Tag & Nacht

Es klingt wie das Drehbuch eines Krimis, doch die Realität übertrifft die Fiktion. Elf Polizisten der Grenzpolizei in Cayenne (Französisch-Guayana) stehen in Créteil vor Gericht. Ihr Vergehen? Sie sollen Drogenschmugglern geholfen haben, Kokain unbemerkt nach Frankreich zu bringen.

Die Männer und Frauen, die eigentlich dafür verantwortlich waren, Schmuggler zu überführen, sollen selbst Teil eines ausgeklügelten Netzwerks gewesen sein. Ein System, das offenbar über Monate reibungslos funktionierte – bis es aufflog.


Ein simpler, aber effektiver Plan

Der Flughafen von Cayenne gilt als eine der wichtigsten Drogen-Drehscheiben zwischen Südamerika und Europa. Hunderte sogenannte „Mules“ – Drogenkuriere, die Kokain meist im Körper oder Gepäck transportieren – versuchen jedes Jahr, unbemerkt nach Frankreich zu gelangen. Genau hier sollten die elf Grenzpolizisten einschreiten. Doch sie taten das Gegenteil.

Ihr Trick: Sie versteckten Kanister mit flüssigem Kokain in den Zwischendecken der Flughafentoiletten. Die Mules mussten sie dort nur noch abholen und ins Flugzeug schmuggeln. Damit die Schmuggler bei den Kontrollen keine Probleme bekamen, klebten die Polizisten zudem farbige Markierungen auf deren Pässe – ein unsichtbares Ticket für eine problemlose Einreise nach Orly.


„Ein Moment der Schwäche“ – oder gezielte Korruption?

Elf Beamte im Alter zwischen 21 und 35 Jahren müssen sich nun wegen Drogenhandels und der Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung verantworten. Eine harte Anklage, die für sie langjährige Haftstrafen bedeuten könnte.

Die Verteidigung argumentiert, dass die jungen Polizisten besonders anfällig für den Einfluss von Drogenkartellen seien. „Sie sind leichte Ziele, weil sie gerade erst von der Polizeischule kommen“, erklärt Marion Coiffier, die Anwältin einer der angeklagten Polizistinnen.

Einer der Beschuldigten räumt seine Beteiligung ein – allerdings mit einer erstaunlichen Begründung. Es sei „ein Moment der Schwäche“ gewesen, sagt er. Doch kann eine über Monate hinweg durchgeführte Aktion wirklich nur ein Ausrutscher sein?


Vertrauensbruch mit weitreichenden Folgen

Der Fall wirft ein beunruhigendes Licht auf die Sicherheitslage an den französischen Außengrenzen. Wenn ausgerechnet die Personen, die für die Bekämpfung des Drogenschmuggels zuständig sind, selbst mit den Kartellen zusammenarbeiten – wie sicher sind dann die Flughäfen wirklich?

Auch die Frage, ob und wie junge Polizisten besser auf solche Situationen vorbereitet werden sollten, steht im Raum. Dass Kriminelle gezielt frisch ausgebildete Beamte ins Visier nehmen, zeigt, wie professionell und durchdacht die Strategien der Drogenkartelle mittlerweile sind.

Das Urteil in diesem spektakulären Prozess wird mit Spannung erwartet. Wird das Gericht Nachsicht zeigen oder ein Exempel statuieren?

Von C. Hatty

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