Was aussieht wie aus einem Science-Fiction-Film, war am Abend des 24. März über ganz Frankreich am Himmel zu sehen: Eine leuchtende Spirale, bläulich schimmernd, drehend – und vor allem mysteriös. Vom Norden bis in den tiefen Süden des Landes meldeten sich erstaunte Augenzeugen, die das außergewöhnliche Himmelsphänomen gegen 21 Uhr bemerkten. Fotos, Videos, Spekulationen – und die bange Frage: Was war das?
Ein UFO? Ein Wetterphänomen? Oder gar ein Zeichen aus einer anderen Welt?
Die Wahrheit liegt – wie so oft – näher, als man denkt
So spektakulär der Anblick auch war, die Erklärung ist erstaunlich bodenständig: Es handelt sich um die optischen Folgen des Raketenstarts der Falcon 9 von SpaceX. Genauer gesagt um das, was Astronomen als „Degaussierung“ bezeichnen – das kontrollierte Ablassen von überschüssigem Treibstoff nach der Abtrennung eines Raketenmoduls.
Startpunkt der Mission NROL-69 war Cape Canaveral in Florida. Die Rakete hob am 24. März um 17:48 UTC (18:48 Uhr französischer Zeit) ab. Als sie rund eine Stunde später ihren zweiten Abschnitt über Europa abtrennte und dabei Treibstoffreste freisetzte, entstand die leuchtende Spirale – sichtbar weit über die französischen Landesgrenzen hinaus.
Was genau passiert da eigentlich am Himmel?
Astrophysiker Éric Lagadec vom Observatoire de la Côte d’Azur brachte es auf der Plattform Bluesky auf den Punkt: „Treibstoff einer SpaceX-Rakete erzeugt spiralförmige Lichtformationen, die heute Abend in ganz Frankreich sichtbar sind.“ Es ist die spezielle Kombination aus Höhe, Sonnenlicht und austretendem Gas, die diese einzigartigen Formationen sichtbar macht.
Die bläuliche Farbe entsteht durch die chemische Zusammensetzung des Treibstoffs, die bei ihrer Verteilung in der dünnen oberen Atmosphäre das Licht reflektiert. Dass sich das Ganze spiralförmig dreht, liegt an der Rotation des Raketenmoduls während des Degaussierens.
Nicht das erste Mal – und sicher nicht das letzte
So ungewöhnlich das Spektakel für viele Beobachter war, neu ist es keineswegs. In den vergangenen Jahren gab es ähnliche Sichtungen in Neuseeland, auf Hawaii oder in Alaska – jedes Mal nach SpaceX-Missionen. Für Fachleute also längst kein Grund zur Panik, aber für alle anderen ein faszinierender Anblick.
Interessant ist, dass dieses Phänomen vor allem in den sozialen Netzwerken für große Aufmerksamkeit sorgte. Begriffe wie „Halo“, „UFO“ oder „Himmelszeichen“ kursierten in Windeseile – verständlich, wenn man bedenkt, wie ungewohnt eine spiralförmige Lichtstruktur im Nachthimmel aussieht. Wer hätte da nicht kurz Gänsehaut?
Ein Blick in den Himmel, der uns staunen lässt
In Zeiten, in denen der Himmel oft vom Alltag vergessen wird, braucht es vielleicht genau solche Momente, um wieder nach oben zu schauen. Die blaue Spirale war keine Bedrohung – sie war ein eindrucksvolles Symbol für die Nähe zwischen Raumfahrttechnik und Alltag.
Dass sie ausgerechnet über Frankreich sichtbar war, macht den Abend vom 24. März zu einem ganz besonderen – einem dieser seltenen Momente, in denen sich Wissenschaft, Technik und Faszination treffen. Und wer weiß – vielleicht wird der nächste Raketenstart wieder für ein solches Himmelswunder sorgen.
Also beim nächsten Spaziergang am Abend: ruhig mal einen Blick nach oben riskieren. Man weiß ja nie.
Von C. Hatty
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