Lyon – die Stadt der tausend Geheimnisse und historischen Schätze. Doch nur wenige wissen von dem seltsamsten und vielleicht faszinierendsten Geheimnis, das sich tief unter den belebten Straßen und malerischen Plätzen der Stadt verbirgt: den „Arêtes de poisson“ – einem unterirdischen Labyrinth in Form von Fischgräten. Diese verborgene Welt unter der Croix-Rousse, die dem normalen Bürger leider streng verschlossen bleibt, zieht nicht nur Archäologen, sondern auch Abenteurer in ihren Bann. Doch was steckt hinter diesen mysteriösen Gängen, die sich über eine Länge von 1,4 Kilometern erstrecken? Lasst uns gemeinsam hinabsteigen in dieses Rätsel, das Lyon seit Jahrzehnten beschäftigt.
Ein Streifzug durch die geheimen Tiefen Lyons
Es beginnt wie ein Szenario aus einem Abenteurerroman: Helm, Stirnlampe, Gummistiefel und Handschuhe – die Grundausstattung, bevor die metallene Luke geöffnet wird und der Abstieg in die Dunkelheit startet. Zwanzig Meter unter der Erde entfaltet sich ein Netzwerk aus Gängen und Schächten, das selbst die kühnsten Fantasien übertrifft. Man fühlt sich fast wie in einer anderen Welt, während man die schmalen, feuchten Tunnel betritt, die von der Zeit gezeichnet sind.
Seit der offiziellen Entdeckung im Jahr 1959 ranken sich zahlreiche Mythen und Theorien um die „Fischgräten“ von Lyon. Bestehend aus 34 Hauptgalerien und sechzehn Schächten, die jeweils in einer Art Sackgasse enden, hat dieses Labyrinth eine Länge, die einem Marathonläufer Respekt abnötigen würde. Aber was könnte der Zweck dieser unterirdischen Struktur gewesen sein?
Ein Bauwerk der Antike?
Der Ursprung der „Arêtes de poisson“ liegt im Dunkeln. Dank der modernen Wissenschaft, insbesondere durch die Radiokohlenstoffdatierung, konnte nachgewiesen werden, dass diese geheimnisvollen Gänge bis in die Antike zurückreichen – vor über 2000 Jahren angelegt. Aber wofür? Waren es vielleicht Wasserspeicher, unterirdische Fluchtwege oder gar eine Art religiöse Stätte? Auch heute noch bleibt diese Frage unbeantwortet, und die Spekulationen darüber treiben Historiker und Hobbyforscher gleichermaßen um.
Jeder Schritt durch die dunklen Gänge lässt die Fantasie noch ein Stückchen mehr schweifen. Die Vorstellung, dass unter den Füßen der ahnungslosen Stadtbewohner solch ein Monumentalwerk verborgen liegt, wirkt fast surreal.
Ein riskanter Ausflug ins Unbekannte
Doch die Faszination bringt auch Gefahren mit sich. Die Tunnel, in denen ständig eine Temperatur von 18 Grad herrscht, sind feucht, rutschig und an einigen Stellen äußerst eng – nichts für schwache Nerven. Die engen Passagen und steilen Leitern erfordern volle Konzentration und eine ruhige Hand. Auch ist Vorsicht geboten, denn es gibt keine Schilder, die den Weg weisen, und keinen Handyempfang, um sich im Notfall Orientierung zu verschaffen. Wer sich hier verirrt, könnte schnell in ernsthafte Schwierigkeiten geraten.
Doch das hält die sogenannten „Cataphiles“ – eine Art moderne Schatzsucher – nicht davon ab, sich regelmäßig in die verbotenen Tiefen der „Arêtes de poisson“ zu wagen. Diese Untergrund-Abenteurer nehmen oft Risiken auf sich, die den Archäologen Kopfschmerzen bereiten. Denn jedes unbedachte Verschieben eines Steins kann das fragile Gleichgewicht des antiken Bauwerks stören und es unwiederbringlich verändern.
Ein Blick in die Zukunft
Obwohl das Geheimnis der „Fischgräten“ wohl nie ganz gelüftet wird, bleibt es ein faszinierendes Kapitel der Geschichte Lyons. Für die meisten bleibt diese unterirdische Welt jedoch für immer verschlossen – ein unsichtbares Monument, das die Stadt über Jahrtausende bewahrt hat. Lyon lebt und atmet Geschichte, und manchmal verbirgt sich die spannendste Geschichte genau dort, wo man sie am wenigsten erwartet – tief unter der Erde.
Wer weiß, vielleicht werden künftige Generationen endlich das Rätsel lösen können, das diese antiken Gänge umgibt. Bis dahin bleibt es eines der größten Mysterien Lyons, das die Stadt noch ein bisschen geheimnisvoller macht.
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