Tag & Nacht

Wenn wir an Krieg denken, kommen uns Bomben, Zerstörung und menschliches Leid in den Sinn. Doch wer denkt an das Klima? Seit drei Jahren hat der Krieg in der Ukraine so viel CO₂ in die Atmosphäre geblasen wie Österreich, Ungarn, Tschechien und die Slowakei zusammen in einem Jahr. Das sind unglaubliche 230 Millionen Tonnen CO₂ – eine gewaltige Klimabelastung, die kaum thematisiert wird.

Eine unsichtbare Emissionsbombe

Panzer, Kampfflugzeuge, Raketen – moderne Kriegsführung frisst Unmengen an fossilen Brennstoffen. Es überrascht also nicht, dass die Emissionen des Krieges im Jahr 2024 erneut um 31 % gestiegen sind.

Ein besonders erschreckender Aspekt: 16,9 Millionen Tonnen CO₂ wurden allein durch Waldbrände im letzten Jahr freigesetzt. Diese Brände waren doppelt so häufig wie in den Jahren zuvor. Klar, die extreme Trockenheit hat eine Rolle gespielt. Doch viele Brände wurden durch den Krieg selbst ausgelöst – durch Bombardierungen, die Vegetation zerstören und Böden austrocknen.

Zerstörung und Wiederaufbau – eine Endlosschleife

Ein Krieg hört nicht auf, wenn die Waffen schweigen. Die Trümmer müssen beseitigt, Städte wieder aufgebaut werden. Dabei entstehen neue Emissionen: Beton, Stahl, Transport, Bauarbeiten – jede Phase des Wiederaufbaus belastet das Klima enorm.

2024 war das erste Jahr, in dem die direkten Kriegsemissionen sogar die Emissionen durch den Wiederaufbau übertrafen. Ein alarmierendes Zeichen: Der Krieg wird intensiver, nicht schwächer.

Ein weiterer Klimakiller: gezielte Angriffe auf Energieinfrastruktur. Raffinerien und Kraftwerke wurden zerstört, was eine zusätzliche Emissionssteigerung von 16 % verursachte. Und was passiert, wenn ein Kraftwerk ausfällt? Notstromaggregate springen ein – oft mit Diesel betrieben, noch klimaschädlicher als das ursprüngliche System.

Muss Russland für den Klimaschaden zahlen?

Die Wissenschaftler hinter der aktuellen Studie fordern, dass der Klimaschaden in künftige Friedensverhandlungen einfließt. Ein Novum in der Geschichte diplomatischer Konfliktlösungen.

Konkret fordern sie, dass Russland für die verursachten Emissionen verantwortlich gemacht wird. Der finanzielle Schaden? Über 42 Milliarden Euro – berechnet anhand des „sozialen Kohlenstoffpreises“, der die wirtschaftlichen Kosten der Treibhausgasemissionen erfasst.

Was bleibt nach dem Krieg?

Selbst wenn der Krieg morgen enden würde – sein ökologischer Fußabdruck bleibt. Böden müssen saniert, Wälder wieder aufgeforstet, zerstörte Städte nachhaltig wiederaufgebaut werden. Ein Prozess, der Jahrzehnte dauern kann.

Bleibt die Frage: Kann es so etwas wie einen „sauberen“ Krieg geben? Oder müssen wir akzeptieren, dass jeder bewaffnete Konflikt auch eine ökologische Katastrophe ist?

Von Andreas M. B.

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