzt genau? Ist das nur eine Schwankung oder ein Zeichen für etwas Größeres?
Die heiße Spur des Klimawandels
Dass 2025 mit so wenig Eis startet, kommt nicht aus dem Nichts. Bereits 2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und auch 2023 hielt diesen Titel kurzzeitig. Der Planet erlebt gerade sein drittes Jahr in Folge mit rekordverdächtig hohen Temperaturen.
Normalerweise sorgt das Klimaphänomen El Niño für zusätzliche Erwärmung, doch dieser hatte seinen Höhepunkt bereits im Januar 2024. Wissenschaftler hatten gehofft, dass sich die Temperaturen nach seinem Abflauen etwas beruhigen. Stattdessen bleibt das Thermometer auf Anschlag.
Copernicus zufolge war der Februar 2025 weltweit etwa 1,5 °C wärmer als im vorindustriellen Zeitalter – exakt die Grenze, die im Pariser Klimaabkommen als kritische Schwelle definiert wurde. Laut UN könnte diese Grenze ab den 2030er-Jahren dauerhaft überschritten werden. Manche Studien warnen sogar: Vielleicht passiert das schon vor 2030.
Warum das schmelzende Eis ein globales Problem ist
Man könnte sich fragen: Was geht mich das Eis in der Arktis an? Die Antwort: Eine ganze Menge.
Das Meereis reflektiert Sonnenlicht zurück ins All. Weniger Eis bedeutet, dass mehr Wärme vom Ozean aufgenommen wird – und das treibt die Erwärmung weiter an. Ein klassischer Teufelskreis.
Noch dazu verändert das Schmelzwasser die Meeresströmungen. Wenn sich das Gleichgewicht der großen Ozeanströmungen verschiebt, kann das das Wetter auf der ganzen Welt beeinflussen – von extremen Stürmen bis hin zu Dürren.
Die Uhr tickt
Die Lage ist ernst. Doch bedeutet das, dass alles verloren ist? Nein.
Jeder Bruchteil eines Grads zählt. Je langsamer die Temperaturen steigen, desto mehr Zeit bleibt, um Anpassungen vorzunehmen und Lösungen zu finden. Und es gibt sie: erneuerbare Energien, nachhaltige Landwirtschaft, Schutzgebiete für das Klima. Doch es braucht entschlossenes Handeln – und zwar jetzt.
Denn eines ist klar: Das Eis schmilzt weiter. Die Frage ist nur, ob wir es schaffen, den Trend noch aufzuhalten.
Von Andreas M. B.
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