Tag & Nacht

Die Olympischen Spiele in Paris haben der Welt eine andere Seite Frankreichs gezeigt – eine, die sogar den kritischsten Beobachtern ein Lächeln entlockt. Doch wie kam es zu dieser wundersamen Verwandlung?

„Paris est une fête,“ zitierte El Païs Hemingway und fügte hinzu, dass Frankreich sich von seinem gewohnten Murren verabschiedet habe. Selbst der Regen soll aufgehört haben, als Teddy Riner und Marie-Jo Pérec das Olympische Feuer entzündeten.

Die Stimmung in Frankreich erinnert viele an die Fußball-Weltmeisterschaft 1998, als die Nation vor Begeisterung überlief. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt von einem „Pessimismus, der nicht mehr angebracht ist“ und hebt hervor, dass sogar die rechten Pessimisten, die Chaos in Transport, Sicherheit und sportlichen Ergebnissen vorausgesagt hatten, verstummt seien. In Polen lobt die liberale Presse die Spiele als „sehr feministisch“, während die New York Times sich Napoleon vorstellt, der im Invalidendom von der Jubelstimmung des nahen Bogenschießstadions geweckt wird. Das Wall Street Journal bringt es auf den Punkt: „Die größte Überraschung ist, dass selbst die Franzosen keinen Grund mehr zum Meckern finden.“

Der olympische Effekt

Ein solcher Erfolg setzt die amerikanischen Organisatoren der nächsten Spiele unter Druck. Sophie Pedder von The Economist twitterte: „Los Angeles 2028, you have a problem“ und postete vier atemberaubende Fotos des Eiffelturms, des Grand Palais, der Place de la Concorde und von Versailles.

Doch nicht alles lief perfekt. Die Eröffnungszeremonie erhielt gemischte Kritiken. Ethnos, eine griechische Website im Besitz des kremlnahen russischen Oligarchen Ivan Savvidis, sprach sogar von Hooligans, parteiischen Richtern und zu viel Eiffelturm.

Frankreichs neue Anziehungskraft

Der sportliche Erfolg und die positive Stimmung in Paris könnten Frankreichs Attraktivität weiter steigern. Der Einfluss des „Softpower“-Effekts des Sports zeigt Wirkung. Die BBC empfiehlt Paris als ideales Urlaubsziel, und auf TikTok schwärmt die amerikanische Rugbyspielerin Ariana Ramsey von ihren Erfahrungen im olympischen Dorf.

Besonders Anne Hidalgo, die Bürgermeisterin von Paris, genießt den Moment. In einem Interview mit Le Monde äußerte sie sich deutlich: „Fuck den Reaktionären, fuck der extremen Rechten und denen, die uns in den Krieg aller gegen alle stürzen wollen.“

Die Olympischen Spiele haben Frankreich nicht nur sportlich, sondern auch emotional verwandelt. Das positive Image und die neu gewonnene Begeisterung könnten weitreichende Folgen haben. Kann dieser Enthusiasmus anhalten und Frankreich in eine neue Ära führen? Vielleicht haben die Spiele nicht nur Medaillen, sondern auch ein neues Selbstbewusstsein und eine optimistischere Sichtweise gebracht – ein echter Sieg für das französische Volk.


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