Der Drogenhandel ist in vielen europäischen Städten ein wachsendes Problem, doch Frankreich und Deutschland stehen dabei vor unterschiedlichen Herausforderungen, auch wenn es Überschneidungen gibt. Während Städte wie Marseille oder Nîmes immer wieder wegen eskalierender Gewalt im Zusammenhang mit Drogenkriminalität in den Schlagzeilen stehen, zeigt sich die Situation in Deutschland in einem etwas anderen Licht.
Frankreich: Bandenkriege und systemische Gewalt
In Frankreich ist der Drogenhandel stark mit Bandenkriminalität verbunden. Besonders in den südlichen Städten wie Marseille oder Nîmes kämpfen die Behörden gegen gut organisierte, oft gewalttätige Netzwerke, die vor allem in den sozialen Brennpunkten agieren. Die jüngsten Zahlen aus Marseille sind erschreckend: Im Jahr 2023 wurden dort 49 Menschen in Zusammenhang mit Drogengeschäften getötet, ein trauriger Rekord. Die Gewalt reicht oft über die Drogenszene hinaus, trifft Unbeteiligte und schafft ein Klima der Angst. Die Behörden sind in diesen Regionen oft überfordert – selbst nach großen Razzien kehren die Dealer zurück, und die Banden rekrutieren schnell neue Mitglieder, häufig sehr junge Menschen, die vom schnellen Geld angelockt werden.
Besonders besorgniserregend ist die systematische Gewalt in bestimmten Stadtteilen, wo Arbeitslosigkeit, Armut und soziale Ausgrenzung das Drogengeschäft begünstigen. Viele Jugendliche, die in diesen Gegenden aufwachsen, sehen kaum Alternativen, als sich den Netzwerken anzuschließen. In Marseille etwa sind fast 40 Prozent der Einwohner in den nördlichen Bezirken arbeitslos, und der Drogenhandel bietet ihnen eine Möglichkeit, schnell Geld zu verdienen.
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat im Jahr 2024 eine groß angelegte Offensive gegen den Drogenhandel gestartet. Trotz medienwirksamer Razzien und Festnahmen ist der Erfolg jedoch umstritten. Experten und lokale Politiker kritisieren, dass die Maßnahmen oft nur kurzfristig wirken und das grundlegende Problem der sozialen Ungleichheit nicht lösen.
Deutschland: Ein anderes Bild, aber wachsende Probleme
Auch in Deutschland wächst die Drogenkriminalität, jedoch zeigt sich das Bild weniger gewalttätig als in Frankreich. Hier ist vor allem der Handel über das Internet und Messenger-Dienste ein wachsendes Problem. Plattformen wie WhatsApp und Telegram erleichtern es vor allem Jugendlichen und jungen Erwachsenen, Zugang zu Drogen zu bekommen, ohne in gefährliche Stadtviertel gehen zu müssen. Der Konsum von Cannabis ist dabei nach wie vor die größte Herausforderung, wie der Drogenbericht 2023 zeigt. Zwar ist Gewalt im Zusammenhang mit dem Drogenhandel in Deutschland nicht so präsent wie in Frankreich, doch die Zahl der Drogenkonsumenten und die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken nehmen zu.
Ein markanter Unterschied zu Frankreich ist Deutschlands Ansatz zur Prävention und Schadensbegrenzung. Hier setzt man zunehmend auf harm-reduction-Strategien wie „Drug-Checking“-Projekte, die es Konsumenten ermöglichen, ihre Drogen auf gefährliche Substanzen prüfen zu lassen. Auch die Cannabis-Legalisierung wird als Mittel diskutiert, um den Schwarzmarkt zu schwächen und so Risiken für die Gesundheit zu verringern. Im Vergleich zu Frankreich, wo die Repression im Vordergrund steht, hat Deutschland einen präventiveren Ansatz, der auf Aufklärung und niedrigschwellige Hilfsangebote setzt.
Unterschiede und Parallelen
Obwohl beide Länder mit Drogenproblemen kämpfen, ist der Unterschied in der Intensität der Gewalt auffällig. In Frankreich hat der Drogenhandel ganze Stadtteile fest im Griff, und die Behörden kämpfen oft gegen Windmühlen. Die Ursache liegt tiefer in den sozialen Problemen, die schon lange bestehen und die Gewalt fördern. In Deutschland hingegen spielt der Drogenhandel zunehmend im digitalen Raum eine Rolle, was die Sichtbarkeit der kriminellen Aktivitäten verringert, aber auch die Reichweite der Dealer erweitert. Der Gewaltaspekt ist in Deutschland weniger dramatisch ausgeprägt, dennoch nimmt der Drogenhandel stetig zu.
Beide Länder stehen vor der Herausforderung, die soziale Ungleichheit zu bekämpfen, die jungen Menschen oft in den Drogenhandel treibt. Während Frankreich in vielen Fällen kurzfristig auf Repression setzt, versucht Deutschland, durch Prävention und kontrollierte Abgabe von Cannabis langfristig den Schwarzmarkt einzudämmen und die Risiken zu minimieren. Die Frage, welcher Weg langfristig erfolgreicher sein wird, bleibt offen.
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