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Der ehemalige US-Präsident fischt mit umstrittenen Versprechen nach neuen Unterstützern

Fünf Monate vor den Präsidentschaftswahlen sorgt Donald Trump erneut für Schlagzeilen. Dieses Mal ist es nicht wegen seiner typischen Rhetorik oder politischen Manöver, sondern wegen einer kühnen Ankündigung, die selbst seine treuesten Anhänger überrascht: die mögliche Freilassung von Ross Ulbricht, dem Gründer des berüchtigten „Silk Road“ Marktplatzes im Dark Web.

Ein Wahlkampfmanöver der besonderen Art

Am Samstag, dem 25. Mai 2024, nahm Trump an der Nationalkonvention der Libertarian Party in Washington teil – eine eher unkonventionelle Wahlkampfstation für einen Republikaner. Doch Trump wäre nicht Trump, wenn er nicht mit einer außergewöhnlichen Strategie aufwarten würde. Um das libertäre Publikum für sich zu gewinnen, versprach er, Ulbrichts lebenslange Haftstrafe aufzuheben oder zu mildern, sollte er die Wahl am 5. November gewinnen.

Ross Ulbricht, der als Betreiber von Silk Road bekannt wurde, hat 200 Millionen Dollar durch den Verkauf von Drogen und anderen illegalen Waren umgesetzt. Trotz seiner Darstellung der Plattform als „wirtschaftliches Experiment des freien Marktes“, wurde Ulbricht zu lebenslanger Haft verurteilt.

Libertäre Forderungen und Trumps Reaktion

Die Libertarian Party fordert seit Jahren Ulbrichts Freilassung und sieht in ihm einen Sündenbock eines fehlerhaften Systems. Ihre Ideologie basiert auf der Überzeugung, dass der freie Markt über allem stehen sollte, die Regierungsautorität begrenzt sein muss, die Legalisierung von Marihuana notwendig ist und die Abschaffung der Steuerbehörde unumgänglich sei. Die Petition für Ulbrichts Freilassung hat mittlerweile 600.000 Unterschriften gesammelt, und Ulbricht selbst hat 2022 sogar an Präsident Joe Biden geschrieben, um seine Begnadigung zu erbitten.

Trotz der Bemühungen von Trump, die libertären Wähler mit seinem ungewöhnlichen Versprechen zu umwerben, stieß er auf heftige Ablehnung. Seine Rede wurde von Buhrufen begleitet – ein deutliches Zeichen dafür, dass seine Worte nicht den gewünschten Effekt hatten.

Ein Blick auf die Motive

Warum macht Trump ein solches Versprechen? Es ist klar, dass er jede mögliche Stimmenquelle anzapfen will, um seine Chancen bei den bevorstehenden Wahlen zu verbessern. Die libertären Wähler könnten in einem engen Rennen den Unterschied ausmachen. Allerdings bleibt die Frage, ob diese Wählergruppe sich tatsächlich von einem solch spezifischen und umstrittenen Versprechen beeinflussen lässt.

Ross Ulbrichts Fall hat in den USA eine intensive Debatte über Freiheit, Recht und Gerechtigkeit ausgelöst. Seine Unterstützer sehen ihn als Märtyrer der Bewegungen für digitale Freiheit und Kryptowährungen, während seine Kritiker ihn als kriminelles Mastermind betrachten, der bewusst ein riesiges illegales Netzwerk aufgebaut hat. In diesem Spannungsfeld versucht Trump nun, Fuß zu fassen.

Ein riskantes Spiel

Trumps Vorstoß könnte leicht nach hinten losgehen. Die Kritik an seiner Ankündigung ist laut und kommt aus vielen Richtungen. Viele Amerikaner empfinden das Versprechen, Ulbricht freizulassen, als unverantwortlich und als Versuch, sich mit illegalen Aktivitäten gemein zu machen. Auf der anderen Seite gibt es durchaus libertäre Stimmen, die seine Ankündigung als mutigen Schritt sehen – doch reicht das, um eine entscheidende Wählergruppe zu mobilisieren?

Die Zukunft wird zeigen, ob diese unkonventionelle Taktik Trumps Erfolg bringt. Eines steht jedoch fest: Trump bleibt sich treu und sorgt weiterhin für Überraschungen. Seine Strategie, kontroverse Themen aufzugreifen und damit zu polarisieren, ist ein Markenzeichen seiner politischen Karriere – und mit dieser jüngsten Ankündigung ist er wieder einmal seinem Ruf gerecht geworden.

Donald Trumps Versprechen, Ross Ulbricht zu begnadigen, ist ein gewagter Versuch, eine neue Wählerbasis zu erschließen. Während einige libertäre Stimmen möglicherweise positiv reagieren, bleibt die allgemeine Skepsis hoch. Trumps unermüdlicher Einsatz, jede potenzielle Wählergruppe zu umwerben, zeigt seine Entschlossenheit, zurück ins Weiße Haus zu kommen – um jeden Preis. Ob dieser Schritt jedoch die gewünschte Wirkung entfaltet oder als weiterer kontroverser Punkt in seiner politischen Historie endet, bleibt abzuwarten.

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