Tag & Nacht

Polemik nach Äußerungen von Elisabeth Borne. Die Premierministerin, die am Dienstag, dem 7. Juni, Gast des Senders FranceBleu war, steht unter Beschuss, weil sie einer behinderten Frau die Rückkehr ins Berufsleben nahegelegt hatte.

Ein erster schwerer Schlag für Elisabeth Borne, deren Äußerungen am Dienstag, dem 7. Juni, das Netz in Aufruhr versetzten. Die Premierministerin war zu Gast bei dem Sender FranceBleu und schlug einer behinderten Frau, die aufgrund des Einkommens ihres Mannes keine Beihilfe für behinderte Erwachsene (AAH) erhält, vor, wieder arbeiten zu gehen. Die Aussage der Premierministerin löste in den sozialen Netzwerken Empörung aus, allen voran bezeichnete Jean-Luc Mélenchon Elisabeth Borne als „brutale Technokratin“.

Das ist passiert: Elisabeth Borne ist Gast in der Sendung „Ma France“, die von der Journalistin Wendy Bouchard moderiert wird. Die Premierministerin will live auf Fragen der Zuhörer antworten. Es folgt die Frage von Dolorès, die erzählt, dass sie nach „einem sehr schweren Unfall“ im Rollstuhl sitze. Dolorès ruft an, um „zu erfahren, ob der Staat etwas für Menschen mit Behinderungen zu tun gedenkt“, Dolores kann keine Sozialhilfe erhalten: „Ich habe Sozialhilfe beantragt, aber da mein Mann 1.800 Euro erhält, sagt man mir, dass ich Anspruch auf nichts habe, weil wir die Höchstgrenzen überschreiten, obwohl wir in Nizza eine Miete von 1.000 bezahlen müssen. Ohne meinen Ehemann würde ich auf der Straße sitzen“, klagt Dolorés.

„Ich spüre Ihre Emotionen, Dolores“, antwortet die Premierministerin zunächst. „Ich denke, dass wir unbedingt eine Lösung für Sie finden müssen“, fährt sie fort, bevor sie ihr eine Rückkehr ins Berufsleben vorschlägt: „Dann gibt es noch die Art und Weise, wie wir Sie begleiten können, damit Sie vielleicht wieder eine berufliche Tätigkeit aufnehmen können. Ich kann mir vorstellen, dass das etwas ist, was Sie sich wünschen“, meint Elisabeth Borne.

Langes Schweigen, dann eine Antwort: „Ich liebe es, wenn Frau Premierministerin sagt, dass ich wieder ins Berufsleben einsteigen soll, aber Sie wissen, dass ich im Rollstuhl sitze …“. Die Zuhörerin bricht in Tränen aus, Borne wiederholt: „Ich höre Ihre Emotionen, Dolorés (…)“. Elisabeth Borne scheint das Unbehagen zu spüren und versucht, sich zu beruhigen: „Vielleicht ist es nicht der richtige Zeitpunkt, um über eine Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit zu sprechen“. Zu spät, der Schaden ist angerichtet.

Auf Twitter sorgt die Sequenz für Reaktionen, vor allem auf Seiten der Linken. Für Jean-Luc Mélenchon ist die Premierministerin eine „brutale Technokratin“. „Élisabeth Borne demütigt aus Versehen oder aus Lust? 1 Million Arbeitslosengeldempfänger wissen, dass sie ihnen in die Taschen gegriffen hat. Hier erniedrigt sie eine Frau im Rollstuhl“, schrieb der Nupes-Chef auf Twitter.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!