Hinter Donald Trump steht nicht nur eine mächtige politische Bewegung in den USA – auch in Frankreich haben sich zahlreiche rechte Strukturen an seinen Ideen orientiert. Dies reicht von Think Tanks über Lobbygruppen bis hin zu Bildungseinrichtungen, die gezielt den rechten Diskurs prägen.
Die Wahl in den USA – auch ein Thema für Frankreich
Am 5. November 2024 steht die nächste US-Präsidentschaftswahl an, und Donald Trump kämpft um eine zweite Amtszeit. Doch seine Unterstützer sind längst nicht nur in Amerika aktiv. In Frankreich mobilisieren sich ebenfalls Gruppen, um die Rückkehr des Ex-Präsidenten zu unterstützen. Allen voran der Verband Republican Overseas, der weltweit agiert und in Frankreich von dem zweisprachigen Aktivisten Nicolas Conquer geleitet wird.
Conquer, der früher bei L’Oréal arbeitete, repräsentiert seit 2020 die pro-Trump-Bewegung in französischen Medien. Sein Ziel: „Die französische Öffentlichkeit neu informieren“, weil er die Medienlandschaft für voreingenommen und anti-konservativ hält. Die Unterstützung für Trump ist hier Teil eines größeren Plans – es geht darum, konservative Ideen in Frankreich stärker zu verbreiten.
Ein Netzwerk für Trump-Fans in Frankreich
Doch Nicolas Conquer ist nicht allein. Neben ihm agiert Philippe Karsenty, Vertreter der Republicans in France, einer Gruppe, die konservative US-Amerikaner in Frankreich vereint. Karsenty, ein umstrittener Politiker aus Neuilly-sur-Seine, sorgte erst kürzlich für Aufsehen, als er in einer TV-Debatte den menschengemachten Klimawandel leugnete – ein klares Echo der Trump’schen Rhetorik. Karsenty ist auch bekannt für seine Zusammenarbeit mit dem rechtsextremen Schriftsteller Renaud Camus und steht für eine nationalistische, klimakritische Agenda, die weit über Frankreich hinaus Wurzeln schlägt.
Diese Pro-Trump-Gruppen organisieren nicht nur mediale Auftritte, sondern auch große Events. Im November 2023 fand in Paris die Worldwide Freedom Initiative statt, wo prominente rechte Politiker aus ganz Europa auftraten – darunter Nigel Farage und Éric Zemmour. Trump-Berater wie Corey Lewandowski und David Bossie waren ebenso vertreten wie der ungarische Orbán-Vertraute Balázs Orbán.
Trumpismus als Kulturkampf – Vorbild für Frankreich?
Trump steht für mehr als nur rechte Politik – er ist ein Symbol für den „Kulturkampf“, den auch viele französische Konservative übernommen haben. Ein prominentes Beispiel ist das Institut de Formation Politique (IFP), das junge Rechte ausbildet, darunter auch viele Abgeordnete des Rassemblement National (RN). Das IFP lehnt sich an amerikanische Vorbilder wie das Leadership Institute an, das ebenfalls konservative Aktivisten schult.
Das Ziel dieser Bewegungen ist klar: Sie wollen, wie Trump, die kulturelle Hegemonie erobern. Der Begriff stammt ursprünglich von Antonio Gramsci, einem italienischen Denker, der die Rolle der Kultur in der Machtausübung betonte. Diese Idee wurde von den Konservativen adaptiert, um den „rechten Gramscismus“ zu propagieren – eine Methode, mit der Trump und seine Anhänger versuchen, die öffentliche Debatte langfristig zu dominieren.
Einflussreiche Netzwerke und Think Tanks
Neben dem IFP gibt es weitere Verbindungen zu den USA, vor allem durch Netzwerke wie das Atlas Network. Diese Organisation, die weltweit konservative und libertäre Ideen fördert, hat Partner in Frankreich, darunter eben ach das IFP. Laut einer Untersuchung des Observatoire des multinationales erhalten diese Netzwerke auch finanzielle Unterstützung von US-Stiftungen, um ihre Arbeit voranzutreiben.
Ein weiteres Beispiel für den transatlantischen Austausch ist die Bourse Tocqueville, die junge französische Konservative jedes Jahr in die USA schickt, um dort von amerikanischen Vorbildern zu lernen. Diese Programme führen zu Begegnungen der konservativen Jugendlichen mit prominenten rechten Denkern, die dann in Frankreich wiederum ihre Strategien anwenden.
Zemmour und die Nähe zu Trump
Éric Zemmour, einer der prominentesten Vertreter der französischen extremen Rechten, hat von diesen Verbindungen ebenfalls profitiert. Dank des französisch-amerikanischen Anwalts Randy Yaloz, Leiter der Republican Overseas, konnte Zemmour 2022 direkt mit Donald Trump telefonieren. Trump ermutigte ihn damals, sich nicht von den Medien beirren zu lassen – eine Haltung, die Zemmour seither strikt verfolgt.
Zemmours politische Linie, besonders seine radikale Haltung zur Einwanderung und der sogenannte „große Austausch“, finden bei amerikanischen Rechtsintellektuellen großen Anklang. Das Claremont Institute, ein konservativer Think Tank in Kalifornien, lud Zemmours Beraterin Sarah Knafo ein, um dort ihre Ideen mit anderen rechten Vordenkern zu diskutieren.
Trump und der Einfluss auf die französische Rechte
Die Nähe zwischen der französischen und der amerikanischen Rechten zeigt, wie tief der Einfluss der Trump-Bewegung auf Teile der französischen Politik reicht. Es geht dabei nicht nur um Wahlstrategien oder politische Inhalte – vielmehr steht Trump für eine ganze Ideologie, die den „Kulturkampf“ propagiert, den auch französische Konservative wie Zemmour und Co. in ihren eigenen Reihen etablieren möchten.
Es bleibt spannend, wie diese transatlantische Verbindung sich weiterentwickelt, besonders angesichts der bevorstehenden Wahlen 2024. Der Einfluss Trumps auf die französische Rechte ist unübersehbar – aber kann diese Strategie langfristig Erfolg haben?
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