Die Verhaftung von Abdourahmane Ridouane, dem Imam von Pessac in der Gironde, hat in Frankreich hohe Wellen geschlagen. Er wird beschuldigt, den Terrorismus zu verherrlichen – ein Vorwurf, der ihn letztlich seine Aufenthaltsgenehmigung kosten könnte.
Ridouane ist kein Unbekannter. Seit über 20 Jahren lebt er in Frankreich, hat eine marokkanische Frau geheiratet und ist in der muslimischen Gemeinschaft sehr aktiv. Doch das Blatt hat sich gewendet: Der Innenminister selbst hat seine Ausweisung angeordnet.
Verdeckte Botschaften oder gefährliche Propaganda?
Laut dem Innenministerium hat Ridouane über Jahre hinweg Texte veröffentlicht, die unter dem Deckmantel, Diskriminierung und Unterdrückung anzuklagen, zur Hetze gegen den Staat, Nicht-Muslime und Juden aufgerufen haben sollen. Diese Anschuldigungen sind sehr schwerwiegend. Noch brisanter: Der Imam soll die Hamas unterstützt haben, eine Organisation, die von der Europäischen Union und vielen anderen Ländern als terroristisch eingestuft wird.
Ridouanes Verteidiger behaupten, er setze sich lediglich für den palästinensischen Widerstand ein. Doch die Regierung sieht hier einen klaren Verstoß gegen die Werte der Republik. Solche Äußerungen könnten nicht nur zu Spannungen innerhalb der Gemeinschaft führen, sondern auch als direkte Bedrohung für die nationale Sicherheit gewertet werden.
Der lange Weg durch die Instanzen
Interessant ist, dass der Fall Ridouane nicht von heute auf morgen entschieden wurde. Seit drei Jahren kämpft er darum, seine Aufenthaltsgenehmigung zu erneuern – ein Prozess, der sich bis vor das Verwaltungsgericht zog. Anfang August entschied dieses zu seinen Gunsten und ordnete an, dass die Präfektur seinen Antrag erneut prüfen müsse. Doch statt einer Verlängerung der Aufenthaltsgenehmigung folgte nun die Verhaftung.
Die Begründung? Ridouanes kontinuierliche Aussagen und Handlungen seien nicht vereinbar mit den Grundwerten des französischen Staates. Sein Verhalten, so das Ministerium, beweise eine „konstante Missachtung“ gegenüber einem Land, das ihm zwei Jahrzehnte Heimat geboten habe.
Ein Fall, der spaltet
Die Ausweisung eines religiösen Führers, insbesondere eines Imams, ist ein äußerst sensibles Thema. Für einige stellt Ridouane eine reale Bedrohung dar – ein Mann, der durch seine Worte zu Hass und Gewalt aufstachelt. Für andere ist er ein Opfer einer politischen Kampagne, die darauf abzielt, Kritiker der Regierung mundtot zu machen.
Wie wird die Geschichte enden? Eine klare Antwort gibt es noch nicht. Der Fall könnte vor höhere Instanzen getragen werden, möglicherweise bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Dort wird entschieden, ob Frankreich in seiner Pflicht, die öffentliche Ordnung zu wahren, richtig gehandelt hat – oder ob es die Meinungsfreiheit und das Recht auf ein faires Verfahren verletzt hat.
Was auch immer geschieht, der Fall Ridouane ist ein Spiegelbild der gegenwärtigen Spannungen in Frankreich. Zwischen Sicherheit und Freiheit, zwischen Integration und Ausgrenzung – die Grenzen sind oft fließend.
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