Tag & Nacht




Die anhaltende Trockenheit hat weite Teile des Departements Aude, einer Region in Südfrankreich, fest im Griff. Besonders hart trifft es das kleine Dorf Durban-Corbières, wo die Bewohner mittlerweile vollständig von Wasserlieferungen per Lastwagen abhängig sind.

Man stelle sich vor: Ein ganzes Dorf, das auf Wasser angewiesen ist, das täglich per LKW anrollt. Es ist eine außergewöhnliche Situation, die für viele außerhalb der Region kaum vorstellbar erscheint. Doch für die Einwohner von Durban-Corbières ist es mittlerweile trauriger Alltag. „Wir bekommen jeden Tag 90.000 Liter Wasser, verteilt auf vier Fahrten“, erklärt Christopher Piquer, einer der Fahrer der Tanklastwagen, die seit drei Monaten im Dauereinsatz sind.

Haare waschen unter Zeitdruck

Inmitten dieser Krise gibt es auch Menschen, die versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Adeline Rendon, die in einem Friseursalon im Dorf arbeitet, beschreibt die Herausforderungen ihres Arbeitsalltags. „Wir dürfen das Wasser bis 17 Uhr benutzen, danach wird es abgestellt“, sagt sie. Dass sie inzwischen sogar bis 19 Uhr arbeiten kann, sieht sie als „Glück im Unglück“. Diese zusätzlichen Stunden ermöglichen es ihr, ihre Kundschaft ohne allzu große Einschränkungen zu bedienen. Doch wer hätte gedacht, dass so etwas wie fließendes Wasser einmal als Glücksfall betrachtet werden würde?

Die Situation ist besonders brisant, weil Durban-Corbières – wie viele Dörfer in der Region – traditionell von der Landwirtschaft geprägt ist. Die Trockenheit trifft die Winzer zur Erntezeit besonders hart. In dieser Phase wird jede Ausnahme, jede Möglichkeit, doch noch auf Wasser zugreifen zu können, intensiv genutzt.

Trockenheit ohne Ende in Sicht

Doch das wahre Ausmaß der Katastrophe zeigt sich in den Statistiken. Die Region hat in den letzten Wochen kaum nennenswerte Niederschläge verzeichnet. Seit Monaten warten die Menschen vergeblich auf den Regen – was diese Dürre zur schlimmsten macht, die viele jemals erlebt haben.

„So etwas haben wir hier noch nie gesehen“, sagen viele Bewohner, die sich an früher erinnern, als das Wasserproblem noch kein Thema war. Doch nun, da die Quellen ausgetrocknet sind und die Grundwasserspiegel rapide sinken, steht die Gemeinde vor einer existenziellen Herausforderung.

Wasser wird zum Luxusgut

In vielen anderen Regionen der Welt scheint Wasser so selbstverständlich zu sein, dass man es für gegeben hält. Aber was passiert, wenn es plötzlich nicht mehr da ist? In Durban-Corbières, wo jeder Tropfen kostbar ist, spüren die Menschen, wie abhängig sie von diesem lebenswichtigen Element sind.

Doch was sind die langfristigen Lösungen? Tanklastwagen können nicht auf Dauer die einzige Antwort sein. Die lokalen Behörden suchen nach Alternativen, doch bislang gibt es keine nachhaltige Lösung. Man spricht über den Ausbau von Wasserinfrastrukturen und die Möglichkeit, Wasser von anderen Regionen umzuleiten, doch solche Projekte brauchen Zeit – und Geld.

Die Landwirtschaft in Gefahr

Für die vielen Winzer und Landwirte in der Region ist die Lage besonders kritisch. Die Weinernte, die normalerweise eine Zeit des Feierns und Erfolgs ist, wird in diesem Jahr von Sorgen überschattet. Ohne genügend Wasser sind die Reben geschwächt, und viele Landwirte fürchten um ihre Existenz. „Wir stehen vor einer riesigen Herausforderung“, sagt einer der Winzer. „Wenn es weiterhin so trocken bleibt, wird das für viele von uns das Aus bedeuten.“

Die Lage in Durban-Corbières ist ein Weckruf – nicht nur für Frankreich, sondern für die ganze Welt. Wasser, das oft als unendliche Ressource betrachtet wird, ist in Wirklichkeit begrenzt. Klimawandel, extreme Wetterbedingungen und schlechte Wassermanagement-Politik verschärfen die Situation weltweit. Durban-Corbières ist nur ein Beispiel von vielen, das zeigt, wie drastisch die Folgen sein können.

Wie geht es weiter?

Die Menschen in Durban-Corbières leben in einer Realität, die für viele unvorstellbar ist – ohne fließendes Wasser, abhängig von Tanklastwagen und den Launen der Natur. Doch wie lange kann das noch gutgehen? Solange der Regen ausbleibt und keine nachhaltigen Lösungen gefunden werden, bleibt das Leben im Dorf eine ständige Herausforderung.

Ein Dorf ohne Wasser – das ist eine Vorstellung, die einem fast surreal vorkommt. Aber in Durban-Corbières ist es bittere Realität. Es zeigt, wie verwundbar selbst eine moderne Gesellschaft sein kann, wenn eine so grundlegende Ressource wie Wasser knapp wird.

Neues E-Book bei Nachrichten.fr







Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!