Tag & Nacht

Die malerischen Calanques von Marseille – ein Ort, der für seine atemberaubenden Klippen und türkisfarbenen Gewässer bekannt ist. Doch in den letzten Jahren wurde die Schönheit dieses Naturparadieses durch die Auswirkungen des Tourismus getrübt. Lärm, Abgase und die Störungen der Tierwelt sind die Kehrseite des Booms. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzen einige der Touristenboote nun auf Elektromotoren – zumindest auf einem Teil ihrer Strecke.

Der Übergang zur Elektromobilität: Ein leiserer Weg durch die Natur

Seit vier Monaten testet ein Touristenschiff in Marseille eine neue Technologie: Bei der Einfahrt in den Parc national des Calanques wird der Dieselmotor abgeschaltet, und das Boot fährt vollständig elektrisch weiter. Ein deutlicher Unterschied – nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Passagiere. Ohne das laute Brummen der Motoren können sie die natürliche Schönheit und die Ruhe dieses einzigartigen Ortes viel intensiver erleben.

Diese Maßnahme dient nicht nur der Verbesserung des Erlebnisses für Touristen. Sie hat auch handfeste ökologische Vorteile: Durch die Umstellung auf Elektromotoren können jährlich bis zu 40.000 Liter Diesel eingespart werden. Das reduziert die Treibhausgasemissionen erheblich und ist ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaschutz.

Doch warum fährt das Schiff nicht die gesamte Strecke elektrisch? Die Antwort liegt in der Technologie: Die Batterien sind derzeit noch nicht leistungsfähig genug, um die komplette Route abzudecken. Der Wechsel auf Elektroantrieb erfolgt daher nur innerhalb des geschützten Bereichs des Nationalparks. Außerhalb der Calanques übernimmt wieder der Dieselmotor – ein Kompromiss, der zumindest einen Teil der Strecke umweltfreundlicher macht.

Investitionen für die Zukunft: Ein teurer, aber notwendiger Wandel

Um diese Innovation möglich zu machen, waren erhebliche Investitionen nötig. Rund 750.000 Euro wurden in den Umbau des Schiffes gesteckt. Sechs leistungsstarke Batterien wurden installiert, die nach jeder Fahrt im Hafen wieder aufgeladen werden. Ein großer Teil dieser Kosten wurde vom Parc national des Calanques selbst getragen – ein klares Zeichen dafür, wie ernst die Verantwortlichen den Schutz dieses einzigartigen Ökosystems nehmen.

Doch die Umstellung auf Elektroantrieb ist nur der erste Schritt. Obwohl das Schiff im Herzen der Calanques nun fast geräuschlos unterwegs ist, hallt der Lärm der herkömmlichen Motoren von anderen Booten noch immer von den Felsen wider. Dieser Lärm stört die empfindliche Tierwelt der Region, insbesondere die Meeresbewohner, die auf ihre akustische Wahrnehmung angewiesen sind.

Ein Balanceakt: Tourismus und Naturschutz in Einklang bringen

Der Einsatz von Elektromotoren in den Calanques ist ein vielversprechender Ansatz, um den Tourismus nachhaltiger zu gestalten. Doch er zeigt auch die Herausforderungen auf, die mit einem solchen Wandel einhergehen. Die Technologie ist noch nicht ausgereift genug, um auf breiter Basis eingesetzt zu werden – das wird deutlich. Gleichzeitig steht fest, dass der Schutz der Natur keine halben Sachen verträgt.

Man könnte sagen, die Zukunft liegt im leisen Rauschen der Elektromotoren. Aber wie bringt man die Lauten zum Schweigen? Wie überzeugt man alle Betreiber, auf umweltfreundlichere Technologien umzusteigen? Es ist ein langer Weg – doch jeder Schritt zählt.

Am Ende bleibt die Hoffnung, dass die Schönheit der Calanques noch lange erhalten bleibt – für uns, für die kommenden Generationen und für die Tiere, die dort leben. Denn letztlich sollte die Natur selbst im Mittelpunkt stehen – und nicht der Motorenlärm.


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