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Der ehemalige US-Präsident Donald Trump kann wieder in dem sozialen Netzwerk Twitter auftreten. Der neue Besitzer Elon Musk, der eine Online-Umfrage über die Rückkehr von Donald Trump gestartet hatte, schaltete dessen Account wieder frei. Der ehemalige Präsident der USA hat jedoch inzwischen sein eigenes soziales Netzwerk gegründet.

Elon Musk, der neue Chef von Twitter, reaktivierte am Samstag das Konto des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, das nach der Erstürmung des Kapitols in Washington im Januar 2021 aus dem sozialen Netzwerk verbannt wurde. „Das Volk hat abgestimmt. Trump wird wieder eingesetzt“, twitterte der launische Unternehmer auf seinem eigenen Account nach dem Ergebnis einer unter seinen Abonnenten gestarteten Umfrage. Mehr als fünfzehn Millionen hatten auf die Umfrage geantwortet und 51,8% von ihnen stimmten mit „Ja“ zur Rückkehr des republikanischen Politikers auf die Plattform.

Einige Minuten nach Elon Musks Nachricht war Donald Trumps Konto wieder sichtbar, wobei der letzte Tweet vom 8. Januar 2021 datierte. Die Zahl der Abonnenten stieg innerhalb von weniger als zwei Stunden auf 3 Millionen, bevor sie abrupt wieder zurückging.

Der ehemalige Präsident hat 4,57 Millionen Follower auf Truth Social, dem Netzwerk, das er nach seinem Rauswurf aus Twitter selbst ins Leben gerufen hatte. Elon Musk, der das soziale Netzwerk seit drei Wochen leitet, hatte beim Start der Umfrage am Freitagabend mit der Botschaft „Vox Populi, Vox Dei“ (Die Stimme des Volkes ist die Stimme Gottes) angedeutet, dass das Ergebnis eine Entscheidung darüber beeinflussen könnte, ob der ehemalige Staatschef auf Twitter zurückkehren sollte oder nicht. Im Namen der Meinungsfreiheit stellte er am Freitag bereits mehrere andere gesperrte Nutzerkonten wieder her.

Kurz nachdem die Übernahme der Plattform für 44 Milliarden US-Dollar Ende Oktober abgeschlossen war, hatte Musk versichert, dass keine größeren Entscheidungen über Inhalte oder die Reaktivierung von Konten ohne ein spezielles Gremium getroffen würden. Diese Geste sollte unter anderem die Werbekunden, die Haupteinnahmequelle des Konzerns, beruhigen. Bisher gab er jedoch nicht öffentlich bekannt, ob ein solches Gremium eingerichtet wurde.

Twitter hatte Donald Trump am 8. Januar 2021, zwei Tage nach der Erstürmung des Kapitols durch seine Anhänger, angesichts des „Risikos weiterer Anstiftungen zur Gewalt“ verbannt. Elon Musk hielt dies für eine „moralisch schlechte und extrem unsinnige Entscheidung“ und sprach bereits im Mai von einer möglichen Rückkehr des republikanischen Ex-Präsidenten auf Twitter. Da viele Verbände, Behörden und Werbekunden befürchten, dass Inhalte in dem sozialen Netzwerk nicht mehr ausreichend moderiert werden und so Desinformation, Hassreden freier Lauf gelassen wird, wurde Musks Entscheidung in dieser Frage mit Spannung erwartet.

„Der Vorsitzende der Bürgerrechtsorganisation NAACP, Derrick Johnson, reagierte auf Twitter mit den Worten, dass Musks Follower „nicht Amerika repräsentieren“.

Die Wiederaktivierung von Donald Trumps Konto dürfte in der amerikanischen Gesellschaft und Politik Wellen schlagen, zumal er erneut ins Rennen um das Weiße Haus eingestiegen ist. Trump freute sich, dass Twitter mit Elon Musk „in guten Händen“ sei, bekräftigte jedoch in den letzten Tagen, dass er bei seinem Netzwerk Truth Social bleiben werde, auch wenn diese Plattform ihm im Vergleich zu Twitter, wo er mehr als 88 Millionen Follower hatte, nur einen kleinen Resonanzboden bietet. In einer Videoansprache am Samstag bei einem Treffen der Koalition der republikanischen Juden in Las Vegas lobte Donald Trump den neuen Twitter-Chef Elon Musk. „Ich mag ihn (…). Wissen Sie, er ist ein verdammt guter Charakter und ich mag verdammt gute Charaktere“. Aber er habe jetzt sein eigenes Netzwerk, betonte Trump. Auf Truth Social hatte er seine Abonnenten vorher allerdings dazu aufgefordert, auf Twitter „positiv zu stimmen“. Betonte aber auch: „Aber keine Sorge, wir gehen nirgendwohin. Truth Social ist etwas Besonderes.“

Die Entscheidung, Donald Trump wieder auf Twitter zu bringen, wird auf jeden Fall für noch mehr Wirbel in dem Unternehmen sorgen, das seit der Übernahme durch Elon Musk stark gebeutelt ist. Er hat dem Unternehmen seinen Stempel aufgedrückt, indem er schon an seinem ersten Tag die wichtigsten Führungskräfte des Konzerns entließ und in den darauffolgenden Tagen massiv Mitarbeiter entliess. Umstrittene Funktionen wurden eingeführt, dann aber wieder verschoben, und Werbekunden flohen. Und in der vergangenen Woche antworteten mehrere hundert Angestellte mit „Nein“ auf das Ultimatum des neuen Eigentümers, der sie aufforderte, unermüdlich zu arbeiten, „um ein revolutionäres Twitter 2.0 aufzubauen“.

Von den Republikanern im Kongress, wurde die Reaktivierung von Donald Trump natürlich begrüßt. „Welcome back @realdonaldtrump!“, twitterte der Republikaner Paul Gosar, Mitglied des Repräsentantenhauses. „Jeder, der glaubt, dass Präsident Trump die Vorwahlen im Jahr 2024 nicht gewinnen wird, ist auf einem Auge blind“, twitterte Marjorie Taylor Greene, republikanische Abgeordnete und glühende Anhängerin des ehemaligen Präsidenten.

Die Republikanerin Liz Cheney, die zu Trumps Erzfeindin geworden ist, reagierte hingegen negativ auf die Nachricht und verwies ihre Twitter-Follower auf ein Video, das eine der Anhörungen des Untersuchungsausschusses zeigt, der nach der Erstürmung des Kapitols am 6. Januar 2021 ins Leben gerufen wurde und dem sie angehört. „Da Trump wieder auf Twitter ist, ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um sich diese Anhörung zum 6. Januar anzusehen“, twitterte sie. „Es betrifft jeden der von Trump gesendeten Tweets, einschließlich der gelöschten, und zeigt mehrere Beamte des Weißen Hauses, die sein unentschuldbares Verhalten während dieser Gewalttätigkeiten beschreiben“.


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