Frankreich ist ein Paradies für Wanderer. Über 240.000 Kilometer markierter Wanderwege ziehen sich durch das Land – von den Alpen über die Provence bis hin zu den Weiten der Normandie. Doch wer sorgt eigentlich dafür, dass wir uns auf diesen Pfaden nicht verirren? In den Yvelines, einer Region in der Nähe von Paris, habe ich ein kleines, engagiertes Team getroffen, das hinter den Kulissen dafür sorgt, dass wir Wanderwege sicher und gut markiert vorfinden.
Die Wächter der Wege
Mit einer Mischung aus Begeisterung und Pflichtgefühl machen sich drei Freiwillige an die Arbeit: Hervé Malcorpi, Pierre Magnard und Marie Dubois. Heute sind sie im regionalen Naturpark der Yvelines unterwegs, um den Weg für Tageswanderer zu überprüfen. Ihre wichtigste Ausrüstung? Farbe. „Das Gelb ist für Tageswanderungen gedacht“, erklärt Hervé und hebt den kleinen Farbeimer hoch. „Wenn du länger unterwegs bist, siehst du oft rote Markierungen – die sind für die großen Fernwanderungen.“
Während wir durch den Wald schlendern, entdecke ich eine verblasste Markierung an einem Baum. „Hier müssen wir ran“, sagt Pierre und greift nach seinem Pinsel. Es gibt einen klaren Plan: Markierungen auffrischen, wo sie abgenutzt sind, und gelegentlich auch Graffiti entfernen. Eine knifflige Aufgabe, wenn man bedenkt, dass die Regeln der französischen Wandervereinigung genau vorgeben, wie jede Markierung auszusehen hat.
Ein kleines, großes Netzwerk
Was wäre das französische Wanderwegenetz ohne die tausenden Freiwilligen, die sich um die Instandhaltung kümmern? Allein in den Yvelines gibt es über 10.000 Kilometer markierte Wanderwege – und dafür gibt es eine beeindruckende Zahl von Helfern. Die Fédération française de la randonnée pédestre zählt rund 10.000 Freiwillige, die im ganzen Land verteilt arbeiten. Jeder von ihnen ist für rund 20 Kilometer Wanderweg verantwortlich, die sie regelmäßig inspizieren und pflegen.
Man könnte fast meinen, diese Aufgabe sei nur etwas für Frühaufsteher und Naturfanatiker, aber die Freiwilligen kommen aus allen Gesellschaftsschichten. Pierre, ein ehemaliger Lehrer, ist seit seiner Pensionierung aktiv dabei. „Ich wollte etwas tun, das mir Freude bereitet und das gleichzeitig den Menschen hilft“, erzählt er mir. „Und was gibt es Schöneres, als dabei die Natur zu genießen?“
Herausforderung Wegpflege: Mehr als nur ein Spaziergang
Die Pflege der Wanderwege ist kein Zuckerschlecken – das lerne ich schnell. Vor uns liegt ein Abschnitt, der stark mit Graffiti beschmiert ist. „Solche Sachen siehst du leider immer häufiger“, meint Marie mit einem Seufzen. „Es dauert Stunden, das alles zu entfernen, aber wir haben keine Wahl. Die Markierungen müssen gut sichtbar bleiben, damit Wanderer sich nicht verirren.“
Der technische Aufwand ist ebenso nicht zu unterschätzen. Die Markierungen sind nicht willkürlich, sondern folgen einem strikten Regelwerk, das sicherstellt, dass Wanderer überall im Land dieselben klaren Zeichen vorfinden. Je nach Art des Weges gibt es unterschiedliche Farben: Gelb für kürzere Tagesausflüge, Rot für Fernwanderungen und andere Farben für spezielle Routen. Auch die Platzierung der Markierungen ist durchdacht – immer auf Augenhöhe, immer an Stellen, die leicht zu sehen sind.
Gemeinsam für die Natur
Natürlich geht es den Freiwilligen nicht nur um den Wanderweg an sich. Für viele ist es auch eine Gelegenheit, ihre Liebe zur Natur auszudrücken und zu schützen. „Wenn ich unterwegs bin und sehe, dass der Weg gut gepflegt ist, dann weiß ich, dass ich etwas Gutes getan habe“, sagt Hervé mit einem stolzen Lächeln. „Die Leute sollen die Natur genießen können, ohne sich Gedanken über fehlende Wegweiser zu machen.“
Und tatsächlich: Die Wanderer, die uns entgegenkommen, scheinen den gut markierten Weg zu schätzen. Ein Paar bleibt stehen, um den Freiwilligen zu danken – eine Geste, die sichtlich gut ankommt.
Wandern für alle: Ein Geschenk an die Gemeinschaft
Die Arbeit der Freiwilligen ist mehr als nur die Instandhaltung von Wanderwegen. Sie schaffen etwas, das Tausende Menschen jährlich genießen können. Ob es die Familie ist, die einen Sonntagsausflug macht, oder der erfahrene Wanderer, der eine mehrtägige Tour plant – alle profitieren von der sorgfältigen Arbeit, die in die Pflege der Wege fließt.
Am Ende des Tages verabschiede ich mich von den drei Wegwarten. Ihre Eimer sind leer, ihre Arbeit für heute getan. „Es ist ein schönes Gefühl, etwas für die Gemeinschaft zu tun“, sagt Pierre, bevor er seine Pinsel einpackt. Und während ich den Weg zurückgehe, fällt mir auf: Ohne sie wäre das alles nicht möglich.
Die unsichtbaren Helden
Die Arbeit der freiwilligen Wegpfleger bleibt oft unbemerkt – sie ist aber von unschätzbarem Wert. Während wir gedankenlos durch die Wälder und über Felder wandern, kümmern sich Menschen wie Hervé, Pierre und Marie darum, dass die Pfade sicher und gut markiert sind. Sie sind die stillen Helden hinter unseren Wanderabenteuern, die oft zu wenig Anerkennung bekommen.
Wer hätte gedacht, dass so viel Herzblut und Mühe in den gelben und roten Markierungen steckt, denen wir auf unseren Wanderungen folgen? Wenn du das nächste Mal auf einem gut gepflegten Wanderweg unterwegs bist, denk daran – irgendwo in der Nähe hat ein Freiwilliger dafür gesorgt, dass du den richtigen Weg findest.
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