Tag & Nacht

Die jüngste Ankündigung eines Waffenstillstands zwischen Israel und der Hamas gibt Hoffnung auf eine Atempause im Konflikt – doch die Lage bleibt angespannt und ungewiss. Am Sonntag, den 19. Januar, trat der vorläufige Waffenstillstand in der Region Gaza um 11:15 Uhr Ortszeit in Kraft, nachdem er ursprünglich für den frühen Morgen geplant war. Verzögerungen gab es wegen der Veröffentlichung der Namen dreier israelischer Geiseln, die noch am selben Tag freigelassen werden sollen.


Geiselfreilassung: Drei Frauen kehren zurück

Nach monatelanger Ungewissheit für die Angehörigen hat die Hamas die Namen der freizulassenden Geiseln bekannt gegeben: Doron Steinbrecher (31 Jahre), Romi Gonen (24 Jahre) und Emily Damari (28 Jahre). Sie wurden am 7. Oktober 2023 entführt – ein Schicksal, das viele Israelis und ihre Familien weiterhin belastet. Der Mediator aus Katar und die israelischen Behörden bestätigten die Liste.

Die Freilassung dieser drei Frauen markiert den Auftakt eines sechswöchigen Abkommens, das sowohl die Freilassung von insgesamt 33 Geiseln aus Gaza als auch die Entlassung von 737 palästinensischen Gefangenen aus israelischen Gefängnissen vorsieht. Nach ägyptischen Angaben könnte die Zahl der freizulassenden palästinensischen Gefangenen sogar 1.890 erreichen.


Palästinensische Gefangene: Wer wird zuerst freigelassen?

Am ersten Tag des Abkommens plant Israel, 95 palästinensische Häftlinge zu entlassen. Dabei handelt es sich überwiegend um Frauen und Minderjährige, viele von ihnen wurden nach den Eskalationen vom 7. Oktober festgenommen. Der jüngste Gefangene auf der Liste ist gerade einmal 16 Jahre alt. Die Freilassungen sollen nachmittags, gegen 16:00 Uhr Ortszeit, beginnen.


Politische Spannungen in Israel

Die Waffenruhe ist nicht nur in der internationalen Arena umstritten – auch innerhalb Israels sorgt sie für Spannungen. Der rechtsextreme Minister Itamar Ben Gvir und seine Partei „Jüdische Stärke“ kündigten am Sonntag den Austritt aus der Regierungskoalition von Premierminister Benyamin Netanjahu an. Sie bezeichneten das Abkommen mit der Hamas als „skandalös“. Diese politische Spaltung wirft einen Schatten auf die innenpolitische Stabilität des Landes und zeigt, wie kontrovers die Verhandlungen aufgenommen werden.


Ein „provisorischer“ Waffenstillstand

Premierminister Netanjahu betonte in einer Fernsehansprache, dass dieser Waffenstillstand nur vorübergehend sei. „Wir behalten uns das Recht vor, die militärischen Operationen jederzeit wieder aufzunehmen – mit der Unterstützung der Vereinigten Staaten“, erklärte er. Sollte die Hamas den Waffenstillstand brechen, drohte er mit „noch härteren Reaktionen“.

Doch wie stabil kann ein solcher Waffenstillstand sein, wenn er von der ständigen Möglichkeit erneuter Gewalt überschattet wird? Gerade in dieser hochbrisanten Situation scheint der Frieden auf tönernen Füßen zu stehen.


Ein schmerzhaftes Kapitel schließt sich: Rückkehr eines Soldaten nach zehn Jahren

Inmitten dieser Entwicklungen gelang es der israelischen Armee, den Körper eines seit 2014 in Gaza verschollenen Soldaten zu bergen. Diese „spezielle Operation“ war eine zusätzliche, emotionale Nachricht für viele Israelis, die ihre Angehörigen vermissen.


Hoffnung und Skepsis

Dieser Waffenstillstand ist ein Versuch, Menschenleben zu schützen und Raum für humanitäre Maßnahmen zu schaffen. Aber kann ein solcher Deal wirklich langfristigen Frieden fördern? Die Befürchtungen, dass die Gewalt wieder aufflammen könnte, sind nicht unbegründet. Dennoch: Für die betroffenen Familien – sowohl der Geiseln als auch der Gefangenen – bedeutet dieser Tag ein Licht inmitten eines langen Dunkels.


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