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Elon Musk, Gründer von Tesla, SpaceX und der Plattform X, sorgt erneut für politische Unruhe in den USA. Nach einem jahrelangen Bündnis mit Donald Trump hat der Unternehmer nun endgültig einen offenen Bruch vollzogen und angekündigt, eine eigene Partei gründen zu wollen – die „America Party“. Der Konflikt könnte weitreichende Folgen für das amerikanische Parteiensystem haben.

Im Präsidentschaftswahlkampf 2024 galt Musk als einer der wichtigsten Unterstützer Trumps. Mit Spenden von über 250 Millionen Dollar, seiner Position als Leiter der neu geschaffenen Behörde „Department of Government Efficiency“ (DOGE) sowie kontinuierlicher politischer Rückendeckung trug Musk zur Etablierung von Trumps zweiter Amtszeit bei. Der Bruch kam dennoch nicht überraschend. Beobachter verweisen auf wachsende Differenzen bei Steuer-, Umwelt- und Haushaltspolitik.

„One Big Beautiful Bill“ und der Bruch mit Trump

Auslöser für die Eskalation war Trumps jüngstes Steuer- und Ausgabengesetz, das als „One Big Beautiful Bill“ bezeichnet wird. Es umfasst weitreichende Steuersenkungen, massive Infrastrukturprojekte, aber auch den Abbau zahlreicher Umweltanreize. Musk bezeichnete es als „ekelhaftes Monstrum“ und kritisierte vor allem die massive Neuverschuldung und die Streichung von Subventionen für nachhaltige Technologien. In einem Post auf X sprach er von der GOP (Grand Old Party – Republikaner) als „PORKY PIG PARTY“ – eine Anspielung auf klassische republikanische Haushaltssünden trotz öffentlicher Bekenntnisse zu fiskalischer Disziplin.

Diese Kritik kommt nicht von ungefähr. Musks Geschäftsmodell basiert zu erheblichen Teilen auf staatlicher Förderung: Tesla erhielt seit seiner Gründung Milliardenhilfen durch Steuererleichterungen und Umweltprogramme, SpaceX wiederum profitiert von NASA- und Pentagon-Aufträgen. Trumps Andeutung, diese Programme künftig zu überprüfen, ließ die Tesla-Aktie zuletzt um mehr als 5 Prozent fallen.

Die „America Party“ als politische Kampfansage

Musk kündigte an, eine eigene Partei zu gründen, sollte das Gesetzespaket verabschiedet werden. In einer Erklärung bezeichnete er das aktuelle US-Parteiensystem als „Einheitspartei mit kosmetischen Differenzen“ und kündigte an, eine politische Heimat für die „80 Prozent in der Mitte“ schaffen zu wollen. Seine Umfrage auf X – mit 5,6 Millionen Teilnehmern – ergab eine Zustimmung von 80,4 Prozent zur Parteigründung. Politikwissenschaftler warnen jedoch vor einer Überschätzung dieser Zahlen: Die X-Nutzerschaft decke nicht die demographische Breite des amerikanischen Elektorats ab.

Historisch betrachtet sind Versuche, eine dritte Partei zu etablieren, in den USA stets gescheitert. Weder Ross Perots „Reform Party“ in den 1990ern noch jüngere Initiativen wie „No Labels“ konnten das traditionelle Zwei-Parteien-System aufbrechen. Grund dafür sind die föderalen Wahlrechtsvorgaben: Jedes Bundesland hat eigene Regeln für die Registrierung neuer Parteien, oft verbunden mit hohen Hürden bei Unterschriftensammlungen und Mindeststimmenanteilen. Selbst mit Musks Ressourcen dürfte es Jahre dauern, bis die „America Party“ strukturell verankert wäre.

Musks politische Motive: Idealismus oder Eigeninteresse?

Die Reaktionen auf Musks Ankündigung sind gespalten. Unterstützer feiern den Schritt als längst überfällige Disruption eines verkrusteten Systems. Kritiker hingegen werfen ihm vor, seine politischen Aktivitäten dienten vor allem dem Eigennutz. Bereits in seiner Zeit als Trump-Unterstützer habe Musk zahlreiche regulatorische Vorteile für Tesla und SpaceX erhalten. Nun, da seine Interessen bedroht seien, setze er auf Konfrontation.

Zudem stellt sich die Frage nach seiner politischen Programmatik. Bisher blieb Musk Antworten auf zentrale Fragen schuldig: Wie will er Defizite abbauen und gleichzeitig seine ambitionierten Infrastruktur- und Technologiepläne finanzieren? Wie sieht seine Position zu sozialpolitischen Themen aus, die in den USA wahlentscheidend sind? Bislang bleibt sein Konzept eher ein populistisches Sammelbecken politisch Unzufriedener.

Auswirkungen auf das Parteiensystem

Sollte Musk seine Pläne tatsächlich umsetzen, könnte dies vor allem den Republikanern schaden. In einer ohnehin polarisierten Wählerschaft würde eine dritte Partei vor allem konservative Stimmen spalten. Demokratische Strategen werten Musks Initiative bereits als unerwartete Chance, 2028 mit einem Vorsprung in den Swing States ins Rennen zu gehen.

Es bleibt jedoch offen, ob Musk seine Ankündigung durchzieht. Bereits 2022 drohte er mit einer republikanischen Abspaltung, nachdem die Partei Bidens Infrastrukturgesetz teilweise mitgetragen hatte. Letztlich blieb es bei Tweets ohne wirkliche Folgen.

Fest steht: Musks Angriff auf Trump zeigt die Verwundbarkeit des US-Präsidenten innerhalb des eigenen Lagers. Er verdeutlicht zudem, wie sehr politische Loyalität in den USA zunehmend an personalisierte Geschäftsinteressen gekoppelt ist. Für Musk selbst birgt die Eskalation ein erhebliches Risiko – politisch, ökonomisch und unternehmerisch.

Autor: Andreas M. Brucker

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