Tag & Nacht

Aufgrund eines von der Präfektur erlassenen Einfahrtverbots für Paris kampierten Tausende Impfpass-Gegner in der Nacht von Freitag auf Samstag vor den Toren der Hauptstadt. 

Tausende von Impfpassgegnern, die in Konvois aus ganz Frankreich angereist waren, kampierten am Samstag, 12. Februar, bei Tagesanbruch vor den Toren von Paris, wo sie trotz eines Verbots durch die Polizeipräfektur, die entschlossen ist, eine Blockade der Hauptstadt zu verhindern, einfahren wollten, um zu protestieren.

Nach Angaben der Pariser Polizeipräfektur wurden 50 Fahrzeuge aus zwei „Freiheitskonvois“ an der Porte de Champerret und der Porte Maillot von den Sicherheitskräften festgesetzt, als sie versuchten, nach Paris einzufahren.

Rund 7.200 Polizisten und Gendarmen „werden in den nächsten drei Tagen eingesetzt, um die Verbote von Fahrzeugkonvois durchzusetzen“, so die Polizei-Präfektur.

Der Polizeipräfekt Didier Lallement hat „eine Reihe von provisorischen Fahrzeuglagerplätzen eingerichtet, die (…) es gemeinsam mit mehreren Dutzend Abschleppfahrzeugen ermöglichen werden, jede Blockade zu beenden“, sagte er. Auch Panzer der Gendarmerie werden in der Hauptstadt eingesetzt, erstmals seit den Protesten der „Gelbwesten“ Ende 2018.

Premierminister Jean Castex versprach, der Bewegung gegenüber unnachgiebig zu sein. „Wenn sie den Verkehr blockieren oder versuchen, die Hauptstadt zu blockieren, muss man sehr entschlossen sein“, betonte er in den Fernsehnachrichten des Senders France 2.

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Die Bewegung ist eine bunte Mischung aus Gegnern von Präsident Emmanuel Macron und „Gelbwesten“ und hat sich nach dem Vorbild der Proteste gebildet, die die kanadische Hauptstadt Ottawa lahmlegen.

Hunderte von Autos, Wohnmobilen und Kleintransportern, die von Lille, Straßburg, Vimy (Pas-de-Calais) oder Châteaubourg (Ille-et-Vilaine) aus gestartet waren, stoppten am Freitagabend vor den Toren von Paris. Eine Polizeiquelle meldete, dass kein Konvoi in die Hauptstadt eingedrungen sei.

„Ich rufe zur äußersten Ruhe auf“
„Wir sind alle kollektiv müde von dem, was wir seit zwei Jahren erleben. Diese Müdigkeit drückt sich auf verschiedene Weise aus: durch Verwirrung bei den einen, Depressionen bei den anderen. Wir sehen ein sehr starkes psychisches Leiden, bei unseren jungen und auch weniger jungen Menschen. Und manchmal drückt sich dieses Leiden auch in Wut aus. Ich höre es und respektiere es“, betonte Präsident Macron und mahnte: „ich rufe zur größten Ruhe auf“.

Die Polizei hatte am Freitagnachmittag die Zahl der an den Konvois beteiligten Fahrzeuge auf 3.300 geschätzt, darunter 1.000 auf der RN20 aus Orléans und 500 auf der Autobahn A10-A11 aus Le Mans. Es handele sich um eine Aktion „von phänomenalem Ausmaß“, wie ein Koordinator der Bewegung gegenüber de Agentur AFP sagte.

Andere Verkehrsteilnehmer dürfen nicht gestört werden
„Das Recht zu demonstrieren und eine Meinung zu haben sind ein verfassungsmäßig garantiertes Recht in unserer Republik und in unserer Demokratie. Das Recht, andere zu blockieren oder das Kommen und Gehen zu verhindern, ist es nicht“, kritisierte Premierminister Jean Castex die Protestbewegung.

Die Teilnehmer bestreiten ihrerseits jegliche Absicht, die Hauptstadt zu blockieren, wollen aber am Samstag die wöchentlich stattfindenden Demonstrationen gegen den Impfpass unterstützen.

Zwei Monate vor den Präsidentschaftswahlen fordern die Demonstranten die Rücknahme des Impfpasses und fordern von der Regierung Maßnahmen zur Stützung der Kaufkraft und zur Begrenzung der Energiekosten.

Die Regierung kündigte an, dass sie die Aufhebung des Impfpasses für Ende März oder Anfang April in Betracht zieht.

Aber, man hört auch radikalere Töne unter den Organisatoren der Konvois: „Ich rufe dazu auf, in alle großen Städten zu fahren, um sie zu blockeren“, rief einer der Initiatoren der Bewegung, Rémi Monde, in einem Video auf.


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